Samstag, 7. September 2019

Die besten Kinofilme 2018

In dieser Liste ist ein Drittel der von mir gesehenen Filme in 2018 ausgewählt (einfach alphabetisch sortiert). Nur 7 dieser Filme haben mehr als 100.000 Kinobesucher gesehen. Es gibt also wahrscheinlich noch viel für euch zu entdecken. 

Hans Weingartner's Film 303 verknüpft in idealer Weise Road Movie und Love Story mit intelligenten Dialogen. Eine junge Frau, gerade durch eine Biologie-Prüfung gerasselt, macht sich mit ihrem Wohnmobil auf, ihren in Portugal arbeitenden Freund zu besuchen. Auf dem Weg zwischen Berlin und Köln nimmt sie an einer Tankstelle einen jungen Mann mit, der das erhoffte Stipendium nicht bekommen hat und erstmals seinen richtigen Vater in Nord-Spanien besuchen will. Auf dem Weg zu ihren Reisezielen reden sie über die Welt, vor allem aber über das kapitalistische System, Sex, Liebesbeziehungen, Neanderthaler und Ernährungsgewohnheiten - und besichtigen so nebenbei die eine und andere Sehenswürdigkeit in Belgien, Frankreich, Spanien und Portugal. Und sie kommen sich näher. Wenn dieser Film mit Linklater's „Before Sunrise“ (1995) verglichen wird, so ist das keineswegs so weit hergeholt. 

Drew Goddard's Film Bad Times At The El Royale spielt Ende der 1960er Jahre in einem wenig frequentierten Hotel, das auf der Grenze zwischen Kalifornien und Nevada liegt und zuvor als Spielhölle und Bordell eine glanzvolle Vergangenheit hatte. Es ist mit allen möglichen Abhöreinrichtungen, heimlichen Beobachtungs- und Überwachungskameras und geheimen Gängen ausgestattet – vorzugsweise, um die illustren Gäste bei Gelegenheit erpressen zu können. Aber das ist Vergangenheit, und nun finden sich nur noch ein paar Gäste ein und lediglich ein junger, verunsicherter Mann managt das ganze Hotel. Der Film beobachtet die eintrudelnden Gäste, die zum Teil merkwürdigen Aktivitäten nachgehen. Nach und nach kommen einige dahinter, dass man die anderen Gäste beobachten kann bzw. beobachten sollte. Nebenbei wird in Rückblenden immer mal wieder aus der Vergangenheit einiger Gäste erzählt. Später kommen weitere ungebetene Gäste und der Film entwickelt sich zu einem gewalttätigen Sektendrama. Im Ergebnis ist es ein visuell aufregender Film. Allzu zimperlich sollte man also nicht sein, wenn man diesen Film zu goutieren gedenkt. 

Scott Cooper's Spätwestern Feinde – Hostiles spielt 1892 – zu einer Zeit, als die Indianer-Kriege im engeren Sinne bereits vorbei waren. 

Ein Captain, als Indianer-Hasser bekannt, erhält vom Kommandanten des Forts den Auftrag, einen seit Jahren gefangen gehaltenen und schwer erkrankten Häuptling der Cheyenne mit seinen engsten Familienangehörigen in das Tal seiner Heimat zu bringen. Viele 100 Meilen entfernt, eine wochenlange Reise zu Pferd. 

Sie machen sich auf, etwa 4 Soldaten und 5 IndianerInnen. 

Dies ist ein düsterer Film, eine Reise ins Herz der Finsternis. Es kommt zu Auseinandersetzungen mit marodierenden Indianern, gewalttätigen Pelzjägern, psychotischen Soldaten und Landbesitzern. 

Sean Baker's Film The Florida Project erzählt von Kindern an einem sozialen Brennpunkt inmitten eines disneywelt-artigen Touristenambientes mit Hotels und Shopping-Zentren in Florida. 

Der Brennpunkt ist eine Art heruntergekommenes Hotel, in dem sowohl Einheimische als auch Touristen für wahrscheinlich relativ wenig Geld wochenweise unterkommen können. In ihm wohnt auch eine junge flippige, gern kiffende Mutter mit ihrer 8- oder 10-jährigen Tochter. 

Die Kinder ziehen durch die Gegend und bauen meist Mist. 

Es ist ein sozialrealistischer, auch sentimentaler Film aus der kindlichen Perspektive. 

Benedikt Erlingsson's Film Gegen den Strom spielt überwiegend in/auf Island und handelt von einer im Alltagsleben unauffälligen Frau, die die örtliche Aluminiumhütte mit Sabotageakten bekämpft. Abgesehen hat sie es dabei auf die Stromversorgung, der sie mit Bogen, Seilen, Sprengstoff und Sägen mitten in der weitgehend baumfreien isländischen Pampa zu Leibe rückt. 

Nach diversen solcher Attacken mit entsprechenden Erfolgen wird die Überwachung und Spurensuche intensiviert, das Gebiet mit Hubschraubern und Drohnen überwacht. 

Immer wenn es etwas brenzlich wird, spielt eine Kapelle auf oder singt ein dreiköpfiger ukrainischer Frauenchor. Nur die Protagonistin sieht und hört diese Personen. Dadurch und durch die schrägen Klänge erhält der Film einen surrealen Charakter. 

Alice Rohrwacher's Film Glücklich wie Lazzaro spielt in Italien, aus meiner Sicht irgendwann zwischen 1990 und heute. Eine abgelegene Berglandschaft, ein Herrschaftshaus, in der eine „Gräfin“ residiert, drumherum Wirtschaftsgebäude, in denen ganze Familien von Landarbeitern hausen, die hemmungslos ausgebeutet werden und noch nie Geld gesehen haben. Einer davon ist Lazzaro, der auf der untersten Stufe steht, aber alle Aufträge, Ungerechtigkeiten und Schikanen wohlwollend und hilfsbereit hinnimmt und sich mit dem Sohn der Gräfin anfreundet. Später nimmt der Film surreal-phantastische Züge an. Lazarro stürzt eine Klippe herunter, erwacht aus der Bewußtlosigkeit, kehrt zurück zum Herrschaftshaus und findet eine lange verlassene Ruine vor. Er gelangt auf Umwegen in die nächste große Stadt, findet dort einen Teil seiner Landarbeiter-Truppe, die älter geworden ist und in einem aufgegebenen Gastank auf einem Bahngelände zwischen den Schienen haust und mit Kleingaunereien ihr Geld verdient. Fortschritte haben sie nicht gemacht, haben die unterste soziale Stufe auf dem Lande nur gegen die unterste soziale Stufe in der Stadt eingetauscht. 

Andreas Dresen hat endlich mal wieder einen guten Film in Szene gesetzt. Gundermann - ein unangepasster Liedermacher und Bergarbeiters aus dem Osten. Der Mann wurde nicht alt und ist schon 20 Jahre tot. 

Der Film spielt um 1992-95 und setzt in Rückblicken bis in die 1970er Jahre bedeutende Szenen seines Lebens um. Er handelt von seiner Musikband, seinen Freundinnen, von seiner Arbeit in einem Braunkohletagebau, vom Anecken bei der Partei als überzeugter Kommunist, von Spitzeltätigkeit und Verrat. 

Alexander Scheer schafft es mit seiner schauspielerischen Leistung tatsächlich, Interesse zu wecken für den Künstler, seine Musik und seine Ansichten. Überhaupt agieren alle Schauspieler_innen natürlich und überzeugend. 

Juliana Rojas & Marco Dutra's Werwolf-Film Gute Manieren spielt in der brasilianischen Metropole Sao Paulo. Erzählt wird von zwei Frauen, von denen die eine aus reichen Verhältnissen kommt und ein Luxusappartement in der City bewohnt und die andere ihre Haushälterin und ihr zukünftiges Kindermädchen wird und bei ihr einzieht. Die beiden Frauen kommen sich – auch sexuell - näher, doch etwas stimmt nicht, denn die Haushälterin beobachtet, wie ihre Arbeitgeberin schlafwandelt und nachts in diesem Zustand anscheinend auf Jagd geht. Die Geburt wird dann zu einem Fiasko und die Haushälterin entscheidet danach, das „Kind“ selbst aufzuziehen. Der Film springt dann 6 - 7 Jahre weiter. Die Haushälterin versucht den Jungen zu schützen, doch dies bedeutet, dass sie ihn in Vollmondphasen in einem gesicherten Raum anketten muss. Es kommt der Tag, an dem dies nicht planmäßig abläuft und die Katastrophe ihren Lauf nimmt. Dieser zum Teil sehr sinnliche Film kann erzählerisch und visuell überzeugen. 

Greta Gerwig's Film Lady Bird spielt in Sacramento und fällt in die Rubrik „Coming-of-Age-Film“. 

Die 17-jährige Protagonistin geht auf eine von Nonnen geführte katholische Schule, hat Probleme mit sich, ihren verarmenden Eltern, möchte am liebsten weg, an eine High School an der Ostküste. 

Erste Liebe, Mode, Schul-Theater, Religion spielen eine Rolle im Film. Das ist alles sehr schön ausbalanciert erzählt. Oft typische Themen wie Mobbing und Gewalt spielen keine Rolle im Film. 

Für deutsche Verhältnisse ist zu viel Religion im Film; andererseits werden die Nonnen durchaus als aufgeschlossen dargestellt. 

Debra Granik's US-amerikanischer Film Leave No Trace erzählt von einem kriegstraumatisierten Vater, der mit seiner Tochter in den Wald gezogen ist, um dort zu leben. Des Vaters Gedanken sind zwar auf Survival-Ideologie ausgelegt (sie jagen aber im Film nicht), sie gehen aber auch mal einkaufen in der nächstgelegenen Stadt. 

Später werden sie von den Behörden geschnappt, von einer Einrichtung in die andere geschleppt. Der Vater, Soziopath, der es mit keinen anderen Personen länger aushält, flieht mit der Tochter in einen anderen nordischen Wald. 

Der Mann verunglückt, die Tochter holt Hilfe und sie gelangen in eine hippieske Wald-Wohnmobil-Gemeinschaft. Die Tochter erkennt, dass sie hier leben will und andere Ziele als ihr Vater hat, und der Vater muss nun allein weiterziehen. 

In Paolo Virzì's Film Das Leuchten der Erinnerung geht ein altes Ehepaar im Osten der USA auf eine Reise mit dem eigenen, zuvor schon praktisch eingemotteten Wohnmobil. Die Reise soll zu Orten führen, an denen sie früher mal schöne Stunden/Tage verbracht haben. Ziel ist die Südspitze Floridas. Die Frau, schwer krank, möchte ihrem deutlich älteren Mann, der an Alzheimer leidet, diese Orte noch einmal zeigen, um Erinnerung aufzufrischen. Sie hat auch einen Dia-Projektor eingepackt, um ihrem Mann alte Dias open-air auf den Camping-Plätzen zeigen zu können. 

“Alzheimer“-Filme im Kino können nur Erfolg haben, wenn sie die Thematik nicht bierernst-depressiv abhandelt, sondern eine berührende, ausgewogene Mischung aus moderater Situationskomik, Fremdschämen und ernsten Tönen/Bildern bieten. Dieser Film schafft das perfekt. 

Der Film Marlina – Die Mörderin in vier Akten der indonesischen Filmregisseurin Mouly Surya spielt auf der Insel Sumba. Erzählt wird von einer Frau, die in einer einsamen Hütte inmitten der Savannen-Landschaft lebt. Eines Tages kommt ein Fremder per Moped vorbei, kündet an, dass sie ausgeraubt und diese Nacht vergewaltigt werden wird. Die Kumpanen kommen mit Mopeds und mit einem Lastwagen, um die Haustiere abzutransportieren. Sie wird gebeten, ein ordentliches Abendessen zuzubereiten. Das macht sie. Das Essen ist vergiftet, die meisten sterben, nur der Chef rührt die Suppe nicht an und vergewaltigt sie. Doch sie nimmt seine Machete und schlägt ihm dann den Kopf ab. Mit dem Kopf des Mannes, zu Fuß, mit Bus und auf Pferd macht sie sich auf zur nächsten Polizeistation. Die Polizei kann erst mal nicht helfen, zu abgelegen ist der Ort des Geschehens, man hat gerade kein Fahrzeug. Sie kehrt zurück zu ihrer Hütte, wohl wissend, dass es noch zwei weitere Bandenmitglieder gibt, die sie erwarten, um den Kopf ihres Chefs zurückzufordern. Ein archaisch anmutenden Film, dessen Filmmusik etwas an Italo-Western-Musik erinnert. 

So einen archaisch-surrealen wirkenden Film wie Rainer Sarnet's in schwarzweiss inszenierten estländischen Geister-/Liebesfilm November bekommt man selten zu sehen. Er spielt im Umfeld eines Schlosses irgendwo in der „Pampa“ Estlands, vermutlich im 19. Jahrhundert und verarbeitet bäuerliche Volkssagen und Aberglauben. Hier spielen „Kratts“ eine wichtige Rolle, Wesen, die aus bäuerlichen Gegenständen und Knochen zusammengebaut sind, denen von Schamanen oder Hexen Leben eingehaucht wurde und die auch sprechen, laufen und herumfliegen können. Zum Schloss gehören Wirtschaftsgebäude und primitive Wohnstätten der ausgebeuteten Landbevölkerung, die kaum etwas zu essen hat, aber mit dem Personal des Schlosses regen Handel mit Schloss-Gegenständen treibt. An Allerseelen steigen die Toten aus den Gräbern des benachbarten Friedhofs, um in ihren Familien für einen Tag zu leben und zu schauen, ob die Familienschätze noch gut versteckt und vorhanden sind. Die gothic-archaische Dreiecks-Liebesgeschichte selbst ist leider nicht besonders prickelnd. 

Alfonso Cuarón's Film Roma spielt in Mexico-City und Umgebung um 1970/71. Der Film ist mehr oder weniger ein Familienportrait einer gehobenen Mittelstandsfamilie, vielleicht auch schon an der Grenze zum Reichtum, denn sie bewohnen ein Haus mit Innenhof, haben zwei indigene Haushälterinnen, Autos etc. 

Der Haussegen hängt schief, der Mann lässt sich nur einmal blicken, hat eine Andere. Umso mehr spielen die Haushälterinnen die Hauptrolle im Film, ihr Tun und Lassen im Haushalt wird sorgsam portraitiert. 

Nebenbei spielt der Film auch noch auf dem Lande bei den Indigenas, er zeigt die Studentenunruhen und Massaker sowie Krankenhaus-Chaos in Mexico-City.  

In Detail-Reichtum und Intensität ist dieser Schwarzweiss-Film beeindruckend.

Rohena Gera inszenierte mit Die Schneiderin der Träume einen faszinierenden Indien- und insbesondere Bombay/Mumbai-Film. Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine junge Frau vom Lande, die als Dienerin bei einem reichen Ingenieur in Mumbai arbeitet – hoch über der Stadt in einem Wolkenkratzer. Sie ist für diese Luxuswohnung und die Bedienung des Herrn zuständig - Essen kochen, Betten machen und so. Der Mann, selbst etwas genervt von den indischen Klassenschranken, läßt ihr viele Freiheiten, fördert ihre Ausbildung in einer Nähschule, bringt sie bei einer Designerin unter. Die sehr starken gesellschaftlichen Ungleichheiten, Rollenverständnisse und Barrieren in der indischen Gesellschaft verhindern jedoch - exemplarisch dargestellt am Beispiel des Verhältnisses vom Herrn zu seiner schönen Dienerin – dass sie sich näher kommen dürfen, ohne von ihren Familien verstoßen zu werde . Und deshalb kündigt sie und geht. 

Agnieszka Holland's Film Die Spur spielt in den Bergen Süd-Polens. Im Mittelpunkt steht eine ältere Frau, die einsam in einem Hof in den Bergen wohnt und häufig mit ihren zwei Hunden unterwegs ist. Die Ballerei der Jäger im Winter ist ihr verhasst, außerdem gibt es Wilderer, die mit Fallen jagen, und manchmal findet sie eine Tierleiche in diesen Fallen. Als eines Tages ihre Hunde weg sind, ist sie psychisch schwer getroffen. Sie erstattet öfter mal Anzeige wegen Wilderei oder Mord an einem Wildschwein, das sie gefunden hat. Doch ihre Anzeigen verpuffen wirkungslos bei der örtlichen Polizei. Später kommt es dann zu Todesfällen unter den Dorfbewohnern, und sie versucht, der Polizei klar zu machen, dass sich die Tiere nun rächen. Die Inszenierung ist zwar etwas spröde, aber der Film punktet mit Natur- und Wildtier-Aufnahmen sowie einer glaubwürdigen Darstellung funktionaler Dorf-Beziehungen, in der fast alle Männer mit der Jagd zu tun haben, oft gemeinschaftlich jagen und auch der Priester ihr Tun sanktioniert und das Töten der Tiere verteidigt. 

Der Hexen-Tanz-Horrorfilm Suspiria von Luca Guadagnino ist ein Film für die Augen – visuell häufig beeindruckend, besonders in den krassen Tanzszenen. Eine etwas laszive Erotik und die sonderbare Atmosphäre sprechen auch für den Film. Die Handlung ist relativ undurchsichtig inszeniert und spielt auf mehreren Zeitebenen. Sie ist zudem durchsetzt mit bizarren Visionen oder Flashbacks. Erzählt wird von einer jungen Amerikanerin, die noch zu DDR-Zeiten in den 1970er Jahren nach Ost-Berlin kommt, um bei einer Frauen-Tanz-Akademie anzuheuern. Diese residiert in einem herrschaftlich eingerichteten, verschachtelten Häuserkomplex direkt an der Mauer. Sie tanzt vor – und wird direkt genommen. Die Tänze der Gruppe entfalten jedoch irgendeine magische Bedeutung und Kraft, können Rituale sein und werden von der Hexen-Führungsriege auch genutzt, um Verräterinnen in den eigenen Reihen hinzurichten. Das Verschwinden von Mädchen erregt Aufmerksamkeit einiger Personen, u.a. eines alten Psychiaters, der Nachforschungen anstellt. Am Ende wird um die Macht unter den Hexen getanzt. Sehr bizarr und sehr blutig. 

Martin McDonagh's Film Three Billboards Outside Ebbing, Missouri erzählt von einer Frau, die sich im Krieg mit der Polizei und anderen Bewohnern des Ortes befindet. Hierbei geht es um die Aufklärung des Mordes an der Tochter der Frau. Auf den „Billboards“ wirft sie der Polizei plakativ groß an einer Landstraße aufgestellt Untätigkeit vor. 

Den kantig-sensiblen Charakter von Frances McDormand kennen wir schon, z.B. aus einigen Filmen der Coen-Brüder, und dieser Film von McDonagh könnte stilistisch wohl auch von ihnen stammen. 

Es geht mitunter relativ deftig zur Sache, ohne die Zeichnung der Charaktere zu vernachlässigen. 

Insgesamt weiss die Geschichte zu gefallen, ist mitunter sogar brachial-amüsant. 

David Robert Mitchell's Film Under The Silver Lake spielt in Los Angeles und handelt von einem Typen, der mit Vorliebe schönen Frauen hinterher guckt und ziemlich viele Joints raucht. Dabei vermischen sich seine Eindrücke zunehmend mit Zwangsvorstellungen, die szenisch aber so gut eingebaut sind, dass man nicht so recht weiß, ob nun Realität oder nur die Vorstellungswelt des jungen Mannes gezeigt wird. Der Film kann dabei auch schon mal in die unheimliche Phantastik abgleiten. Jedenfalls verfolgt der junge Mann ein Ziel, nämlich jene Frau wiederzufinden, die im Innenhof gegenüber wohnte und mit der eine Liebesnacht verbracht hat. Manchmal führt die Spur auf Nobelparties. So surreal wie die Geschichte insgesamt gestrickt ist, ist allerdings nicht sicher, ob diese Frau überhaupt existiert, zumal deren Wohnung am nächsten Tag komplett geräumt war. Es ist im Grunde unmöglich, diesen Film nachvollziehbar zu erzählen. Erwähnenswert ist noch, dass auch Tiere eine oft bizarre Rolle in diesem Film spielen – Hunde, Papageien, Stinktiere, Eichhörnchen. 

Das norwegisch-pakistanische Filmdrama Was werden die Leute sagen von Iram Haq erzählt eine Geschichte, die man in diversen Variationen schon häufiger mal gehört hat – und zwar von Familien mit Migrationshintergrund, die zwar in Europa leben, aber nicht ansatzweise europäische Werte über die Selbstbestimmung des Individuums mental adaptieren haben. Und ihre Kinder, die in Europa aufwuchsen, geraten dann in Konflikt mit erzkonservativen Haltungen ihrer Eltern. In diesem Fall ist es eine pakistanische Familie in einer norwegischen Stadt. Das Mädchen hat heimlich einen Freund, und als sich dieser nachts in die Wohnung der Familie schleicht, fliegt die Sache durch einen vorhersehbaren Smartphone-Zwischenfall auf. Der normalerweise vernünftig wirkende Vater ertappt sie im Zimmer, rastet völlig aus, schlägt auf beide ein. Danach entsteht eine im pakistanischen Denken induzierte, jeder europäischen Rechtslage widersprechenden Dynamik, in der das Mädchen unter Gewaltandrohung nach Pakistan verfrachtet wird. Manche Familien schaffen sich ihre eigenen Höllen. 

Florian Henkel von Donnersmarck's fast abendfüllender Film Werk ohne Autor zeigt eine innerdeutsche Familiengeschichte am Beispiel des (heute) berühmten Malers Gerhard Richter, die etwa 1937 beginnt und sich bis in 1970er Jahre zieht. 

Die erste Stunde ist visuell und erzählerisch spannend, da es hier über die Nazi-Zeit und die frühe Zeit in der DDR geht - über Karriere, Euthanasie, Vergasung, Tod im Krieg wird hier erzählt. 

Später in der DDR kommt das zeichnerische Talent des Jungen heraus. Die letzten zwei Stunden des Film handeln weitgehend von Kunst, aber auch das Milieu der 1960er Jahre mit der Aufbruchstimmung in der Kunstszene wird geschildert. 

Taylor Sheridan's Film Wind River spielt im schneereichen Winter Wyomings. Ein Jäger ist hier unterwegs, u.a. um Wölfe und Pumas von den Haustieren fern zu halten. Er findet eine Frauenleiche im Schnee, eine junge Frau, die bei -30 Grad kilometerweit barfuß durch den Schnee rannte. Das FBI wird eingeschaltet, kann aber nur eine junge hübsche Mitarbeiterin entbehren. Sie ist ziemlich hilflos, versichert sich der Hilfe des Jägers, der Fußspuren deuten kann. 

Harte Männer, viele Waffen, viele Tote – und dazwischen einige atmosphärische ruhige Szenen über das Leben dort draußen am Rande der Wildnis und die Probleme der Leute. 

Der Film kann als moderner Italo-Schnee-Western einklassifiziert werden. Er ist sehr gut und packend gemacht, auch wenn er das Genre nicht neui erzählt. 


Die Auflistung der erfolgreichsten Kinofilme 2018 in Deutschland könnt ihr euch bei insidekino ansehen. Wenn ich es richtig sehe, habe ich die erfolgreichsten 21 Filme gar nicht gesehen. Erst auf Platz 22 kommt Steven Spielberg's Film „Die Verlegerin“ mit 1.2 Mio. Zuschauern, den ich aber nicht zu den besten Filmen zähle. Auf Platz 37 schaffte es „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“, der immerhin noch 800.000 Zuschauer ins Kino zog. 

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