Ein Drittel der von mir gesehenen Filme wurden in diese Liste aufgenommen. Es fiel mir wie immer schwer, diese Entscheidungen zu treffen.
Insidekino listet die erfolgreichsten Filme in Deutschland auf. Erst auf Rang 23 (Napoleon) kommt ein Film, den ich gesehen habe und erst auf Rang 33 (Killers of the Flower Moon) kommt ein Film, der unten genannt ist. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, aber Erfolg hat heutzutage überall auch viel mit investierten Werbeaufwand zu tun.
Auf dem Weg. Das von Denis Imbert inszenierte französische Selbstfindungsdrama erzählt von einen Extremwanderer. Eine gesundheitliche Katastrophe (Sturz) des Protagonisten ausschlaggebend für den Entschluss, nach der monatelangen Regenerierung Frankreich zu Fuß zu durchqueren. Das werden über 1.300 km. Was den Film auszeichnet, ist der Wille des Protagonisten, wenn nicht den direkten, so doch vor allem vergessene und versteckte Wege zu nehmen – und somit den Menschen auszuweichen. Dies hier sind schon fast Survival-Wanderungen. Der Wanderer trifft dennoch auch Menschen und ist nicht immer allein unterwegs. Der Film zeigt atemberaubende, oft karge Landschaften, z.B. in der Auvergne. Auch die philosophischen Exkurse können überzeugen. Rückblenden auf sein früheres Leben einschließlich seines leichtsinnig herbeigeführten Unfalls enthält der Film auch.
Der vermessene Mensch. Lars Kraume inszenierte hier ein Historiendrama, in dem die Ethnologie nicht gut weg kommt. Vielmehr werden die Verstrickungen der Wissenschaftler mit dem Militär und der deutschen Kolonialmacht beispielhaft im Falle von kriegerischen, genozidartigen Auseinandersetzungen mit den Herero und Nama im heutigen Namibia aufgezeigt. Der Film spielt etwa in der Zeitspanne 1896 – 1920. Damals war die Ethnologie mit Themen wie Rassenforschung und Schädelvermessungen beschäftigt. Anfang und Ende des Films zeigen den Uni-Betrieb in Berlin mit Vorlesungen, Schädelvermessungen etc. Im Zentrum des Films steht dann die Reise zweier Ethnologen nach Deutsch-Südwestafrika und ihre Erlebnisse dort. Unter dem Schutz des Militärs können sie an militärischen „Expeditionen“ ins Landesinnere teilnehmen, Beweise und „Gegenstände“ sammeln. Sie machen sich mitschuldig an der Kulturzerstörung, nämlich durch Plünderung und auch aktive Schändung heiliger Grabstätten. Der Film zeigt ziemlich drastische Szenen zur „Schädelgewinnung“ sowie deren „Säuberung“.
Die Frau im Nebel. Der in Süd-Korea spielende Film des Regisseurs Park Chan-wook handelt von einem Kommissar und einer schönen Chinesin, die möglicherweise ihren Mann umgebracht hat.
Oder war es ein Unfall?
Der Kommissar forscht nach, gerät jedoch in den Sog der verführerischen Frau, die ihre Geheimnisse nicht Preis gibt.
Einige Jahre vergehen, die Frau heiratet wieder, ihr Mann wird bald ermordet aufgefunden. Der Kommissar ist zur Stelle.
Auch wenn man den Film und die Story nicht so wirklich nachvollziehbar beschreiben kann, ist es ein stilistisch aufregender und sinnlicher Film geworden.
Die Kairo-Verschwörung. Der Polit-Thriller des ägyptisch-schwedischen Regisseurs Tarik Saleh spielt in der renommierten Al-Azhar-Universität in Kairo und handelt von Macht-Intrigen, in die ein Fischerjunge, der dort studieren darf, schon bald hineingezogen wird, als der Iman stirbt und das Gerangel um die Nachfolge beginnt. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Geheimdienst, der auch vor Mord nicht zurückschreckt, um einen der autoritären Regierung genehmen Kandidaten durchzusetzen.
Die Stärke des Films liegt darin zu zeigen, wie in einem autoritären Staat der Machterhalt gesichert wird – nämlich durch Ausschalten aller möglichen Gegner unter Anwendung aller denkbarer schmutziger Methoden. Der Film vermittelt ein visuell bemerkenswert glaubwürdiges Bild über eine religiös gesteuerte islamische Universität mit ihren „Riten“.
Die Nachbarn von oben. Sabine Boss erzählt in ihrem schweizerischen Film von einer am lebenden Subjekt angewandten Paartherapie außerhalb der Praxisräume. Ein seit 20 Jahren verheiratetes Paar kommt den Nachbarn von oben näher, da die Frau die Nachbarn spontan einläd. Schon ziemlich bald entschuldigt sich das Pärchen von oben für die manchmal lauten Sexualverkehrsgeräusche, die aus ihrer Wohnung kommen und von denen sie vermuten, dass sie einige ihrer Nachbarn stören, da es manchmal anonyme Anrufe gibt. Entschuldigend fügen sie noch hinzu, dass sie manchmal Orgien veranstalten würden, aber dann meist nur zu acht, höchstens zu zehnt. Die Gastgeberin setzt zunächst noch auf Harmonie, doch die Gäste werden direkter, äußern den Verdacht, dass sie ziemlich sicher seien, dass der Gastgeber auch zu den anonymen Anrufern gehört und diagnostizieren auch ziemlich bald, dass sich ihre Gastgeber vor allem deshalb gestört fühlen würden, weil das Lustgestöhne ihnen ihre eigene erstarrte, lustlose Ehe vor Auge führen würde. Die Diskussion eskaliert zunehmend, zumal die Gastgeber nicht an einem Strang ziehen und andere Wahrheiten über ihre Ehe ans Licht zerren, die diese zunehmend zerlegt.
Die Purpursegel. Pietro Marcello's Film spielt in der Normandie, etwa 1918 – 1938. Ein Mann kehrt aus dem 1. Weltkrieg zurück und muss sich wieder in seinem Dorf zurechtfinden. Seine Frau ist jüngst bei der Geburt des Kindes gestorben, und das Leben ist karg. Er findet Unterkunft in dem Hofgut, das von einer Frau geführt wird, die sich auch dem Kind annahm.
Der Mann ist Tischler, arbeitet mit Holz. Doch Arbeit ist knapp. Später merkt er er, dass er Kinderspielzeuge schnitzen und in der Stadt verkaufen kann. Gleichzeitig zieht er seine Tochter auf, die sich zu einer selbstbewussten Frau entwickelt. Doch Holzspielzeug verliert an Wert, wird durch mechanisch und elektrisch bewegliches Spielzeug verdrängt.
In rauen Bildern, aber nicht ohne Empathie, lässt der Regisseur die damalige Zeit auferstehen.
Fallende Blätter. Ein typischer Kaurismäki-Film. Ein spröder Liebesfilm. Zwei Gelegenheitsarbeiter*innen, Mann und Frau, versuchen eine Annäherung, nachdem sie sich – jeweils in Begleitung von Freund*innen – zuvor in einer Kneipe gesehen und Blicke ausgetauscht haben. Die Kontakte sind – wenn sie denn zustande kommen und nicht durch höhere Gewalt verhindert werden – etwas „holprig“.
Und die Frau bemerkt, dass der Mann ein Trinker ist und erklärt, mit keinem Trinker zusammen sein zu wollen. Also dauert es. Der Film, eindeutig in der Gegenwart spielend, wirkt, als könne er auch vor Jahrzehnten spielen. Das liegt zum Teil am Retro-Interieur der Wohnungen oder der Kneipen, weniger an den Szenen auf den Arbeitsstellen.
Als melancholische Liebesgeschichte aus dem Arbeitermilieu ist der Film aus meiner Sicht in sich sehr stimmig.
Falling Into Place. Die deutsche Filmschauspielerin Aylin Tezel hat mit ihrem Film ein ziemlich ausgereiftes Debut hingelegt, in dem sie zudem noch als überzeugende Hauptdarstellerin agiert. Erzählt wird eine scheue Liebesgeschichte. Eine Frau und ein Mann treffen sich vor einem Pub auf der Isle of Skye und beginnen eine verbal geprägte Kuschelbeziehung. Doch sie sind beide bereits in Beziehungsproblemen verwickelt, können sich nicht öffnen und das Techtelmechtel endet bald, ohne dass sie Adressen und Telefonnummern austauschen. Der Film erzählt danach, in welchem Umfeld sie in London arbeiten und wie sie mit ihren Problemen umgehen, ohne voneinander zu wissen. Doch nach diversen Monaten treffen sie sich im Rahmen ihrer Bilderausstellung wieder, und der Funke springt vielleicht über. Die Regisseurin hat ein Gespür für melancholische Stimmungen, ernsthafte Dialoge und interessante Settings. Und ich denke mal, die Regisseurin kennt bestimmt Richard-Linklater-Filme.
Killers of the Flower Moon. Martin Scorsese's Film erzählt eine subtile Indianerland-Geschichte, die mafiöse Erzählstrukturen beinhaltet und Robert De Niro in der Rolle eines „Paten“ und Leonardo diCaprio in der Rolle eines jungen Neffen als diabolische Charaktere etabliert, die (fast) jeden aus dem Weg räumen, der ihren Zielen im Wege steht. Das Ziel ist, nach und nach das Indianerland in ihren Besitz zu bringen, da auf ihm Erdöl gefunden wurde. Das Ziel lässt sich am besten verwirklichen, wenn die reichen jungen Indianerinnen mit Landbesitz von weißen Mitgliedern der „Familie“ geehelicht werden. Die Ehefrauen, deren Geschwister, Eltern etc. können dann aus dem Weg geräumt werden, wenn das Erbschaftsrecht im konkreten Fall dies geboten erscheinen lässt. Diese um das Jahr 1919 spielende Geschichte, die basierend auf eventuell historischen Fakten erzählt wird, ist unglaublich perfide. Unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit gegenüber den Ureinwohnern werden von wenigen Leuten und ihren kriminellen oder korrupten Handlangern skrupellose, giergesteuerte Verbrechen begangen, die von oben gedeckt werden. Der deutlich über drei Stunden lange Film zieht seine Wirkung zum erheblichen Teil aus der Unaufgeregtheit, mit der die Geschichte anfangs erzählt wird – so, als wäre es normal, Indigene und andere Gegner einem unnatürlichen Tod zuzuführen.
Nostalgia. Mario Martone's Film spielt in Neapel und liefert hierzu auch tolle Stadtbilder von Straßen, Plätzen, Ruinen, Katakomben. Der Film erzählt von einem Mann, der nach Jahrzehnten in seine Heimatstadt zurückkehrt, die er – verwickelt in ein Mord- oder Totschlagdelikt – damals fluchtartig in Richtung Ägypten verlassen musste. Doch Neapel ist die Stadt seiner Kindheit und dort lebt noch seine alte Mutter, die er unbedingt besuchen und eventuell unterstützen muss. Er mietet sich in ein Hotelzimmer ein, erforscht etwas die Umgebung und besucht seine Mutter. Sie kommen sich wieder nahe, und der Mann verschafft ihr woanders eine bessere Wohnung. Doch die Frau stirbt alsbald. Der Mann erinnert sich natürlich an seinen alten Freund, der das Mord- oder Totschlagdelikt damals zu verantworten hat, möchte auch ihn treffen. Er trifft seinen alten Priester, der umfassende Kontakte zur Wohnbevölkerung hat und ihn eindringlich warnt, ihn jedoch mitnimmt zu diversen Familien. So erfährt er schließlich auch die Wohnadresse des alten Freundes, doch den alten verfallenden Palast hoch über der Stadt kann er nicht unangemeldet besuchen. Er bekommt einen Termin, doch der ehemalige Freund rät ihm, die Stadt baldmöglichst wieder zu verlassen, da seine Mutter nun ja tot sei. Ein düsteres, aber über weite Strecken auch einfühlsames Sozialdrama.
Passagiere der Nacht. Mikhaël Hers' Film spielt im Paris der 1980er Jahre und ist eine etwas wehmütige Erinnerung an die damaligen Zeiten. Erzählt wird von einer Frau, die sich von ihrem Mann getrennt hat und mit Sohn und Tochter in einem Hochhaus ziemlich weit oben wohnt. Sie braucht einen Job und heuert bei einem Nachtradio-Sender an. Dort lernt lernt sie eine schöne junge Frau kennen, die als quasi Obdachlose als Gast im Radio auftritt. Sie kann ihr übergangsweise eine Art Mansardenzimmer, abgetrennt von ihrer Wohnung, anbieten. Mit der Nähe eines so schönen Mädchens kommt der fast gleichaltrige Sohn erst einmal gar nicht klar und bald haben sie Sex. Doch das Mädchen hat selbst Probleme, verschwindet danach bereits am frühen Morgen und taucht erst Jahre später wieder auf. Derweil sucht sich die Mutter einen besser bezahlten Job in einer Bibliothek und lernt dort auch einen Mann kennen. Als das Mädchen wieder auftaucht, wird sie wieder in der Mansarde untergebracht, hat aber offensichtlich Drogenprobleme. Der Sohn fährt wieder/immer noch auf sie ab. Sie entscheidet, dass sie gehen muss. Aus meiner Sicht ein sehr schöner Film. 80er-Flair. Und es gab keine Handy's, selbst in der Disco konnte man noch rauchen.
Past lives. Mit Ihrem Debut-Film legt die südkoreanisch-kanadische Regisseurin Celine Song gleich ein beachtliches Werk vor, das von der umzugsbedingten Trennung zweier südkoreanischer Schüler*innen und der wiederholten, aber seltenen Kontaktaufnahme per Skype Jahre später erzählt.
20 Jahre später reist der Mann von Seoul nach New York, um seine frühere, heute verheiratete Freundin zu treffen. Alle Beteiligten wissen, dass emotionale Gefahren drohen könnten. Sie machen zu zweit Sightseeing in New York, und am zweiten Tag steht auch der Besuch und die Begegnung mit dem Ehemann zu Hause an.
Strukturelle Ähnlichkeiten mit der preisgekrönten Before-Filmtrilogie von Richard Linklater sind nicht von der Hand zu weisen. Besonders Greta Lee als Hauptdarstellerin überzeugt auf ganzer Linie.
Return to Seoul. David Chou's Film erzählt von einer jungen französischen Frau, die als Kleinkind in den 1950er Jahren aus Süd-Korea adoptiert wurde. Da ihr geplanter Flug nach Japan gecancelt wurde, bucht sie kurzentschlossen nach Seoul um. In ihrer Unterkunft wird sie überredet, ihrer Vergangenheit nachzuspüren. Das Adoptionszentrum verschickt Telegramme. Zunächst meldet sich nur ihr Vater. Das Treffen mit dessen Familie wird anstrengend, da sie als verlorene Tochter gilt und direkt in die Familie integriert werden soll. Sie flüchtet nach Seoul zurück. Der Kontakt mit der Mutter gelingt zunächst nicht, doch der Film zieht sich über mehrere Jahre hin, in denen die Frau immer wieder mal nach Seoul zurückkehrt. Dem Regisseur gelingt ein interessanter Film, in dem man sieht, wie es dort in den Wohnungen oder im Nachtleben zugeht. Später wird der Film psychedelisch und zerfasert, da die junge, innerlich zwischen den Kulturen zerrissene Frau in die Tattoo-/Techno-Szene Seouls abtaucht.
TAR. Todd Field's Film spielt weitgehend in Berlin und erzählt von der Arbeit einer Star-Dirigentin und den Hierarchien im Umfeld des Orchester-Betriebs. Doch auch für die Star-Dirigentin gibt es Grenzen bei der Machtausübung, deren mögliche Überschreitung hier letztlich zu ihrem psychischem Zusammenbruch führen, als dokumentierte Schatten der Vergangenheit medial ans Licht kommen und bei Management und Presse diskutiert werden. Der Film lebt eindeutig von der beeindruckenden Bühnenpräsenz der exzentrisch agierenden Hauptdarstellerin, auch wenn mir – wie meistens – ebenso Nina Hoss gefällt, hier in der Rolle der Partnerin, die auch im Orchester spielt. Es gibt einige unheimlich wirkende nächtliche Sequenzen, die psychisch bedingte Wahrnehmungsstörungen (Geräusche) bei der Dirigentin andeuten. Ich fand den Film faszinierend, vermutlich auch, weil mir diese Orchester-Welt ziemlich fremd ist und man tiefe Einblicke bekommt.
The Banshees of Inisherin. Martin McDonagh's Film spielt auf einer kleinen Insel vor West-Irlands Küste in den 1920er Jahren. Erzählt wird eine finstere Beziehungsgeschichte zwischen zwei Männern, die von einem Tag auf den nächsten in pure Feindschaft umschlägt, weil der eine Mann mit dem anderen kein Wort mehr wechseln will. Nein, sie schlagen sich nicht, hier gehen die beiden Protagonisten drastischer zu Werke.
Es gibt noch weitere Figuren in dem Film, etwa die Schwester des jüngeren Mannes, einen pubertierenden Dorftrottel, den Polizisten, den Kneipenwirt, den Pfarrer, alle tendenziell etwas verschroben.
Ein guter Film, aber auch harter, existenzialistischer Tobak. Es gibt viele Tierszenen, insbesondere mit Eseln und Rindern, die den Film auflockern.
The Five Devils. Léa Mysius' Film spielt in den französischen Alpen und handelt von einem Mädchen mit gut ausgebildeten Geruchssinn und bizarren Angewohnheiten, etwa Gerüche zu sammeln und in Weckgläser zu konservieren. Das kann eine tote Krähe, das können aber auch lebende Personen sein, deren Geruch im Glas konserviert und ordentlich beschriftet wird. Ihre Mutter, die oft im örtlichen Schwimmbad arbeitet, ist mit einem senegalesischen Mann verheiratet, der im Ort als Feuerwehrmann arbeitet. Als die Schwester des Mannes nach 10 Jahren im Ort auftaucht und bei ihnen notgedrungen Unterschlupf findet, dramatisieren sich die Ereignisse; denn das Mädchen wird bei ihrem Geruch oft in die Vergangenheit geschleudert und wird dort Zeugin wichtiger Ereignisse aus dem Leben ihrer Eltern. Die Schwester des Mannes ist die einzige Person, die sie dort sehen kann. Sie wird nach einigen dieser Geister-Ereignissen als „Psychotante“ abgestempelt und löst dramatische Ereignisse aus. Der Regisseurin gelingt ein Film, der in vielen Genres angesiedelt ist, die perfekt zueinander finden. Das phantastische Element dominiert vielleicht, auch wegen des mitunter leicht bedrohlichen Soundtracks. Aber es ist ebenso Coming-of-Age-Drama wie queerer Liebesfilm und Sozialstudie.
The Lost King. Der britische Regisseur Stephen Frears erzählt wird von den intuitiven Fähigkeiten einer Frau, das Grab eines Königs zu finden. Die Frau, total frustriert von ihrem Arbeitgeber, besucht eine Theateraufführung, in der Richard III eine Rolle spielt. Und seither hat sie Visionen seiner Person, die nachts beispielsweise vor ihrem Schlafzimmerfenster auf einer Bank sitzt oder auch sonstwo erscheint. Sie vertieft sich in Bücher überr den König, besucht einen dubiosen Freundeskreis von Anhängern des Königs und entwickelt mit Hilfe eines Archäologen eine Theorie über den möglichen Fundort der Grabstätte in der mittelenglischen Stadt Leicester. Danach nimmt sie Kontakt mit der dortigen Stadtgemeinde und Sponsoren auf, um das Grab zu heben, denn sie vermutet, dass es unter dem Parkplatz einer Behörde liegt. Die ist ein ansprechend inszenierter Film, in dem die Hauptdarstellerin auftrupfen kann und sich mit diversen Institutionen herumschlagen muss, die sie weder ernst nehmen noch ihr den Ruhm gönnen wollen.
The Ordinaries. Sophie Linnenbaum's Film spielt in einer Welt der Hauptdarsteller*innen, Nebenfiguren, Statist*innen und Ausgestoßenen (Outtakes). Das Klassenbewußtsein ist extrem ausgebildet. Es wird deutlich, was Erziehung bedeutet. Wenn die Mutter, eine Nebenfigur, nur ein paar Sätze sprechen kann, die sie jeden Tag wiederholt, kann sie ihrer Tochter auch keine angemessene Förderung bieten. Und die Kinder dieser Gesellschaft werden schon mal bedroht, herausgeschnitten zu werden, wenn sie sich daneben benehmen. Die Tochter möchte Hauptfigur werden, dafür muss man nicht nur viel sprechen, sondern auch Emotionen darstellen können. Gleichzeitig forscht sie aber auch nach ihrem Vater, der eine Hauptfigur war und angeblich bei einem großen Massaker umgekommen ist. Ihr Weg führt in die Welt der Statist*innen, die unter widrigen Verhältnissen in zerfallenden Stadtviertel und Fabrikruinen wohnen und oft auch in Fabriken arbeiten, beispielsweise in der Geräuschefabrik. Der Film ist Phantastik pur, voller verfilmter origineller Ideen. Und er hält unserer Gesellschaft den Spiegel vor das Gesicht. Einer der besten Filme des Jahres.
Wann wird es endlich so, wie es nie war. Sonja Heiss' Film erzählt von einem Jungen/Jugendlichen, der in den 1980er und 90er Jahren in Schleswig auf dem weitläufigen Gelände einer großen Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie aufwächst. Sein Vater ist dort Direktor, aber der Junge hat durchaus auch eigene psychische Störungen, die sich gelegentlich in epileptisch wirkenden Wut- und Schreianfällen zeigen. Es fällt mir schwer, Weiteres über den Inhalt des Films hier zu erzählen. Es wird eben vom Alltag dort und damals erzählt, vom Alltag im Elternhaus und von den Alltagsbegegnungen des Jungen in der Klinik. An dem Film sind weniger die inhaltlichen Details von Bedeutung, mehr die Erzählstruktur und die warmherzige atmosphärische Ausstrahlung. Die Bejahung des Andersseins oder die en passant gewürdigte Psychiatriereform der 70er bis 90er Jahre können punkten. Einer der besten Filme des Jahres aus meiner Sicht. Er hat auch einen guten Soundtrack mit einigen bekannten Hits aus der damaligen Zeit, etwa Grauzone's „Eisbären können nicht weinen“.
Filmempfehlungen aus dem Kinojahr 2022
Die Filmempfehlungen der Vorjahre existieren hier auch noch, jedoch mussten aufgrund der Abschaltung von abload.de die Filmplakat-Links weitgehend entfernt werden.
Die besten Filme des Kinojahres 2021
Die besten Filme des Kinojahres 2020
Die besten Filme im Kinojahr 2019
Die besten Filme im Kinojahr 2018
Die besten Filme im Kinojahr 2017
Diesen Film: "The Banshees of Inisherin" habe ich im Kino gesehen. Ich fand ihn sehr intensiv und manchmal auch etwas schräg. Den würde ich sofort noch einmal ansehen. Der Film: "Wann wird es endlich so, wie es nie war" hat mich auch interessiert, habe ihn aber leider verpasst. Irgendwie schaffen wir es seit Corona nicht mehr so häufig ins Kino. Und kann noch nicht einmal sagen, warum.
AntwortenLöschen... die kommende Rente könnte sich dann evtl. günstig auf das Vorhaben "Kinobesuche" auswirken.
Löschen