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Donnerstag, 31. Juli 2025

Im Kino: I Like Movies

Der Film der kanadischen Regisseurin Chandler Levack ist ein Coming-of-Age-Drama über einen narzistischen jugendlichen Filmfreak, das im Jahr 2001 kurz vor Ende der High School in einem Vorort Torontos spielt. 

Der Protagonist macht ab und zu kleine Filme mit seinem Freund, träumt von einer New Yorker Filmhochschule, muss aber realisieren, dass er und seine Mutter das Ziel ohne Förderstipendium nicht werden realisieren können. 

Einstweilen jobbt er nebenbei in einer Videothek. Obwohl er zunächst mit seiner Marktchefin gut klar kommt, eckt er mit seinem narzistischen Verhalten und seinen hemmungslos ehrlichen Meinungen jedoch überall an und bekommt schnell auch psychische Krisen, die ihn letztendlich auch seinen Job kosten. 

Der Film kann mit einer überzeugend authentisch agierenden Crew an Darsteller*innen und vielen Filmzitaten punkten, weniger jedoch mit den Filmlocations.

Eine gelungene Coming-of-Age-Geschichte eines selbsternannten Außenseiters, der lernen muss, dass man allein nicht wirklich weiterkommt“, meint epd-film.

Mittwoch, 30. Juli 2025

Im Kino: Leonora im Morgenlicht

In Anlehnung an einen Roman von Elena Poniatowska aus dem Jahr 2011 inzenierten Thor Klein & Lena Vurma diesen Film über die surrealistische britisch-mexikanische Malerin Leonora Carrington (1917-2011). 

Der Film spielt weitgehend etwa zwischen 1937 und 1950/55 in Frankreich, später Spanien und Mexico. Er beginnt mit einer Liebesbeziehung zu dem deutschen Maler Max Ernst in Frankreich, von dem sie die Inspiration übernimmt, sich auch der surrealistischen Malerei zuzuwenden. Diese Beziehung endet mit der Zwangsinternierung des Deutschen im Vorfeld des 2. Weltkriegs. 

Die Malerin (Olivia Vinall) flüchtet nach Spanien, doch sie hat dann wohl einen Nervenzusammenbruch, der zu ihrer Einweisung in eine Nervenheilanstalt führt. Der Film zeigt Folterszenen, die damals als „Behandlung“ galten, etwa mit Elektroschocks. 

Später flüchtet sie über Portugal nach Mexico. Ihre Ehen werden im Film nur kurz angerissen. Breiteren Raum haben im Film surrealistisch wirkende Fantasien der Frau, in denen beispielsweise wilde Tiere (Hyänen) durch alte Häuser schleichen und Leute anfallen. Diese Szenen haben wohl auch Bezug zu ihrem künstlerischen Schaffen, das nur sehr rudimentär dargestellt wird. 

Insgesamt kann der Film in seiner Bildgebung gefallen, wirkt aber bruchstückhaft. Film-rezensionen lobt „die dichte, zuweilen unwirkliche Atmosphäre, die der Film erzeugt“.

Montag, 28. Juli 2025

Im Kino: The Life of Chuck

Mike Flanagan's Film schwebt zwischen Fantasy, Märchen und Science Fiction. 

Basierend auf einem Kurzroman von Stephen King, wird in drei Akten, beginnend mit dem Ende, von einem US-amerikanischen Typen erzählt, der schon in jungen Jahren an einem Gehirntumor verstirbt. Gleichzeitig geht irgendwie die Welt unter, Naturkatastrophen, das Internet, alle Technik versagt, die Leute verschwinden vom Job, von den Straßen, schließlich verschwinden auch die Planeten und Sterne vom Himmel. Spielt sich diese Geschichte im Kopf des Protagonisten ab? Er verschwindet und mit ihm seine Welt? 

Der zweite Akt erzählt im Prinzip nur eine Tanzszene auf einer Einkaufsszene. Sehr beeindruckend in Szene gesetzt. 

Der erste Akt spielt in einigen Jahren seiner Kindheit. Er erzählt von der Schule, einer für ihn bedeutenden Lehrerin, vom Tanzen lernen und von der Welt der Mathematik, die ihm sein als Buchhalter arbeitender Großvater erzählt. 

Der Film „ist zugleich rätselhaft fiktives Biopic, entspannter Katastrophenfilm, Coming-of-Age-Erzählung, melancholische Liebesgeschichte und magisches Musical“, sagt epd-film. Diese Mischung und eine insgesamt rätselhafte Geschichte dürfte wohl den Wert des Films ausmachen.

Donnerstag, 10. Juli 2025

Im Kino: Black Tea

Der mauretanische Regisseur Abderrahmane Sissako präsentiert hier eine Migrationsgeschichte, allerdings eher verträumt als sozialrealistisch erzählt. 

In der Elfenbeinküste verweigert ein Frau am Traualtar das „Ja“-Wort zur Ehe und emigriert nach China (Guangzhou). Wie sie dort hin kommt, ist nicht Thema des Films, vielmehr arbeitet sie dort plötzlich im Teegeschäft eines Chinesen und wird von ihm auch in die Teezeremonien eingeführt. Sie macht Bekanntschaften im unmittelbaren Umfeld, in dem andere Geschäfte liegen. 

Filmdienst.de konstatiert, dass das Viertel in Guangzhou „als eine ideale Gemeinschaft gezeichnet [wird], in der ein freundschaftliches Miteinander von Chinesen und Afrikastämmigen gepflegt wird und man neugierig, verständnisvoll und offen für die Kultur der anderen aufeinander zugeht“. 

Konflikte und psychische Narben der Protagonist*innen deutet der Film mehr an, als dass er von ihnen und den Hintergründen nachvollziehbar erzählen würde. 

Ich hatte so meine Schwierigkeiten mit dem sehr artifiziellen Film, er sprach mich nicht an, ich drohte immer einzuschlafen – und authentisch in China gedreht wurde auch nicht, sondern in Taiwan.

Donnerstag, 3. Juli 2025

Im Kino: The Ugly Stepsister

Der Film der norwegischen Regisseurin Emilie Blichfeldt lässt sich unter Body-Horror-Märchen (Aschenbrödel) einordnen. In adligem Umfeld zwischen Schlössern agierend, vielleicht im 18. Jahrhundert angesiedelt, sucht der Prinz eine Frau und lädt zu einem Ball ein. 

Es geht darum, in die engere Auswahl zu kommen, mit Blick auf Etikette und Schönheit. Eine junge Frau versucht es, von der Mutter angeleitet, auch mit rabiaten Methoden gegen ihren eigenen Körper (Bandwurm schlucken), ein Schönheitsarzt hilft mit ebenso rabiaten Methoden wie „Nase richten“ oder „Wimpern annähen“. 

Der Film hat einige eklige Szenen, besonders gegen Ende, als Zehen abgehackt werden und der mittlerweile meterlange Bandwurm nach Einnahme eines Gegenmittels wieder ausgeschieden wird. Ansonsten ist die Inszenierung eher holprig und die Figuren strahlen kein Charisma aus. 

Der Leitsatz »Wer schön sein will, muss leiden« wird hier mal ganz wortwörtlich in seinen Extremen durchexerziert“, sagt epd-film

Aus meiner Sicht ist dies ein eher durchschnittlicher Film geworden.

Sonntag, 29. Juni 2025

Im Kino: Zikaden

Ina Weisse hatte schon in 2019 mit „Das Vorspiel“ einen Film gemacht, den ich als „gut“ bewertete. Und Nina Hoss hat die tragende Rolle, sicher eine meiner (deutschen) Lieblingsdarstellerinnen, die ich seit 2007 schon häufiger in Kinofilmen gesehen habe (Top-Film „Barbara“, 2012). 

Ihr neuer Film erzählt vom „individuellen Untergang“ in der Provinz Brandenburg. Es kommt hier faustdick, insbesondere für Rentner*innen. Es geht um Gehirnblutung, Schlaganfall, Pflegeproblemen in dünnbesiedelter Gegend, aber durchaus nicht nur. Es gibt auch oft unbeaufsichtigte Kinder zu sehen, die tote Vögel sezieren oder in Lost Places zündeln, es geht um prekäre, dünn gesäte Jobs für junge Leute. 

In all dem muss die Protagonistin das Ende der Selbständigkeit ihrer Eltern mit ansehen und regeln, die gut situiert sind (Vater Architekt) und hier in einem Wochenendhaus leben, aber unmöglich noch gut zurecht kommen können, zumal der Mann nun im Rollstuhl sitzen muss. Und ihre Ehe mit einem französischen Ingenieur bröckelt auch zunehmend. Eine junge alleinerziehende Mutter, die nahebei wohnt, kämpft sich durch prekäre Jobs (Küche, Bowlingbahn, …), sie lernen sich kennen, sie hilft schließlich bei der Pflege mit, aber sie kommen aus verschiedenen Welten. 

„Die Probleme sind asymmetrisch, werden aber gleichgeschaltet – und stehen der feinen Annäherung von Anja und Isabel im Weg“, sagt kino-zeit. Stimmt. 

Insgesamt ist es ein ziemlich guter Film, voll von Sozialrealismus. Man guckt ihn wahrscheinlich nur einmal. Wie gesagt, er handelt vom „individuellen Untergang“, von meinem, aber auch von Deinem, es ist nur eine Frage der Zeit, wann er geschieht und welche Form er annimmt.

Samstag, 28. Juni 2025

Im Kino: Die Bonnards – Malen und Lieben

Martin Provost's Film spielt etwa in der Zeit von 1893 – 1943. Er handelt von einer großen Liebe zu einer Frau, die er 1893 als Aktmodell für seine Bilder kennen lernte, aber auch von Betrug, der diese Beziehung über Jahrzehnte belastete. Seine Frau starb 1942, der Maler selbst 1947. 

Der Film beginnt attraktiv-gemütlich mit Aktmalerei, nach dem Kennenlernen auch mit Sexszenen, pendelt über Jahre zwischen zwischen Paris und einem abgeschiedenen Landhaus an der Seine, wo sie nackt baden können und gelegentlich Besuch empfangen, der im Kanu anreist, etc.

Doch die Beziehung wird für die Frau immer belastender, da der Maler auch andere Frauen als Aktmodell empfängt und zunehmend nicht treu ist, also ein typisches Problem, bei dem Männer die Frauen nicht auf gleicher Höhe behandeln, sicher weit verbreitet vor 1980 und erst recht vor 1960. Das kann heute ja auch noch so sein, sogar in Deutschland.

Cécile de France ist sicher schon über 20 Jahre eine meiner liebsten französischen Hauptdarstellerinnen, kann aber auch nicht unbedingt einen ganzen Film tragen, wenn das Drehbuch oder die Story nicht richtig einschlagen. Der erste von mir mit „gut“ bewertete Film, in dem sie auftrat, war „Ein perfekter Platz“ (2006). In diesem Film hier ist sie sicher das „Highlight“. 

Die Geschichte wird zunehmend düsterer, reicht sie doch bis zum Tod der Ehefrau im Landhaus und etwas darüber hinaus. Insgesamt ist es ein ziemlich guter Film geworden, es reicht aber eventuell aufgrund der unspektakulären Inszenierung nicht für meine Jahres-Bestenliste. 

Erfreulich oft gelingt es diesem Film, die Entstehung von Kunst erfahrbar zu machen“, meint epd-film. Ja, das stimmt wohl, aber es gibt bessere Filme, die das konnten.

Sonntag, 25. Mai 2025

Im Kino „Oslo Stories – Sehnsucht“

Dag Johan Haugerud's Oslo-Film handelt von einem Mann, der ein sexuelles Erlebnis mit einem anderen Mann hat und dies sowohl seiner Frau als auch einem engem Arbeitskollegen erzählt. Im weiteren Verlauf hat die Frau verständlicherweise Schwierigkeiten, dies zu verarbeiten. Sie diskutieren tagelang über dessen Bedeutung. 

„Haugeruds Realität fühlt sich nicht nur realer als jede Realität an, sondern auch so viel klüger, schöner und besser“, meint artechock

Ich selbst war nicht so begeistert, auch weil nicht alle Leute so blöd bzw. naiv sind wie der Protagonist der Geschichte, aber es gibt immerhin wieder ein paar schöne Oslo-Bilder und auch dieser dritte Teil der Oslo Stories wird von einem jazzigen Soundtrack dominiert.

Aus meiner Sicht fällt die Trilogie, in der voneinander unabhängige Geschichten erzählt werden, jedoch bis zum dritten Teil hin deutlich ab.

Mittwoch, 21. Mai 2025

Im Kino: Transamazonia

Pia Marais' in Französisch Guayana gedrehter Film spielt im Amazonas-Dschungel. Einerseits handelt der Film von einem Konflikt zwischen einem indigenen Stamm und Holzfällern, andererseits von einer jungen weißen Frau (Helena Zengel), die dort mit einem christlichen Heilsprediger lebt. Ihr werden Heilkräfte zugeschrieben, nachdem sie in ihrer Kindheit dort mit einem Flugzeug abstürzte und einzige Überlebende war. 

Sie soll auch in dem Konflikt vermitteln, indem sie die kranke Frau des Sägewerksbesitzers heilt. Gleichzeitig kämpft sie mit traumatischen Erinnerungen an den Flugzeugabsturz und wird durch alte Fotos mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. 

Einerseits konnte der Film den Regenwald auch in Details (Pflanzen, Kleintiere) gut einfangen, ebenso die schwül-heißen Lebensbedingungen, andererseits wirkt er nicht besonders fokussiert und hat mitunter Längen aufgrund der langsamen Kameraarbeit. Nach kino-zeit wirkt der Film mit Themen wie Postkolonialisierung, Zugehörigkeit, Vertreibung, Missionierung und der systematischen Zerstörung des Regenwalds auch inhaltlich überfrachtet.

Donnerstag, 15. Mai 2025

Im Kino: Parthenope

Paolo Sorrentino hat hier ein ziemlich somnambul-entrücktes Werk geschaffen. Es handelt von einer schönen, aber dennoch relativ unnahbaren Frau (Celeste Dalla Porta) und von der Umgebung (Capri, Neapel), in der sie in gehobenen sozialen Verhältnissen lebt. 

Irgendwann in den 1950er Jahren beginnend, verdreht sie den Männern die Köpfe, doch der Freitod ihres Bruders verschattet bald ihr Gemüt, so dass diese ihr nicht mehr sehr nahe kommen können, und sie verfolgt fortan ihre UNI-Karriere als Anthropologin. 

Es gibt einige wenige, eher bizarre Sexszenen in diesem Film, die wahrscheinlich die Ab-16-Freigabe begründen. 

Parthenope ist ein Film darüber, dass man manche Menschen verlieren kann, die man zum Überleben braucht. Andere nie findet. Und das Leben trotzdem weitergeht“, meint artechock

Der über 2-stündige Film ist zu lang. Es gab aus meiner Sicht schon bessere Sorrentino-Filme, etwa „Ewige Jugend“ (2015).

Montag, 12. Mai 2025

Im Kino: Oslo Stories – Träume

Dag Johan Haugerud's zweiter Teil der Oslo Stories, der auf der Berlinale den Goldenen Bären gewann, erzählt von einer 16-jährigen Schülerin, die sich in einer ihrer Lehrerinnen verliebt und diese Geschichte einem Tagebuch anvertraut. 

Doch faktisch lernt sie bei ihrer Lehrerin zu Hause vor allem stricken – und damit haben wir aus meiner Sicht vielleicht einen nicht so spannenden Plot. 

Das Mädchen vertraut ihr Tagebuch später der Oma und diese der Mutter an. Und letztendlich entscheiden sie mit Zustimmung der Lehrerin gemeinsam, das Tagebuch aufgrund seiner Qualitäten zu veröffentlichen. 

Auch wenn der Film vielleicht dialogtechnisch nicht an den ersten Teil der Oslo Stories heranreicht, ist es immer noch eine ungewöhnliche Geschichte, die so erst einmal erdacht werden musste. 

Berührend, erhellend, faszinierend und stets überraschend. Großes Kino“, meint artechock.

Sonntag, 11. Mai 2025

Im Kino: Oslo Stories – Liebe

Dag Johan Haugerud's Film spielt natürlich in Oslo. Erzählt wird aus dem Alltagsleben einer Krankenhausärztin und von von einem jüngeren homosexuellen Mann, der ihr als Pflegekraft zugeordnet ist. 

Als sie sich zufällig auf einer kurzen Schiffspassage zu einer Insel treffen, sprechen sie über Sex. Er offenbart ihr, dass er hier auf den Schiffspassagen häufig mittels der Dating-App „Tinder“ Partner für unverbindlichen Sex sucht. Die Ärztin probiert das auch bald erfolgreich aus. 

Obwohl es in diesem Film sehr unverkrampft um unverbindlichen Sex geht, geht es nicht nur um Sex, sondern auch um Krebsdiagnosen und ihre Folgen. Auch dieses Thema wird sehr unverblümt, unverkrampft und mit viel Empathie am Beispiel einer Prostatakrebs-Operation angegangen. 

Der Film lebt vor allem von seinen natürlich agierenden Schauspieler*innen und den tiefsinnigen Dialogen, und kann nebenbei auch noch Oslo ansprechend präsentieren. Eher ungewöhnlich für norwegische Filme, oder? 

Die Protagonist*innen „formulieren intime Geständnisse, entblößen sich psychisch voreinander – und das mit einer Selbstverständlichkeit, die immer aufs Neue erstaunt“, stellt epd-film fest.

Freitag, 18. April 2025

Im Kino: Another German Tank Story

Jannis Alexander Kiefer's Film handelt mal wieder wie zuvor schon der Film „Mit der Faust in die Welt schlagen“ von ostdeutschen Befindlichkeiten in der Provinz, die auch hier gehörig abgehängt wirkt. Ein verschlafenes Dorf in Brandenburg mit überalterter Bevölkerung ist Schauplatz. 

„Leben“ kommt ins Dorf, als eine Filmcrew dort auf einem abgesperrten Gelände einen Film zum Zweiten Weltkrieg zu drehen beginnt und dafür sogar ein alter Panzer angeschleppt wird. Eine Reihe Dorfbewohner dürfen als Komparsen mitspielen, doch davon sehen wir im Film nichts weiter. 

In bieder-kauzigem Ambient einer stehengebliebenen Zeit wurschteln einige Dorfbewohner so herum, versuchen sich z.B. als Chauffeur ohne Führerschein, profitieren aber kaum von den Dreharbeiten. 

Auch wenn die Settings visuell durchaus ansprechen, fehlt es dem Film aus meiner Sicht an Dynamik und halbwegs spannend auserzählten Handlungssträngen. Erinnert mich manchmal drehbuchtechnisch an verschrobene Kaurismäki-Filme. 

Lt. epd-filmbleibt der Film eine etwas starr wirkende Zustandsbeschreibung“.

Mittwoch, 16. April 2025

Im Kino: Der Wald in mir

Sebastian Fritzsch' Film erzählt von einem psychisch auffälligen Studenten und Natur- und Tierfreund, der eine Frau kennen lernt, aber zunehmend psychotische Züge entwickelt. Das Filmplakat reizte mich. 

In seiner Wohnung gibt es diverse Terrarien, mit Schlange und Grillen. Gern ist er in der Natur unterwegs, ahmt auch die Stimmen von Tieren nach. Seine neue Freundin, die Klimaaktivistin ist, kommt mit. Sie verbringen diverse Liebesnächte zusammen, mal bei ihm, mal bei ihr oder in einer Waldhütte. Dennoch zieht sich der Mann immer tiefer in sich selbst oder in den Wald zurück, hört Geräusche und Stimmen, die offensichtlich nur in seinem Kopf existieren. 

Als die Frau ihren Freund auf einem alten Baum mit einer Eule kommunizieren sieht, ruft sie den Rettungswagen, der den Mann in eine psychiatrische Klinik verfrachtet. Nach mehrwöchigem Aufenthalt wird er wieder entlassen, sie kommen sich erneut näher, doch sein normalisierter Zustand ist nicht von Dauer, die Entwicklung zum Tier ist angedeutet. 

Im Grunde gefiel mir dieser Film ganz gut. Er zerfällt aber in drei Teile, denn der mittlere Teil spielt in der Psychiatrie und liefert eine ganz andere, steril-kalte Atmosphäre ab, die in sehr starken Kontrast zu der verschroben-mystischen Atmosphäre am Beginn und gegen Ende des Films steht. 

Schauspielerisch können die Hauptdarsteller*innen (Leonard Scheicher & Lia von Blarer) durchaus überzeugen, auch Soundtrack incl. Geräuschen und die Settings außerhalb der Klinik überzeugen. 

Sehenswert, wenn eine Rückbesinnung auf die Natur ausnahmsweise mal zu einem furchteinflößenden Irrweg wird“, meint film-rezensionen.

Montag, 14. April 2025

Im Kino: Louise und die Schule der Freiheit

Éric Besnard's Film spielt 1889/90 in den Bergen der Haute-Loire. Eine Lehrerin (Alexandra Lamy) siedelt nach ihrer Versetzung dorthin in ein kleines, malerisches Dorf mit Kirche, Burgruine, einer Handvoll Steinhäusern, um eine Schule zu betreiben. Im teilweise stillgelegten Kuhstall des Bürgermeisters kommt sie unter und richtet diesen auch für ihren Schulunterricht her. 

Im Dorf ist sie eine Fremde, wird kaum wahrgenommen, eher geschnitten. Schüler*innen kommen zunächst über Wochen auch nicht, denn diese müssen auf den Höfen und Feldern der zumeist völlig verarmten Bauern mithelfen und die Schulwege in dieser bergigen Gegend sind meist weit, falls – im Winter – überhaupt passierbar. 

Die Situation ändert sich erst, als als der Bürgermeister ihr bei der Anwerbung hilft und sie die Eltern gemeinsam auf den Höfen aufsuchen und sie im Rahmen eines Deals erfolgreich bei der Geburt eines Kindes mithilft. Doch es gibt weiterhin Konflikte, resultierend aus dem Umstand, dass Eltern den Nutzen der Schulbildung nicht erkennen wollen und die Kinder bei der Arbeit zumindest zeitweise fehlen. 

Der Film ist in seiner Umsetzung streckenweise sehr poetisch, an Dramaturgie, Intensität und Brutalität fehlt es etwas; dennoch konnte der Film mir insgesamt aufgrund seines Settings und der Hauptdarsteller*innen gefallen. Bei den „historisch-dörflichen“ Schulfilmen dieses Jahres ist jedoch der spanische Film „Der Lehrer, der uns das Meer versprach“ die interessantere Wahl. 

Bleibt aber in seiner Auseinandersetzung mit sozialen Themen eher oberflächlich“, meint film-rezensionen.

Sonntag, 13. April 2025

Im Kino: Meine letzte Nacht mit einem Vampir

Der Film des französischen Regisseurs Romain des Saint-Blanquat ist ein Coming-of-Age-Drama. Es geht um weibliches Begehren, Erwachsenwerden und Rebellion. 

Im Mittelpunkt stehen zwei schöne etwa 17 Jahre alte Mädchen, die im Jahr 1967 in einem von Nonnen geführten Mädchen-Internat leben. Sie haben einen etwas „okkulten Hang“, glauben an Weissagungen durch Pendelschwingungen etc. 

Durch einen Metallzaun wird ihnen zu nächtlicher Stunde ein Zettel mit einer Einladung zu einer Fete gereicht. Dort wollen sie hin, türmen aus dem Internat und überzeugen in einer Kneipe einen etwas merkwürdigen Mann, sie mit Auto dort hinzubringen. Das klappt, auch wenn der Mann das Auto erst stehlen muss. 

Das Ziel liegt abgelegen in einem Waldpark, doch in dem Anwesen dort findet tatsächlich eine Fete statt. Die Mädchen sind begeistert von dem Ambiente, der Musik, den Getränken und den jungen Männern. Es kommt zu ersten Knutschereien. 

Der Film punktet visuell und akustisch mit einer häufig psychedelisch-gothischen Atmosphäre, in der die Kontakte der Mädchen und die Geschehnisse etwas merkwürdig wirken. Aus meiner Sicht ist jedoch das Ende des Films enttäuschend banal und es gibt keine echten phantastischen Momente. Es scheint so, als würden die Mädchen die jungen Männer vielleicht für Vampire halten, von denen eventuell eine Bedrohung ausgeht. 

Kino-zeit sagt, es sei „ein märchenhaft-wilder, ekstatischer Film über das Erwachsenwerden der sich tief in die Film- und Bildsprache der späten Sechziger- und frühen Siebzigerjahre hineinlegt“.

Mittwoch, 9. April 2025

Im Kino: Mit der Faust in die Welt schlagen

Constanze Klaue's Film in Adaption von Lukas Rietzschels gleichnamigen und in 2018 erschienenen Roman über das Aufwachsen zweier Brüder in der ostdeutschen Provinz handelt von ziemlich dysfunktionalen Verhältnissen und Strukturen, ohne dass dieser Film viel mit Gewalt zu tun hätte. Schlechte oder keine Jobs, Perspektivlosigkeit und Verwahrlosung sind hier eher inhaltlich bestimmend in diesem Film, der etwa zwischen 2006 und 2015 spielen soll. 

Die Familie kommt eher schlecht zurecht, die Mutter ist als Krankenschwester zumeist überarbeitet und der Vater bekommt handwerklich auch nur wenig auf die Reihe, verfällt langsam dem Suff, während das neue Haus und das alte Auto ziemlich marode sind. 

Frust wird von den Kindern und Jugendlichen dann meist in Vandalismus umgesetzt, wozu auch falsche Freunde und rechtsorientierte Parolen und Aktionen gehören. 

Der Film hat eine ziemlich deprimierende Ausstrahlung und wird es daher wohl auch nicht in meine Jahresbestenliste schaffen. Jede diskutierte und auch gelebte gesellschaftliche Strömung im Westen scheint in der Lebenswelt im Osten kein bisschen angekommen zu sein. Es erscheint mir ein wenig zu plakativ, vielleicht ist der Unterscheid zwischen Großstadt und Provinz größer als zwischen Ost und West.

Der Film „wirkt in hohem Maße realistisch. Nicht eine durchgehende, sich zuspitzende Handlung steht im Vordergrund, sondern episodenhafte Alltagsbeobachtung“, resümiert epd-film.

Dienstag, 8. April 2025

Im Kino: The Assessment

In Fleur Fortune's dystopischen SF-Film lebt ein Bruchteil der Menschheit unter geschützten, klimagesteuerten Kuppeln, während die Menschen in der Außenwelt desaströsen Verhältnissen auf einem weitgehend zerstörten Planeten Erde ausgesetzt sind. Diesen Rahmen setzt der Film visuell nur am Rande um. 

Technisch versiert, hat man auch ein Mittel gefunden, das die Lebenszeit dieser privilegierten Menschen deutlich verlängert. Damit entsteht jedoch das altbekannte Problem von Kindern und Bevölkerungswachstum, für das die Menschheit heute auch nicht ansatzweise eine Lösung gefunden hat. 

Kinder bekommen, ist in dieser Dystopie nur erlaubt, wenn das Paar eine einwöchige Testzeit übersteht und seine Eignung als Eltern nachweisen kann. Es kommt eine junge Gutachterin (Alicia Vikander) in das Haus, das visuell vielleicht an der Küste Gomeras liegen könnte. 

Anfangs guckt sie sich alles nur an und stellt Fragen, möchte dem Paar bald auch beim Sex zusehen. Doch das war nur Tag 1, denn Provokation ist das Mittel der Prüferin, das Paar auseinanderzubringen. Sie schlüpft dann bald in die Rolle des Kindes oder einer Verführerin oder einer Saboteurin, und sie lädt auch unliebsame Gäste ein. 

Sehr cooler Film, überwiegend ruhig mit viel Empathie, auffallend passendem Film-Soundtrack und überzeugenden Darsteller*innen. Am Ende ist dennoch viel total kaputt: die Beziehung, die Prüferin und das große Treibhaus, in dem die Frau des Hauses geforscht und Pflanzen gezüchtet hat. 

Elegant komponierter Science-Fiction-Thriller über ein Paar mit Kinderwunsch in einer optimierten, emotionslosen Welt“, meint epd-film.

Sonntag, 30. März 2025

Im Kino: Für immer hier

Walter Salles' Film erzählt von einer Familie während der Militärdiktatur in Brasilien. Die Familie bewohnt 1971 ein schönes Haus direkt am Meer in Rio de Janeiro. Das Familienleben funktioniert liberal und fröhlich, bis eines Tages der Mann abgeholt wird. Und Tage später auch die Frau und eine der Töchter. Ihnen wird im Auto eine schwarze Kapuze aufgesetzt, damit sie nicht sehen, wohin sie gebracht werden. Die Frau bleibt Wochen im Gefängnis und wird verhört, die Tochter nur einige Tage. 

Sie kommen frei, aber der Ehemann taucht trotz intensiver Recherchen der Ehefrau (Fernanda Torres) nie mehr auf. Das Haus am Meer können sie nicht halten und müssen zu Verwandten nach Sao Paulo ziehen. 25 Jahre später erwirken sie die Freigabe einer Akte, die auch den Totenschein des Mannes enthält. 

Seine widerständige Kraft bezieht der Film aus der erstaunlichen Abwesenheit von Aggression, Wut und Gewalt, aus der Stärke und Präsenz einer einzelnen Frau“, stellt epd-Film fest. 

Sehr einfühlsam, aber dennoch auch streckenweise bedrohlich, ist der Film erzählt.

Mittwoch, 26. März 2025

Im Kino: Das Licht

Tom Tykwer, einer meiner Lieblingsregisseure. In seinem fast 3-stündigen Film analysiert er bundesdeutsche Befindlichkeiten am Beispiel einer vielleicht etwas „dysfunktionalen“ Familie des gehobenen Mittelstandes in Berlin. Diese residiert in einer großen Altbauwohnung. 

Die Eltern haben gute Jobs in der Projektentwicklung, sei es in einer Berliner Werbeagentur oder in der Entwicklungshilfe. Die Frau (Nicolette Krebitz) ist häufig in Kenia, um ihr Projekt voranzutreiben. Die 17-jährigen Kinder leben weitgehend in ihrer eigenen Welt, sei es im online-Gaming zu Hause (der Sohn) oder bei Tech-Parties mit Drogenrausch oder im Klima-Aktionismus (die Tochter). 

Die Eltern können sich eine Haushaltshilfe leisten, und sie brauchen eine neue, da sie ihre alte Haushaltshilfe tot in der oft dunklen Wohnung vorfinden. Mit der neuen, syrischen Haushaltshilfe (Tala Al-Deen) kommt das Licht ins Spiel; denn diese veranstaltet lichttherapeutische Stroboskop-Seancen und kann auch die Familienmitglieder überzeugen, solche zu machen, um die Familie wieder mehr zusammenzubringen. Gegen Ende des Films veranstaltet sie mit ihnen eine selbsttherapeutische Licht-Therapie, um ihr Flüchtlingstrauma zu behandeln, eine Art Toten-Beschwörung. 

Ich weiß nicht, ob der Film der große Wurf ist, aber er ist aus meiner Sicht atmosphärisch-stimmig gelungen, schauspielerisch gut besetzt (u.a. auch Lars Eidinger als Vater) und auch visuell sehr unterhaltsam, mitunter mit kurzen Comic-Sequenzen und Aktionskunst-Tanzeinlagen in der City aufgelockert. Es gibt ansprechende Berlin-Bilder, wobei es meistens in Strömen gießt, und es werden sehr viele Themen aus der bundedeutschen Wirklichkeit der letzten Jahre angerissen. 

Die Filmkritiken sind unterschiedlich, aber selbst Herr Suchstand kommt bei artechock zu dem Ergebnis, dass Herr Tykwer „trotz allem einfach ein überdurchschnittlich guter Regisseur“ sei. Und das liegt in der Tat vor allem an der Bildgestaltung.