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Donnerstag, 18. September 2025

Filmempfehlungen aus dem Kinojahr 2024

Hier sind in alphabetischer Reihenfolge ein Drittel der Filme gelistet, die ich im Kino gesehen habe und für die ich mich nunmehr im Rahmen meiner Bestenliste entschieden habe. Ich merkte zu älteren Listen schon an, dass dies mein sehr subjektiver Eindruck ist. 

Gut und erfolgreich ist bekanntlich zweierlei. Bei insidekino sind die erfolgreichsten Filme 2024 gelistet. Aus der Top 20 habe ich nur zwei Filme überhaupt gesehen, „Dune 2“ (Platz 5), „Eine Million Minuten“ (Platz 16). Beide Filme fand ich nicht so toll. Auf Platz 38 kommt der erste Film, den ich gut fand („Poor Things“). 

All of Us Strangers*****. Andrew Haigh inszenierte hier in Anlehnung an den 1987 erschienenen Roman des japanischen Autors Taichi Yamada einen Film, der sich als anspruchsvolle Schwulen- und Mystery-Geschichte wahrscheinlich zu einem Meilenstein entwickeln wird. Zwei Männer leben in ihren Appartements in einem Hochhaus in London. Sie scheinen die einzigen Bewohner zu sein, und sie kommen sich zögerlich näher. Der Hauptprotagonist will ein Buch über seine Eltern, die vor Jahrzehnten bei einem Autonfall umkamen, und über seine Kindheit schreiben. Er wühlt zu Hause in alten Dokumenten und findet ein altes Foto vom Haus, in dem sie damals wohnten. Während der eine Strang des Films im Hochhaus spielt und die Annäherung der beiden Männer behandelt, spielt der andere Strang im Haus der Eltern, denn der Mann macht sich auf zu dem Haus und findet dort nach mehreren Erkundungen der Umgebung seine Eltern vor, die so alt wie damals im Jahre ihres Todes sind und ihn, der nun erwachsen und etwa gleichalt ist, herzlich empfangen. Der Sohn outet sein Schwulsein gegenüber seinen Eltern und sie versuchen gemeinsam, diese Vergangenheit zu verarbeiten, gleichzeitig versucht der Mann diese Geschichte mit seinem einzigen Hausbewohner zu verarbeiten, den er auch für eine Begegnung mit seinen Eltern zu dem Haus führt. Doch dieser Kontakt mißlingt. Die Qualität des Films resultiert primär aus deren atmosphärischer Umsetzung, die durch Entrücktheit, einen ruhig-mysteriösen Soundtrack und Empathie im Kontakt der Figuren untereinander bestimmt wird. 

Amsel im Brombeerstrauch***. Elene Naveriani erzählt nach einem Roman von Tamta Melashvili in ihrem Film von einer älteren Frau, die alleinstehend in einem kleineren georgischen Ort lebt, der nahe an einem größeren Fluss liegt. Am steilen Ufer gibt es Brombeersträucher, die sie gelegentlich aberntet. Außerdem betreibt sie einen eher extensiv frequentierten Krämerladen, dessen Produkte sie gelegentlich von einem Lieferanten aus der Großstadt auffüllen lässt. Es regnet viel in diesem Film. Während eines solchen Ereignisses hat sie erstmals Sex mit dem Lieferanten. Diese Gelegenheitsbeziehung müssen sie fortan geheim halten, treffen sich meist an anderen Orten. Die Frau hat ein zwiespältiges Verhältnis zu Familie, Ehe und ihren Freundinnen, mit denen sie sich häufig über ihren und deren Familienstatus streitet. Gelegentlich treffen sie sich in irgendwo in ihren Häusern zu Kuchen und Karten spielen. Der genau beobachtende Film beschreibt die oft spartanischen Strukturen in Georgien sowohl infrastrukturell als auch familiär sehr treffend. Er hat ein paar Längen und dürfte in erster Linie Kinobesucher ansprechen, die schon einmal dort waren. 

Andrea lässt sich scheiden***. Josef Hader's Film spielt in der österreichischen Provinz, in der eine Frau und zwei Männer als Dorfpolizist*innen ihren alltäglichen Dienst versehen. Selbst die Geschwindigkeitskontrollen auf einsamen Landstraßen sind nicht besonders spannend, da kaum ein Fahrzeug vorbei kommt. Also sind sie und alle anderen Dorfbewohner vor allem mit sich selbst und mit den altersbedingten Quasi-Pflegefällen in ihrer Nachbarschaft beschäftigt und gehen gelegentlich saufen und tanzen in einem biederen örtlichen Tanzsaal. Als die Dorfpolizistin in einem Moment der Unachtsamkeit zu nächtlicher Stunde ihren betrunkenen Mann überfährt, seinen Tod feststellt, ihn auf der Sraße liegen lässt und Fahrerflucht begeht, fährt der Religionslehrer auch noch über den Mann und hat fortan schwere Schuldgefühle, die sein Leben aus dem Ruder laufen lassen. Der Film gehört sozusagen in die Rubrik „kauziger Kaurismäki-Filme“. Er ist unterhaltsam gemacht, hat gute Schauspieler*innen. Und der Städter weiss danach, weshalb es ihn nicht in die Provinz zieht. 

Animalia*****. Thomas Cailley's Film erzählt von Mutationen bei Menschen, die diese langsam in tierähnliche Zwitterwesen verwandeln. Diese dystopische Geschichte spielt in Süd-Frankreich und ist heruntergebrochen auf die lokale Ebene, auf der Menschen versuchen, mit dem Umstand klarzukommen, dass sich in ihrem Umfeld nahe Verwandte oder Bekannte in nicht immer ungefährliche Tierwesen verwandeln. Während die Regierung sich mit Wegsperrmaßnahmen begnügt, entkommen immer mehr Zwitterwesen in den Wald und in die sumpfigen Regionen. Auch die Protagonisten dieser Geschichte suchen die Mutter, die nach einem Verkehrsunfall entkommen konnte, im Wald. Dabei baut der Junge Kontakte zu anderen Zwitterwesen auf, die dort bereits leben. Dem Regisseur ist ein sehr eigentümlicher, empathischer Film gelungen, der zwar nicht immer stilsicher wirkt, aber weit weg von gewalttätigen Creature-Horrorfilmen angesiedelt ist. Vielmehr ist die Botschaft durchaus, dass man zusammenleben muss. Dennoch muss man gelegentlich an Cronenberg-Filme denken. Body Horror und Coming of Age sind Themen im Film. 

Anora*****. Unter der Regie von Sean Baker entstand dieser US-Film, der von einem russischen Milliardärssöhnchen erzählt, dass in einem US-amerikanischen Freudenhaus eine Frau kennen lernt und zu sich vor Ort nach Hause bittet. 

Vom Reichtum fast erschlagen, gibt sich die Frau große Mühe, und innerhalb einer Woche heiraten sie klammheimlich in Las Vegas. Als den Eltern Gerüchte über die Heirat zu Ohren kommen, schicken sie Vasallen, um den beiden habhaft zu werden und um die Ehe zu annulieren. 

Der Film folgt diversen Oligarchen-Klischees, die man so kennt. Jedoch ist er gut gemacht, wirkt realistisch, hat schauspielerisch überzeugende Figuren, ist zum Teil witzig, und ihm ist hoch anzurechnen, dass er ohne ernsthafte Gewalt auskommt. 

Black Dog***. Der Film des chinesischen Regisseurs Guan Hu spielt im Jahr 2008 in einem maroden Industrieviertel am Rande der nordchinesischen Wüste Gobi. Die devastierte Gegend aus Industrieruinen, Steinbrüchen, Halden, leer stehenden Häuserblocks macht den Film selbst schon sehenswert. Viele Einwohner sind weggezogen und haben ihre Hunde wohl in der Stadt gelassen. Diese Hunde sind nach Anzahl und Verhalten ein Problem, man engagiert Hundefänger, die überall, auch in den Ruinen unterwegs sind. Der Protagonist der hier erzählten Geschichte, frisch aus dem Gefängnis entlassen und gerade angekommen, wird auch engagiert, ist aber nur halbherzig bei der Sache. Vielmehr schließt er Freundschaft mit einem schwarzen Hund, der ihn gebissen hat, nimmt ihn zu sich und ist mit ihm häufig auf dem Moped unterwegs. Er besucht Freunde und Feinde und seinen Vater, der in einem zerfallenden Zoo arbeitet und Alkoholprobleme hat. Er ist wortkarg, knabbert an dem Problem seiner Haftstrafe, die aus einem mit verursachten Todesfall im Rahmen einer Mutprobe resultierte. Neben der beeindruckenden Szenerie und der ungewöhnlichen Hundeproblematik gewährt der Film Einblick in die chinesische Lebensweise, Bürokratie, ärztliche und gastronomische Versorgung ihrer Einwohner. 

Der Kolibri*****. Francesca Archibugi's Film erzählt nach einem Roman von Sandro Veronesi über 50 Jahre eine italienische Familiengeschichte in gehobenem großbürgerlichen Milieu. Teile der Geschichte spielen am Meer (Jugerndzeit), andere wohl überwiegend in Florenz. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Augenarzt, aber der berufliche Werdegang der Protagonist:innen steht in diesem Film völlig im Hintergrund. Hier geht es vielmehr um familiäre Altlasten, die sich in den etwa 50 Jahren ergeben und die den Hauptakteur bis ans Lebensende nicht mehr loslassen. Freitod der Schwester, unglückliche Liebe, unerfüllte Liebe, fatale Krankheiten, Unfälle. Dem nicht chronologisch erzählten Film, in dem die verschiedenen Zeitebenen ineinander übergehen, kann man nicht immer leicht folgen. Aber er ist toll gemacht, visuell stimmig, und es liegt eine wehmütige Atmosphäre über dem ganzen Film. Er punktet dann vor allem mit dem Ende, in dem es darum geht, organisiert und selbstbestimmt sein Leben zu beenden. 

Der Zopf*****. Die französische Regisseurin Laetitia Colombani inszeniert hier nach ihrem eigenen, gleichnamigen Bestseller-Roman drei Geschichten, die als Globalisierungsdrama zum Thema „Haare“ zusammengehalten werden. Eine Geschichte spielt in Indien und handelt von einer Kleinfamilie im ländlichen Punjab, die der Kaste der Unberührbaren zugehört und kaum über die Runden kommt. Die Mutter möchte, dass die Tochter zur Schule geht und lesen und schreiben lernt. Als der Mann aus Angst nicht zu ihr hält, verschwindet sie eines Morgens mit der Tochter aus dem Dorf, um nach Süd-Indien zu flüchten. Ihr Ziel ist zunächst ein Tempel auf einem Berg, wo sie ein Opfer bringen müssen. Sie lassen sich ihre Haare abrasieren, die vom Tempel vermarktet werden. Die zweite Geschichte spielt in Italien und handelt von einem Betrieb, der menschliche, italienische Haare zu Perücken weiterverarbeitet, aber kurz vor dem Konkurs steht. Man muss sich anpassen, lernt die Tochter des Chefs und will zukünftig Haare günstiger auf dem Weltmarkt kaufen. Hier landet der Zopf der Tochter aus Indien. Die dritte Geschichte spielt in Kanada, wo die Anwältin einer renommierten Anwaltskanzlei eine düstere Krebsdiagnose erhält und sich im Laufe der Behandlung auf Basis eines Tipps für eine Perücke entscheidet, die ihrer Originalfrisur von vorher sehr nahe kommt. In dem Film, in dem durchweg coole, intelligente Frauen das Ruder in die Hand nehmen und sich selbst ermächtigen zu handeln, werden die drei Geschichten ineinander geschnitten. Es ist aus meiner Sicht ein schöner, auch berührender Film geworden. 

Die Gleichung ihres Lebens*****. Die Regisseurin Anna Novion erzählt in dem in Paris spielenden Film von einer spröden talentierten jungen Mathematikerin, die bei der Vorstellung ihres Dissertationsobjektes um ein Primzahlproblem im Hörsaal jedoch scheitert und daraufhin zu einigen Kurzschlusshandlungen fähig ist. Sie gibt ihr Projekt offiziell auf, zieht aus dem Uni-Zimmer aus und bei einer „Bekannten“ ein, die sie kurz zuvor auf der Straße kennengelernt hat. Mit der Miete bei den chinesischen Eigentümern, die unter der Wohnung eine verbotene Spielhalle betreiben, haben sie bald Probleme, doch die Mathematikerin hat sich die Spielregeln des Majong-Spiels inzwischen selbst beigebracht und zockt gelegentlich die Mitspieler unten am Tisch ab, um die Miete zu erwirtschaften. Nebenbei wird sie sowohl in das Leben ihrer tanzaffinen Mitbewohnerin hineingezogen als auch bekannt mit ihrem mathematischen Mitbewerber. Sie arbeiten zeitweise zusammen an der Problemlösung und haben Sex miteinander. Die ganze Wohnung, Wände und Fensterscheiben überziehen sie mit mathematischen Formeln. Der Film kann stilsicher überzeugen und haucht den Figuren auch Leben ein. 

Die Herrlichkeit des Lebens*****. Georg Maas & Judith Kaufmann inszenieren in Adaption des gleichnamigen Romans von Michael Kumpfmüller einen Film, der die letzten ein, zwei Jahre (1923/24) im Leben von Franz Kafka abhandelt. 

Der Schriftsteller war damals schon durch Tuberkulose angeschlagen, aber es gab noch längere normale Phasen. In einem Ostseebad lernt er eine Frau kennen, sie verlieben sich und ziehen nach Berlin, doch sie haben wenig Geld und die oft kalt-feuchte emissionslastige Wohnung wirkt sich ungünstig auf seinen Gesundheitszustand aus. 

Es handelt sich um einen feinfühligen, leicht melancholischen Beziehungsfilm, in dem zunehmend auch die Krankheit mit ihren Symptomen und ihre Behandlung im Sanatorium Platz einnimmt. 

La Chimera***. Alice Rohrwacher's in Italien spielender Film ist so eine Art rohe Indie-Perle, weit entfernt von herkömmlichen Erzählmustern. Es passt aus meiner Sicht stilistisch und soundtrackmäßig nicht alles so wirklich geschmackssicher zusammen. Der Film handelt einerseits von einem begabten, psychisch angeschlagenen britischen Schatzsucher, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde und einer italienischen Grabräuberbande, mit der er kooperierte und andererseits von einer älteren Frau, die in einem verfallenden, schlossähnlichen Anwesen lebt und sich eine junge Frau als „Dienerin“ hält. Das sind zwei bizarre Handlungsstränge, da sich der melancholische Schatzsucher und die Dienerin näher kommen, denn der Schatzsucher ist eventuell (?) ein Sohn der Hausherrin. Der Film punktet zweifellos mit dem bizarren Ambiente der Locations in ärmlich-alternativen Milieus und mit der Schatzsuche unter Einsatz einer Wünschelroute, die zu unterirdischen Gängen und etruskischen Grabkammern führt, die manchmal echte Schätze bergen. Doch der über zwei Stunden lange Film hätte auch stringenter erzählt und geschnitten werden können. Er hat manchmal seine Längen, etwa wenn lokale Sangeskünstler ihr Liedgut vorbringen. 

Linoleum – Das All und all das***. Colin West hat eine skurril anmutenden Tragikomödie inszeniert, in der erst ein Auto aus dem Himmel auf die Straße und später eine Raumkapsel in den Garten eines etwas frustrierten Wissenschaftlers und Familienvaters stürzen, ansonsten Coming-of-Age, versäumte Lebens- und Karrierechancen, Midlife-Crisis, Lebensträume, Hobbies, Alzheimer und diverse andere Themen verarbeitet werden; denn der Mann verliert seine Kinder-TV-Wissenschaftssendung, sein Vater kämpft mit Alzheimer, seine Frau plant die Trennung und die in ihrem Selbstbild eigentlich lesbische Tochter bandelt mit dem neuen Typen in der Schule an. Diese Geschichte soll in den 1980er Jahren angesiedelt sein. Der Mann jedenfalls schleppt die Raumkapsel in seine umfangreich ausgestattete Heimwerkstatt, um daraus und aus anderen Teilen eine Rakete zu bauen und seinen Traum als Astronaut zu verwirklichen, während die anderen Familienmitglieder ihn zunächst für „irre“ halten, später aber mithelfen. Oder wird hier eine ganz andere Geschichte erzählt? Etwa, in der der Mann im Sterben liegt und hier Episoden aus seinem Leben vorbeiziehen? Ich blieb durchaus etwas ratlos zurück. 

Love Lies Bleeding*****. Rose Glass' Film spielt in einem Kaff in New Mexico im Jahr 1989. Zwei Frauen lernen sich in einem Fitness-Studio kennen, in dem die eine als Aushilfskraft für schietige Arbeit zuständig ist und die andere als Bodybuilderin von auswärts hineinschneit. Sie beginnen eine leidenschaftliche Sexbeziehung. Die Bodybuilderin heuert - ebenfalls als Aushilfskraft - bei einem Schießstand an, der dem schrägen Vater ihrer neuen Loverin gehört. Das Mädel vom Fitnessstudio hat eine Schwester, die öfter von ihrem Mann verprügelt wird. Als sie krankenhausreif geschlagen wird, eskaliert die Story, denn die Boybuiderin tötet den Mann. Gemeinsam lassen die beiden Frauen den Mann verschwinden. Der Ort ist Bedacht gewählt, ein enger Badland-Canyon, in den sie das benzingetränkte Auto stürzen lassen, das dann auch explodiert und eine weithin sichtbare Rauchsäule zur Folge hat. Als die Polizei das Auto bergen will, werden im Canyon schlimme Entdeckungen gemacht. Im Stil und Milieu irgendwo angesiedelt zwischen Coen-Brüdern und Tarantino, ist die Geschichte schon ziemlich gewalttätig und punktet mit zwei starken Frauen in männerdominierten Umfeld. Der Film hat außerdem surreale Momente. 

Marianengraben***. Eileen Byrne's Film nach einer Romanvorlage der deutschen Autorin Jasmin Schreiber ist ein lockeres Roadmovie, das auf einem deutschen Friedhof beginnt. Dort begegnen sich zu abendlicher Stunde zufällig eine junge Frau und ein älterer Mann, um Trauerarbeit zu leisten bzw. eine bestimmte Urne auszugraben und zu stehlen. Sie werden ertappt, können aber mit der Urne im Wohnmobil des Mannes fliehen. Zufällig haben sie auch das gleiche Ziel, nämlich Nord-Italien, so dass sie sich nach ruppigem Beginn im Wohnmobil zusammenraufen. Im Wohnmobil reisen noch ein Hund und später auch noch ein verletztes, verarztetes Huhn mit. 

Der durchaus ernste Hintergrund der Traumata-Verarbeitungsgeschichte ist mitunter witzig-spöttisch-rührend und vor allem stimmig erzählt, und der Film punktet mit einigen skurrilen Einfällen um die Urne und das Huhn. 

Perfect Days***. Wim Wenders Film spielt in Tokyo und handelt vom Leben eines Toilettenputzers, was den Film schon einmal grundsätzlich für mich interessant erscheinen lässt. Es gibt viele Tokyo-Motive aus unbekannteren Ecken zu sehen. Was hier geschildert wird, sind vor allem die individuellen Tagesroutinen des Mannes, wozu neben der Arbeit, in der er mittels Lieferwagen die Toilettenhäuser abklappert, bestimmte Routinen in seinem Haus (Blumenpflege, Frühstück, ...) und bestimmte, häufig besuchte Orte außerhalb (Park, Gaststätten, Waschsalon, Badeanstalt …) gehören. In dem Haus, in dem er wohnt, gibt es anscheinend weder Badewanne/Dusche noch eine Waschmaschine. Seine sozialen Kontakte sind spärlich, oft unverbindlich, die Dialoge oft spartanisch, aber plötzlich taucht die ausgerissene Tochter seiner Schwester auf, mit der er einige Tage per Fahrrad unterwegs ist und die ihm auch bereitwillig bei der Arbeit hilft. Die gezeigten Toiletten-Anlagen sind mitunter ausstattungstechnisch und architektonisch bewundernswert. Auch Musik spielt im Film eine Rolle, verfügt der Lieferwagen doch über einen Kassettenrekorder. 

Poor Things*****. In Abwandlung des Frankenstein- und Mad-Scientist-Motivs inszeniert Giorgos Lanthimos die Geschichte um eine Frau, die der Wissenschaftler durch Gehirnextraktion/-implantation in England geschaffen hat. Da der Wissenschaftler der schwangeren toten Frau das Gehirn ihres eigenen Kindes eingepflanzt hat, muss diese Frau nun alles neu entdecken, einschließlich ihrer Sexualität. Zunächst lebt sie auf dem Anwesen des Wissenschaftlers, zusammen mit einer Haushälterin und zahlreichen anderen deformierten Geschöpfen experimenteller Chirurgie und fühlt sich eingesperrt. Doch gelegentlich sind andere Wissenschaftler und Personen dort zugegen, mit denen sie sexuelle Erfahrungen zu machen gedenkt. Mit einem davon brennt sie schließlich durch, da sie auch etwas von der Welt sehen will. In Lissabon, Alexandria und Paris macht sie Erfahrungen, ruiniert aber auch ihren Begleiter, indem sie sein Geld verschenkt. In Paris macht sie die Erfahrung, auch selbst sehr gut Geld in einem Bordell verdienen zu können. Der Film punktet mit farbenfroher, zum Teil steampunkförmiger Szenerie, diversen Kreaturen, überzeugenden Darsteller*innen und schräger, mitunter auch boshafter Story. 

Stella. Ein Leben***. Kilian Riedhof's Film handelt das Leben der Jüdin Stella Goldschlag ab, vor allem die Kriegsjahre in Berlin. Die Frau war eine „Greiferin“, ein schöner tödlicher Lockvogel, der ihre jüdischen Mitmenschen an die Gestapo verraten hat. Mit Paula Beer ist die Protagonistin kongenial besetzt. Sie füllt ihre Rolle gut aus, auch wenn die Motivation für den Verrat – trotz Gewalterfahrung – wegen der Überambitioniertheit ihres Tuns nicht so wirklich erklärlich wirkt, zumal es hier nicht um nur einige wenige Verratsfälle geht. Dem Regisseur ist im Übrigen auch hoch anzurechnen, dass die Verfilmung einerseits nicht übermäßig bieder und asexuell wirkt, andererseits in der Figurenzeichnung auch nicht übermäßig Klischees bedient. Fröhliche Szenen wie der nicht statthafte Besuch eines kerzenbeleuchteten Festsaals während eines Bombenangriffs fand ich durchaus bemerkenswert, denn klar, einige Personen konnten sich über den Luftangriff freuen. Die Szenen im städtischen Berliner Stadtleben konnten aus meiner Sicht auch überzeugen. 

The Dead Don't Hurt*****. Viggo Mortensen's sentimental-gewalttätiger Western (ab 16) spielt in den 1860er Jahren. Ein dänischer Auswanderer lernt auf dem Fischmarkt einer amerikanischen Stadt eine franko-kanadische Frau kennen und überzeugt sie, mit ihm „auf's Land“ zu ziehen, wo er eine kleine Hütte in der Nähe einer Siedlung gekauft hat. Geld wollen beide verdienen, er als Zimmermann, sie im Saloon. Schon einige Monate nach ihren Zusammenzug in die Hütte fühlt sich der Mann jedoch berufen, in den Krieg zu ziehen. Er verschwindet für ein paar Jahre. Die Frau bleibt, arbeitet auch weiter im Saloon. Eines Tages wird sie vom Sohn des Saloonbesitzers in ihrer Hütte vergewaltigt. Sie bleibt trotzdem und gebärt einen Sohn. Als ihr Mann aus dem Krieg zurück kommt, den kleinen Jungen sieht und von dieser Geschichte hört, entsteht das klassische Western-Motiv der Rechnung, die zu begleichen ist. Das geschieht später, nachdem seine Frau – vermutlich an Syphilis – gestorben ist. Der Film beginnt mit dem Tod der Hauptprotagonistin und erzählt die Geschichte in Rückblenden. Er lebt von den Hauptdarsteller*innen, der Landschaft, aber auch den Motiven, ein freies ungebundenes Leben „im Nirgendwo“ zu führen. 

The Substance*****. In dem von der französischen Regisseurin Coralie Fargeat inszenierten Film geht es um Schönheitswahn, Sexismus, das Altern und seine Folgen für den Körper sowie hieraus resultierende Konsequenzen sowohl auf beruflicher Ebene als auch mit Blick auf Selbstoptimierungsmaßnahmen. Satirisch überspitzt inszeniert, ist dies ein Body-Horrorfilm, der diese Themen bis zum gnadenlos blutigen Ende durchspielt. Inhaltlich geht es um eine erfolgreiche TV-Aerobic-Performerin, die 50 Jahre alt wird und ihren Job verliert. Ihr werden auf dubiosem Wege Informationen zu einer „Substanz“ zugespielt, mit der sie ihren jugendlichen Körper zurückerhalten kann. Die Substanzen, auch Ernährungslösungen, muss sie regelmäßig an einem sehr merkwürdigen Ort abholen. Durch die gespritzte Substanz entsteht in kürzester Zeit ein jugendlicher Klon ihrer selbst, der aus ihrem Rückgrat hervorbricht. Die Krux an dieser Verjüngungslösung ist, dass beide Körper weiter existieren, ernährt werden müssen und nur im wöchentlichen Rhythmus alternativ leben können. In Nicht-Aktivitätsphasen liegen sie komatös-inaktiv in einem Raum und müssen täglich ernährt werden. Der Body-Horror, in diesem Film sehr krass in Szene gesetzt, resultiert aus dem Umstand, dass Störungen der Ernährungsversorgung des „schlafenden“ Körpers zu partiellen irreversiblen Alterungen und Deformationen führen. Aus meiner Sicht ist das ein heftiger, aber guter Film. 

Touch*****. Baltasar Kormákur's Film nach einem Roman von Olaf Olafsson spielt in London, Tokyo und Hiroshima. Erzählt wird von einem Isländer, der vor 50 Jahren in einem Londoner japanischen Restaurant gearbeitet hat und sich in die Tochter des Restaurant-Besitzers verliebte. Diese Liebe musste geheim gehalten werden. Doch das Restaurant schloss über Nacht und die Japaner verschwanden spurlos. 50 Jahre später, sein Ende fühlend, beschließt der Mann nach einigen Recherchen nach Tokyo zu fliegen, um seine ehemalige kurzzeitige Freundin zu suchen. Die Corona-Pandemie beginnt. Die Spur führt nach Hiroshima. Der Film besticht vor allem in der ersten Hälfte mit seinen Rückblenden auf diese Liebesgeschichte. Die zweite Hälfte ist nüchterner, doch der Mann findet seine Ex-Geliebte und erfährt die Hintergründe ihres damaligen Verschwindens, die unmittelbar auch mit ihm zu tun haben. Mädchen mit Hiroshima-Wurzeln durften damals vor allem eines nicht tun, nämlich Kinder kriegen.

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Das von mir am häufigsten besuchte Kölner Kino war das Odeon, gefolgt vom Cinenova und der Filmpalette. Im Jahr zuvor war die Reihenfolge genauso.

Filmempfehlungen aus dem Kinojahr 2023

Filmempfehlungen aus dem Kinojahr 2022

Die Filmempfehlungen der Vorjahre existieren hier auch noch, jedoch habe ich aufgrund der Abschaltung von abload.de die defekten Filmplakat-Links entfernt. Ich könnte natürlich neue Links erstellen, aber selbst als Rentner fehlt mir dafür die Zeit - und es gibt prioritäre andere Dinge zu tun.

Die besten Filme des Kinojahres 2021

Die besten Filme des Kinojahres 2020

Die besten Filme im Kinojahr 2019

Die besten Filme im Kinojahr 2018

Die besten Filme im Kinojahr 2017

Samstag, 13. September 2025

Im Kino: U Are The Universe

Pavlo Ostrikov's ukrainischer Science-Fiction-Film erzählt – am Rande - vom Ende der Welt. Der Kosmonaut eines Atommüll-Frachters, der anscheinend nur mit einer Person und der Raumschiff-KI besetzt sein muss, sieht vom All aus den atomaren Supergau. 

Danach macht er es sich gemütlich im Raumschiff, lässt sich von der manchmal nervenden KI unterhalten. Doch dann kommt eine Nachricht von einer Französin, die alleine auf einer Raumstation um den Saturn kreist. Fortan versuchen sie sich kennenzulernen, doch die KI sabotiert diese Beziehung, als der Mann sich zu einem „Treffen“ aufmachen will, denn dieses Rendezvous würde fast alle Energiereserven verbrauchen. 

Dieser Film wirkt vom technischer Knowhow und vom Ambiente her wie ein 60er-Jahre-Film. Besonders packend ist er aus meiner Sicht nicht. 

Ein Film, der die mörderischen Konflikte und Fehlentscheidungen der Menschheit zu Chopin abperlen lässt und dann mit sehr konzentriertem Blick das Publikum zwingt, sich aufs Menschliche zurückzubesinnen“, meint kino-zeit.

Sonntag, 7. September 2025

Im Kino: In die Sonne schauen

Mascha Schilinski's Film erzählt aus der Sicht junger Mädchen und Frauen verschiedener Generationen vom Leben auf einem Vierkanthof in der Altmark, etwa in den Jahren 1910, 1940, 1980 und heute. 

Der Film ist nach dem Kölner Kritikerspiegel eindeutig der herausragende Film des Kinomonats September. Und er wird ins Rennen um den Auslands-Oscar 2026 geschickt (aber wohl kaum gewinnen).

Es ist ein düster-ghostiges, auch sperriges, aber intensives Werk geworden, das sich zentral um das sexuelle Erwachen, Phantasiewelten von Kindern und die Frauenrollen auf einem bäuerlichen Hof in über 100 Jahren Zeitgeschichte dreht. 

Der Film arbeitet mit knackenden Dielen, Kerzen und Gaslichtern, alten Portrait-Aufnahmen sowie verschwimmenden Filmaufnahmen und verschwimmenden Zeitebenen. Es gibt bizarr-archaisch anmutende Riten und Ereignisse um Tod, Krankheit und Religion zu sehen, und ich hatte immer das Gefühl, dass in Kürze etwas Schlimmes passiert. 

Aber der Film hat sicher auch herausragende junge Schauspielerinnen und authentische Requisiten zu bieten, auch authentische Sprache, so dass es deutsche Untertitel gibt.  

Ein schleichender Horrorfilm im Heuboden, oft illuminiert von einem trügerisch traumhaften Licht. Doch jede Diele knarzt verräterisch und führt nur zu einem Abgrund verschlingender Finsternis“, meint dasfilmfeuilleton. Naja, so ungefähr. Ab 16, nix für Kinder.

Wer hier eine chronologisch erzählte Familien- oder Hofgeschichte erwartet, dürfte den falschen Film ausgesucht haben. Hier werden nur Splitter geliefert, die oft wie alte Echtzeit-Kindheitserinnerungen wirken.

Donnerstag, 4. September 2025

Im Kino: Wenn der Herbst naht

Der französische Regisseur François Ozon hat im Laufe der Jahre einige gute Filme gemacht, etwa „Jung & schön“ (2013) oder „Frantz“ (2016), aber es ist nicht immer so und auch sein neuer Film ist mit Blick auf die Story und die Inszenierung aus meiner Sicht nicht unbedingt briliant. Es wird einfach eine Dorfgeschichte um zwei ältere Frauen und ihre problembehaftete Beziehung zu ihren Kindern, die ihrerseits Probleme haben, erzählt. Erzählt wird recht nüchtern, und einen Spannungsbogen konnte ich kaum auszumachen. 

Pilze, Pilzvergiftung und Herbstspaziergänge werden thematisiert im Film, spielen allerdings nur eine Nebenrolle. 

Wo der Regisseur mit seiner illusionslosen Weltsicht in der Tradition von Chabrol und Simenon steht, wirkt dieser Film trotz inszenatorischer Finesse wie Blendwerk“, meint epd-film.

Donnerstag, 28. August 2025

Im Kino: Bitter Gold

Juan Francisco Olea's existenzialistisches Drama spielt in der chilenischen Atacama-Wüste und handelt von einer Handvoll Leute, die in einer Bergwerksmine Kupfer und Gold abbauen. Unter ihnen ist ein Vater als Chef mit seiner fast erwachsenen Tochter (Katalina Sánchez), die vor der Mine für das Essen zuständig ist und ansonsten beispielsweise das Geld verwaltet. 

Jeden Morgen fahren sie mit einem Pritschenwagen auf einer Piste durch die öde felsige Landschaft raus und gabeln an einer Kreuzung vier Arbeiter auf, mit denen sie dann zur Mine fahren. 

Eines Nachts kommt es in der Mine zu einem Streit, bei dem der Vater den Arbeiter tötet, aber durch einen Schuss ins Bein verletzt wird. Er versucht sich zu Hause selbst zu „heilen“. Die Tochter kann die Leiche später in einen tiefen Schacht werfen, die Spuren verwischen und soll bei der Mine vorübergehend alleine das Kommando führen. 

Beides geht nicht gut. Der Vater stirbt an einer Blutvergiftung, die Tochter wird von Nachbarn bedrängt, die meinen, die Minen übernehmen zu können. Doch sie haben die Frau unterschätzt. 

Es gibt blutige Szenen in diesem Film, doch haben diese nur mit der Schusswunde und ihrer unzureichenden Selbstbehandlung zu tun. Ansonsten geht es um eine Frau, die sich in einer rauen, ausbeuterisch-betrügerischen Männerwelt am Rande der Zivilisation durchzusetzen versucht, aber letztendlich aufgeben muss. Die landschaftliche Szenerie ist ein Pluspunkt in diesem Film, die Story und ihre Umsetzung ist eher einfach, aber wirkungsvoll „gestrickt“. 

Trotz aller Reduktion legt der Film die komplexe Struktur patriarchaler Seilschaften, Denk- und Verhaltensmuster offen und erzählt die Geschichte einer emanzipierten Selbstermächtigung“, sagt film-rezensionen

Von manchen Kritikern strukturell als Neo-Western bezeichnet, sehe ich den Film eher als einen Bergbau-Film, ein lateinamerikanisches Beispiel für gefährliche illegal-bergbauliche kleinunternehmerische Aktivitäten.

Montag, 25. August 2025

Im Kino: Die Farben der Zeit

Cédric Klapisch gehört zu meinen Lieblingsregisseuren. Er machte so schöne Filme wie „Und jeder sucht sein Kätzchen“ (1996), „Der Wein und der Wind“ (2017) sowie „Das Leben ein Tanz“ (2022). Auch sein neuer Film könnte für mich ein Aspirant für meine Film-Jahresbestenliste sein. 

Der Film hat als Ausgangspunkt eine Erbengemeinschaft, die weder voneinander viel weiß, noch von der Existenz einer gemeinsamen Vorfahrin wusste. Und auch das Haus in der Normandie, das seit den 1940er Jahre verschlossen dem Zerfall entgegendämmert und abgerissen werden soll, um einem Bauprojekt zu weichen, war ihnen völlig unbekannt. 

Sie bestimmen eine Delegation von 2 Frauen und 2 Männern, um den Ort in Augenschein zu nehmen und treffen auf eine Hausruine mit Inventar, darunter ein ganzes Zimmer mit Bildern und Fotographien zur Familiengeschichte an den Wänden, aber auch alten Briefen. Im Laufe des Films tauchen sie ein in die Vergangenheit, lassen auch ein impressionistisches Gemälde sachverständig untersuchen. 

Und der Film taucht ebenfalls visuell in die Vergangenheit ein, erzählt von der Frau (Suzanne Lindon), die 130 Jahre früher mit ihrer Großmutter dort lebte und 1895 aufbricht, um in Paris ihre Mutter zu suchen und einige Zeit später (Monate/Jahre?) mit dem Claude-Monet-Gemälde zurückkehrt. 

Es gibt also zwei Erzählstränge, die in wechselnden Montagen verflochten werden; auch visionäre Ereignisse unter dem Einfluss einer halluzinogenen Droge, die die Protagonist*innen der Erbengemeinschaft an einem Abend einnehmen, werden gezeigt. 

Indem der Regisseur „eine Brücke zwischen Gegenwart und Vergangenheit schlägt und das Publikum erkennen lässt, wie die Menschen von früher die städtische Kultur erlebten und vermehrten, ähnelt Klapischs Film „Midnight in Paris“ von Woody Allen“, meint kino-zeit

Eine sehr schöne Geschichte. Das Kino war auch gut besucht.

Mittwoch, 20. August 2025

Im Kino: Vermiglio

Maura Delpero's Film spielt um 1945 in einem norditalienischen Alpendorf, meist im Winter. Erwartungsgemäß bekommt man auch hier Bilder aus der Landwirtschaft geboten, allerdings häufig nur als Kleintier-Szenerie mit Hühnern, Schafen, Esel, denn im Mittelpunkt steht der Haushalt des Dorflehrers mit Frau, Oma, sieben oder acht Kindern, zumeist Töchtern. 

Auch wenn der Dorflehrer zu den hierarchisch höchstangesehenen Personen der Dorfgemeinde gehörte, kann man sich die Beengtheit des Lebens im Haus, die Armut damals und die Religiosität heute kaum noch vorstellen. Die Kinder/Töchter, die zu mehreren in einem Bett schlafen und ihre Gespräche gehören zum Interessantesten im Film, der Religionskram weniger. 

Gleichwohl wird auch „Luxus“ gezeigt, etwa die wenigen Schallplatten, zu denen sich der Lehrer gelegentlich einen Neuzugang leistet, auch wenn es dann weniger Kartoffeln auf den Teller gibt. 

In der Rahmenhandlung werden zwei Deserteure im Dorf aufgenommen und versteckt, von denen einer eine Tochter des Lehrers schwängert, sie dann beide heiraten müssen und der Deserteur, später in seiner Heimat in Sizilien zu Besuch, dort erschossen wird. Die Tochter hat nunmehr keine Zukunft mehr, muss ins Kloster. 

Solch eine abgeschlossene, wie konserviert wirkende Gemeinschaft befindet sich am Rand der Zivilisation“, konstatiert kino-zeit

Der Film kommt ohne Gewalt aus, wirkt aber meist freudlos-sperrig.

Dienstag, 19. August 2025

Im Kino: Milch ins Feuer

Justine Bauer's Film spielt in der bayerischen Provinz und handelt von einer Frau, die mit ihren drei Töchtern einen Bauernhof bewirtschaftet. Daneben gibt es auch noch die alte Bäuerin, die das Tun beobachtet und manchmal von früher erzählt. Sie ist wahrscheinlich auch Wächterin über die patriarchalischen Traditionen, denn die Tochter bekommt nicht den Hof.

Man sieht so Einiges über die heutige Landwirtschaft. Kühe melken, Pflege des Ochsen, Heu mähen, Alpakas und Katzen kastrieren. Viel Arbeit, aber sommerliche Freizeitvergnügen gibt es dennoch ab und zu.

Der Film punktet vor allem auch mit den leicht ironisch-subversiven Gesprächen untereinander, über die Zukunft des Hofs, über das Heiraten, Kinder gebären etc. 

Der Titel des Films nimmt Bezug auf eine verfehlte Agrarpolitik und das Höfesterben, was hier unaufgeregt, aber dennoch drastisch am Beispiel des bankrotten Nachbarn gezeigt wird. 

Ein widerspenstiges Debüt zu einem bisher kaum beachteten Thema, das wenig ausspricht, nichts verschleiert und einen selten gesehenen Blick auf die Landwirtschaft in Deutschland wirft“, sagt epd-film.

Ein interessanter Film, ein bisschen an Dramatik und Substanz (zum Background) fehlt aus meiner Sicht dennoch.

Mittwoch, 13. August 2025

Im Kino: Together – Unzertrennlich

Der australische, von Michael Shanks inszenierte Film fällt in die Sparte Body-Horrorfilm. Ein Pärchen zieht aufs Land in ein Haus. Sie machen einen Waldspaziergang, geraten in ein Unwetter, kommen vom Weg ab und fallen durch ein Loch in eine alte unterirdische Höhlenkirche. Sie bleiben dort über Nacht und trinken von dem Wasser eines Beckens. 

Sie können sich selbst befreien, doch bereits beim Aufwachen stellten sie fest, dass ihre Beine merkwürdig zusammenklebten. Die gegenseitige Anziehungskraft ihrer Körper verstärkt sich im Laufe der folgenden Tage drastisch. Bei Internet-Recherchen stellen sie fest, dass in der Gegend bereits ein Pärchen verschwunden ist und stoßen auf Fotos von der Kirche und sonderbaren Ritualen, die dort mal stattgefunden haben. 

Ihre gegenseitige Anziehungskraft reicht von mental-körperlichen Entzugserscheinungen, spastischen Krämpfen, heftigem Sex bis hin zur partiellen und totalen Körperverschmelzung, schmerzhaft-blutige Trennversuche inklusive. Es wird nicht deutlich, wo die Grenzen zwischen visualisierten alten und neuen Traumata, Alpträumen und der Realität liegen. 

Auf wikipedia ist nachzulesen, dass ein Kritiker den Film als „eine bildgewaltig-schaurige Metapher auf die Illusion der unzertrennlichen Verbindung zwischen zwei Menschen“ beschrieben hat. 

Die Schlussszene des Films, die mir auch wegen der Musik so gar nicht gefallen wollte, kann dahingehend interpretiert werden, dass der Film weitgehend Beziehungsängste geschickt, oftmals auch ziemlich drastisch, visualisiert. 

Insgesamt ist es ein ziemlich gut gelungener Film.

Donnerstag, 31. Juli 2025

Im Kino: I Like Movies

Der Film der kanadischen Regisseurin Chandler Levack ist ein Coming-of-Age-Drama über einen narzistischen jugendlichen Filmfreak, das im Jahr 2001 kurz vor Ende der High School in einem Vorort Torontos spielt. 

Der Protagonist macht ab und zu kleine Filme mit seinem Freund, träumt von einer New Yorker Filmhochschule, muss aber realisieren, dass er und seine Mutter das Ziel ohne Förderstipendium nicht werden realisieren können. 

Einstweilen jobbt er nebenbei in einer Videothek. Obwohl er zunächst mit seiner Marktchefin gut klar kommt, eckt er mit seinem narzistischen Verhalten und seinen hemmungslos ehrlichen Meinungen jedoch überall an und bekommt schnell auch psychische Krisen, die ihn letztendlich auch seinen Job kosten. 

Der Film kann mit einer überzeugend authentisch agierenden Crew an Darsteller*innen und vielen Filmzitaten punkten, weniger jedoch mit den Filmlocations.

Eine gelungene Coming-of-Age-Geschichte eines selbsternannten Außenseiters, der lernen muss, dass man allein nicht wirklich weiterkommt“, meint epd-film.

Mittwoch, 30. Juli 2025

Im Kino: Leonora im Morgenlicht

In Anlehnung an einen Roman von Elena Poniatowska aus dem Jahr 2011 inzenierten Thor Klein & Lena Vurma diesen Film über die surrealistische britisch-mexikanische Malerin Leonora Carrington (1917-2011). 

Der Film spielt weitgehend etwa zwischen 1937 und 1950/55 in Frankreich, später Spanien und Mexico. Er beginnt mit einer Liebesbeziehung zu dem deutschen Maler Max Ernst in Frankreich, von dem sie die Inspiration übernimmt, sich auch der surrealistischen Malerei zuzuwenden. Diese Beziehung endet mit der Zwangsinternierung des Deutschen im Vorfeld des 2. Weltkriegs. 

Die Malerin (Olivia Vinall) flüchtet nach Spanien, doch sie hat dann wohl einen Nervenzusammenbruch, der zu ihrer Einweisung in eine Nervenheilanstalt führt. Der Film zeigt Folterszenen, die damals als „Behandlung“ galten, etwa mit Elektroschocks. 

Später flüchtet sie über Portugal nach Mexico. Ihre Ehen werden im Film nur kurz angerissen. Breiteren Raum haben im Film surrealistisch wirkende Fantasien der Frau, in denen beispielsweise wilde Tiere (Hyänen) durch alte Häuser schleichen und Leute anfallen. Diese Szenen haben wohl auch Bezug zu ihrem künstlerischen Schaffen, das nur sehr rudimentär dargestellt wird. 

Insgesamt kann der Film in seiner Bildgebung gefallen, wirkt aber bruchstückhaft. Film-rezensionen lobt „die dichte, zuweilen unwirkliche Atmosphäre, die der Film erzeugt“.

Montag, 28. Juli 2025

Im Kino: The Life of Chuck

Mike Flanagan's Film schwebt zwischen Fantasy, Märchen und Science Fiction. 

Basierend auf einem Kurzroman von Stephen King, wird in drei Akten, beginnend mit dem Ende, von einem US-amerikanischen Typen erzählt, der schon in jungen Jahren an einem Gehirntumor verstirbt. Gleichzeitig geht irgendwie die Welt unter, Naturkatastrophen, das Internet, alle Technik versagt, die Leute verschwinden vom Job, von den Straßen, schließlich verschwinden auch die Planeten und Sterne vom Himmel. Spielt sich diese Geschichte im Kopf des Protagonisten ab? Er verschwindet und mit ihm seine Welt? 

Der zweite Akt erzählt im Prinzip nur eine Tanzszene auf einer Einkaufsszene. Sehr beeindruckend in Szene gesetzt. 

Der erste Akt spielt in einigen Jahren seiner Kindheit. Er erzählt von der Schule, einer für ihn bedeutenden Lehrerin, vom Tanzen lernen und von der Welt der Mathematik, die ihm sein als Buchhalter arbeitender Großvater erzählt. 

Der Film „ist zugleich rätselhaft fiktives Biopic, entspannter Katastrophenfilm, Coming-of-Age-Erzählung, melancholische Liebesgeschichte und magisches Musical“, sagt epd-film. Diese Mischung und eine insgesamt rätselhafte Geschichte dürfte wohl den Wert des Films ausmachen.

Donnerstag, 10. Juli 2025

Im Kino: Black Tea

Der mauretanische Regisseur Abderrahmane Sissako präsentiert hier eine Migrationsgeschichte, allerdings eher verträumt als sozialrealistisch erzählt. 

In der Elfenbeinküste verweigert ein Frau am Traualtar das „Ja“-Wort zur Ehe und emigriert nach China (Guangzhou). Wie sie dort hin kommt, ist nicht Thema des Films, vielmehr arbeitet sie dort plötzlich im Teegeschäft eines Chinesen und wird von ihm auch in die Teezeremonien eingeführt. Sie macht Bekanntschaften im unmittelbaren Umfeld, in dem andere Geschäfte liegen. 

Filmdienst.de konstatiert, dass das Viertel in Guangzhou „als eine ideale Gemeinschaft gezeichnet [wird], in der ein freundschaftliches Miteinander von Chinesen und Afrikastämmigen gepflegt wird und man neugierig, verständnisvoll und offen für die Kultur der anderen aufeinander zugeht“. 

Konflikte und psychische Narben der Protagonist*innen deutet der Film mehr an, als dass er von ihnen und den Hintergründen nachvollziehbar erzählen würde. 

Ich hatte so meine Schwierigkeiten mit dem sehr artifiziellen Film, er sprach mich nicht an, ich drohte immer einzuschlafen – und authentisch in China gedreht wurde auch nicht, sondern in Taiwan.

Donnerstag, 3. Juli 2025

Im Kino: The Ugly Stepsister

Der Film der norwegischen Regisseurin Emilie Blichfeldt lässt sich unter Body-Horror-Märchen (Aschenbrödel) einordnen. In adligem Umfeld zwischen Schlössern agierend, vielleicht im 18. Jahrhundert angesiedelt, sucht der Prinz eine Frau und lädt zu einem Ball ein. 

Es geht darum, in die engere Auswahl zu kommen, mit Blick auf Etikette und Schönheit. Eine junge Frau versucht es, von der Mutter angeleitet, auch mit rabiaten Methoden gegen ihren eigenen Körper (Bandwurm schlucken), ein Schönheitsarzt hilft mit ebenso rabiaten Methoden wie „Nase richten“ oder „Wimpern annähen“. 

Der Film hat einige eklige Szenen, besonders gegen Ende, als Zehen abgehackt werden und der mittlerweile meterlange Bandwurm nach Einnahme eines Gegenmittels wieder ausgeschieden wird. Ansonsten ist die Inszenierung eher holprig und die Figuren strahlen kein Charisma aus. 

Der Leitsatz »Wer schön sein will, muss leiden« wird hier mal ganz wortwörtlich in seinen Extremen durchexerziert“, sagt epd-film

Aus meiner Sicht ist dies ein eher durchschnittlicher Film geworden.

Sonntag, 29. Juni 2025

Im Kino: Zikaden

Ina Weisse hatte schon in 2019 mit „Das Vorspiel“ einen Film gemacht, den ich als „gut“ bewertete. Und Nina Hoss hat die tragende Rolle, sicher eine meiner (deutschen) Lieblingsdarstellerinnen, die ich seit 2007 schon häufiger in Kinofilmen gesehen habe (Top-Film „Barbara“, 2012). 

Ihr neuer Film erzählt vom „individuellen Untergang“ in der Provinz Brandenburg. Es kommt hier faustdick, insbesondere für Rentner*innen. Es geht um Gehirnblutung, Schlaganfall, Pflegeproblemen in dünnbesiedelter Gegend, aber durchaus nicht nur. Es gibt auch oft unbeaufsichtigte Kinder zu sehen, die tote Vögel sezieren oder in Lost Places zündeln, es geht um prekäre, dünn gesäte Jobs für junge Leute. 

In all dem muss die Protagonistin das Ende der Selbständigkeit ihrer Eltern mit ansehen und regeln, die gut situiert sind (Vater Architekt) und hier in einem Wochenendhaus leben, aber unmöglich noch gut zurecht kommen können, zumal der Mann nun im Rollstuhl sitzen muss. Und ihre Ehe mit einem französischen Ingenieur bröckelt auch zunehmend. Eine junge alleinerziehende Mutter, die nahebei wohnt, kämpft sich durch prekäre Jobs (Küche, Bowlingbahn, …), sie lernen sich kennen, sie hilft schließlich bei der Pflege mit, aber sie kommen aus verschiedenen Welten. 

„Die Probleme sind asymmetrisch, werden aber gleichgeschaltet – und stehen der feinen Annäherung von Anja und Isabel im Weg“, sagt kino-zeit. Stimmt. 

Insgesamt ist es ein ziemlich guter Film, voll von Sozialrealismus. Man guckt ihn wahrscheinlich nur einmal. Wie gesagt, er handelt vom „individuellen Untergang“, von meinem, aber auch von Deinem, es ist nur eine Frage der Zeit, wann er geschieht und welche Form er annimmt.

Samstag, 28. Juni 2025

Im Kino: Die Bonnards – Malen und Lieben

Martin Provost's Film spielt etwa in der Zeit von 1893 – 1943. Er handelt von einer großen Liebe zu einer Frau, die er 1893 als Aktmodell für seine Bilder kennen lernte, aber auch von Betrug, der diese Beziehung über Jahrzehnte belastete. Seine Frau starb 1942, der Maler selbst 1947. 

Der Film beginnt attraktiv-gemütlich mit Aktmalerei, nach dem Kennenlernen auch mit Sexszenen, pendelt über Jahre zwischen zwischen Paris und einem abgeschiedenen Landhaus an der Seine, wo sie nackt baden können und gelegentlich Besuch empfangen, der im Kanu anreist, etc.

Doch die Beziehung wird für die Frau immer belastender, da der Maler auch andere Frauen als Aktmodell empfängt und zunehmend nicht treu ist, also ein typisches Problem, bei dem Männer die Frauen nicht auf gleicher Höhe behandeln, sicher weit verbreitet vor 1980 und erst recht vor 1960. Das kann heute ja auch noch so sein, sogar in Deutschland.

Cécile de France ist sicher schon über 20 Jahre eine meiner liebsten französischen Hauptdarstellerinnen, kann aber auch nicht unbedingt einen ganzen Film tragen, wenn das Drehbuch oder die Story nicht richtig einschlagen. Der erste von mir mit „gut“ bewertete Film, in dem sie auftrat, war „Ein perfekter Platz“ (2006). In diesem Film hier ist sie sicher das „Highlight“. 

Die Geschichte wird zunehmend düsterer, reicht sie doch bis zum Tod der Ehefrau im Landhaus und etwas darüber hinaus. Insgesamt ist es ein ziemlich guter Film geworden, es reicht aber eventuell aufgrund der unspektakulären Inszenierung nicht für meine Jahres-Bestenliste. 

Erfreulich oft gelingt es diesem Film, die Entstehung von Kunst erfahrbar zu machen“, meint epd-film. Ja, das stimmt wohl, aber es gibt bessere Filme, die das konnten.

Sonntag, 25. Mai 2025

Im Kino „Oslo Stories – Sehnsucht“

Dag Johan Haugerud's Oslo-Film handelt von einem Mann, der ein sexuelles Erlebnis mit einem anderen Mann hat und dies sowohl seiner Frau als auch einem engem Arbeitskollegen erzählt. Im weiteren Verlauf hat die Frau verständlicherweise Schwierigkeiten, dies zu verarbeiten. Sie diskutieren tagelang über dessen Bedeutung. 

„Haugeruds Realität fühlt sich nicht nur realer als jede Realität an, sondern auch so viel klüger, schöner und besser“, meint artechock

Ich selbst war nicht so begeistert, auch weil nicht alle Leute so blöd bzw. naiv sind wie der Protagonist der Geschichte, aber es gibt immerhin wieder ein paar schöne Oslo-Bilder und auch dieser dritte Teil der Oslo Stories wird von einem jazzigen Soundtrack dominiert.

Aus meiner Sicht fällt die Trilogie, in der voneinander unabhängige Geschichten erzählt werden, jedoch bis zum dritten Teil hin deutlich ab.

Mittwoch, 21. Mai 2025

Im Kino: Transamazonia

Pia Marais' in Französisch Guayana gedrehter Film spielt im Amazonas-Dschungel. Einerseits handelt der Film von einem Konflikt zwischen einem indigenen Stamm und Holzfällern, andererseits von einer jungen weißen Frau (Helena Zengel), die dort mit einem christlichen Heilsprediger lebt. Ihr werden Heilkräfte zugeschrieben, nachdem sie in ihrer Kindheit dort mit einem Flugzeug abstürzte und einzige Überlebende war. 

Sie soll auch in dem Konflikt vermitteln, indem sie die kranke Frau des Sägewerksbesitzers heilt. Gleichzeitig kämpft sie mit traumatischen Erinnerungen an den Flugzeugabsturz und wird durch alte Fotos mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. 

Einerseits konnte der Film den Regenwald auch in Details (Pflanzen, Kleintiere) gut einfangen, ebenso die schwül-heißen Lebensbedingungen, andererseits wirkt er nicht besonders fokussiert und hat mitunter Längen aufgrund der langsamen Kameraarbeit. Nach kino-zeit wirkt der Film mit Themen wie Postkolonialisierung, Zugehörigkeit, Vertreibung, Missionierung und der systematischen Zerstörung des Regenwalds auch inhaltlich überfrachtet.

Donnerstag, 15. Mai 2025

Im Kino: Parthenope

Paolo Sorrentino hat hier ein ziemlich somnambul-entrücktes Werk geschaffen. Es handelt von einer schönen, aber dennoch relativ unnahbaren Frau (Celeste Dalla Porta) und von der Umgebung (Capri, Neapel), in der sie in gehobenen sozialen Verhältnissen lebt. 

Irgendwann in den 1950er Jahren beginnend, verdreht sie den Männern die Köpfe, doch der Freitod ihres Bruders verschattet bald ihr Gemüt, so dass diese ihr nicht mehr sehr nahe kommen können, und sie verfolgt fortan ihre UNI-Karriere als Anthropologin. 

Es gibt einige wenige, eher bizarre Sexszenen in diesem Film, die wahrscheinlich die Ab-16-Freigabe begründen. 

Parthenope ist ein Film darüber, dass man manche Menschen verlieren kann, die man zum Überleben braucht. Andere nie findet. Und das Leben trotzdem weitergeht“, meint artechock

Der über 2-stündige Film ist zu lang. Es gab aus meiner Sicht schon bessere Sorrentino-Filme, etwa „Ewige Jugend“ (2015).

Montag, 12. Mai 2025

Im Kino: Oslo Stories – Träume

Dag Johan Haugerud's zweiter Teil der Oslo Stories, der auf der Berlinale den Goldenen Bären gewann, erzählt von einer 16-jährigen Schülerin, die sich in einer ihrer Lehrerinnen verliebt und diese Geschichte einem Tagebuch anvertraut. 

Doch faktisch lernt sie bei ihrer Lehrerin zu Hause vor allem stricken – und damit haben wir aus meiner Sicht vielleicht einen nicht so spannenden Plot. 

Das Mädchen vertraut ihr Tagebuch später der Oma und diese der Mutter an. Und letztendlich entscheiden sie mit Zustimmung der Lehrerin gemeinsam, das Tagebuch aufgrund seiner Qualitäten zu veröffentlichen. 

Auch wenn der Film vielleicht dialogtechnisch nicht an den ersten Teil der Oslo Stories heranreicht, ist es immer noch eine ungewöhnliche Geschichte, die so erst einmal erdacht werden musste. 

Berührend, erhellend, faszinierend und stets überraschend. Großes Kino“, meint artechock.