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Samstag, 2. August 2025

Bücherwelten: Kazuo Ishiguro's Roman „Klara und die Sonne“

Der japanisch-britische Autor und Nobelpreisträger betritt mit seinem letzten Roman (orig.: Klara And The Sun, 2021) nicht zum ersten Mal fiktive Welten, denn auch der in 2011 verfilmte Roman „Alles, was wir geben mussten“ war bereits „visionär“. Bei Ishiguro ist es allerdings nicht so klar, ob die Geschichten in einer fiktiven Zukunft, in einer Parallelwelt oder in einer verfremdeten Gegenwart spielen. 

„Klara“ ist ein Android bzw. eine KI, die in eine Mädchenpuppe integriert wurde. Der Roman schildert, wie sie zunächst mit Anderen in einem Geschäft zum Verkauf angeboten wird und die Umwelt durch das Schaufenster beobachtet. Eine Mutter mit ihrer kranken Tochter kaufen sie schließlich und ihre Aufgabe soll sein, Gefährtin der Tochter zu sein, während die Mutter arbeitet. 

Sie leben ziemlich abseits, wo es nur wenige Häuser gibt. Klara lernt schnell dazu. Sie kommen ganz gut zurecht, doch die Tochter, die vermutlich an einem Gendefekt leidet, wird immer schwächer. 

Im Laufe des Romans wird deutlich, dass Klara die Tochter vielleicht auch für die Mutter ersetzen soll. Doch es kommt anders, und Klara verbringt ihre letzten Lebensjahre dann auf einem Schrottplatz. 

Die Geschichte wird aus Sicht von Klara erzählt, ist stilistisch schon sehr empathisch und durchaus auch merkwürdig, denn KI's schlussfolgern möglicherweise anders als wir Menschen und entwickeln vielleicht auch eine ganz eigene Religion, die in diesem Fall mit der Sonne zusammenhängt. 

Nun, aus meiner Sicht sicher ein guter Roman. Es könnte wohl so kommen wie angedeutet, nur wird die Einführung dieser KI-Modelle „etwas problematischer“ sein als jene der E-Roller in unseren Städten, da die „ewiggestrigen Strömungen“ in Politik, Religion und Gesellschaft stark sind oder sogar zunehmen. Auch einige unangemessene Romankritiken wie z.B. jene des Deutschlandfunks deuten bereits darauf hin – als wäre es Aufgabe eines Romans, auf ethische oder politische Gefahren hinzuweisen!? 

Mehr zum Inhalt des Romans kann man z.B. bei literaturkritik nachlesen.

Montag, 7. Juli 2025

Bücherwelten: Christopher Ruocchio's Space Opera „Das Imperium der Stille“

Es ist Band 1 (orig.: 2018) der mittlerweile auf 6 Bände angewachsenen Sonnenfresser-Saga eines US-amerikanischen Autors. Auf über 800 Seiten zieht sich der Band hin. 

Stilistisch und erzählerisch weitgehend überzeugend, will mich der galaxieweite Plot selbst nicht so wirklich überzeugen, denn es wird eine Geschichte erzählt, die Tausende Jahre in der Zukunft spielt und nicht wirklich aufgebaut wird. Vielmehr erzählt der Protagonist von seinem Erwachsenwerden in einem autokratischen Herrscherhaus und seiner Flucht auf einen anderen Planeten.

Sternenschiffe, die mit Lichtgeschwindigkeit fliegen, gibt es. Die Besatzung und Mitreisenden werden dabei weitgehend in Tiefschlaf versetzt und wachen also am Ziel auf. Der Roman indes hat damit nicht so sehr viel zu tun, auch wenn der Protagonist der Geschichte eine solche Reise unternimmt. 

Negativ fiel mir das etablierte ganze hierarchische System auf. Die Geschichte spielt weitgehend auf zwei Planeten und regieren tun dort wie überall im Imperium adlige Häuser, deren Interessensphären einen oder mehrere Planeten abdecken. Es gibt also einen mittelalterlich wirkenden Hierarchie-Touch mit höfischen Zeremonien, Intrigen etc. Darüber hinaus gibt es auch noch eine galaxieweite Kirche, die über weltenzerstörende Waffen verfügt und ihren Glauben mit Methoden der Inquisition durchsetzt – also Folter, auch wie Mittelalter, und reichlich explizit geschildert. Und zu allem Überfluss gibt es Stadien mit Gladiatorenkämpfen wie im Römischen Reich. Brauchen wir so etwas?

Durchaus interessante Aspekte wie fremde einheimische Rassen, die brutal versklavt wurden, angreifende Alien-Raumschiffe einer fremden Rasse und geheimnisvolle Ruinen einer untergegangenen Zivilisation können letztendlich das archaisch-reaktionäre Grundgerüst des Romans nicht ausschlaggebend positiv beeinflussen. 

Noch schlimmer ist hingegen die Tatsache, dass in diesem Buch auf 900 Seiten ca. 50 Jahre behandelt werden, während der Erzähler schon über tausend Jahre alt ist“, meint meinekritiken.com/. Gleichwohl waren seine und andere Kritiken meist besser als meine eigene.

Donnerstag, 29. Mai 2025

Bücherwelten: Loewes Phantastische Geschichten

Eine Anthologie. Ich liebe Anthologien, vor allem aus den Bereichen Phantastik/Fantasy/SF. 

Diese Anthologie angelte ich aus einem öffentlichen Bücherschrank. Sie erschien 1986. In ihr finden sich uralte Geschichten, manche Autoren waren vor 100 Jahren schon tot. Ich sage mal so, eventuell gibt es keine Urheberrechte mehr, und sie lassen sich daher günstig drucken; gern auch immer dieselben Geschichten in neuer Anthologie-Mischung. Das ist ein Problem für Anthologie-Leser, die ungeprüft eine neue Anthologie kaufen, aber einige oder die meisten Geschichten schon kennen. Auch für mich ist es schwer zu sagen, wie viele dieser Geschichten ich schon mal gelesen habe. 

Ungeachtet dessen ist es eine gute Anthologie mit einigen herausragenden Geschichten, die ich selbst vor langer Zeit vielleicht schon mal gelesen, aber vergessen hatte. Charles Dickens „Die Warnung“ gehört dazu, und sie gehört zu den sehr unheimlichen Geschichten, in der es um einen Signalwächter bei der Bahn (heute ausgestorbener Beruf) an einer abgelegenen Bahnstation geht. Der Autor starb bereits 1870. Diese Geschichte habe ich schon zum dritten Mal gelesen, ohne mich wirklich erinnern zu können. 

Ebenfalls sehr unheimlich ist Walter De La Mare's Geschichte „All Hallows“, die in einer abgelegenen Kirche spielt. Weiter bemerkenswert auch Edgar Allen Poe's Geschichte „Die Maske des Roten Todes“, die ich wahrscheinlich noch nie gelesen hatte oder Mircea Eliade's Geschichte „Der Makranthropus“ über einen Mann, der plötzlich unaufhörlich zu wachsen beginnt und in den Bergen der Karpaten verschwindet. August Justus Mordtmann, 1912 gestorben, kannte ich bisher überhaupt nicht. Mit „Der Untergang der Carnatic“ schrieb er eine beeindruckende Segler-Gespenstergeschichte. Der Autor ist quasi vergessen.

Samstag, 22. März 2025

Bücherwelten: Maja Lunde's Roman „ Die Geschichte der Bienen“

Ich habe den Roman jetzt ausgelesen und wahrscheinlich überhaupt zum ersten Mal ein Buch einer norwegischen Autor*in gelesen. 

Dieser Roman (orig: 2015) wurde ein Welterfolg und in 30 Sprachen übersetzt. Im Jahr 2017 war es auch der meistverkaufte Roman in Deutschland. Dies ist an sich nicht bedeutend, doch in diesem Fall handelt es sich um einen Roman, der sich mit dem ökologisch verursachten Untergang unserer Zivilisation beschäftigt. Er trägt also dazu bei, Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass unsere Zivilisation mangels nachhaltigen Wirtschaftens gegen die Wand fahren wird. 

Der Roman ist Teil 1 des sogenannten Klimaquartetts. In ihm werden in schnell wechselnden Kapitel drei Familiengeschichten erzählt, die mit Bienen zu tun haben. Die eine Geschichte spielt im Jahr 1852 in England, wo ein Imker versucht, Bienenstöcke konstruktiv zu verbessern und patentieren zu lassen. Er scheitert. Die zweite Geschichte spielt in Ohio im Jahr 2007, wo eine Imker-Familie in Existenznot gerät, als die Bienen verschwinden. Und die dritte Geschichte spielt in China im Jahr 2098, wo eine Familie in einer Obstbaumplantage nach dem Zusammenbruch der Zivilisation selbst die Bestäubung der Bäume von Hand vornimmt. Diese Geschichte spielt teilweise auch im verfallenen Peking. 

Frau Lunde hat hier ein wirklich gutes Buch geschrieben. Den zweiten Teil („Die Geschichte des Wassers“) werde ich demnächst auch noch kaufen. 

Wikipedia-Eintrag über die Autorin

Samstag, 8. März 2025

Bücherwelten: Natascha Pulley's Roman „Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit“

Diese britische Autorin ist einer meiner wenigen Phantastik-Neuentdeckungen der letzten Jahre. Sie fiel mir kürzlich schon mal mit einer herausragenden Grusel-Kurzgeschichte auf. 

Dieser Roman (orig.: The Kingdoms, 2021) spielt etwa zwischen 1798 und 1903 in verschiedenen Jahren an verschiedenen Orten in England, Schottland und Paris und weil es keine chronologische Erzählung ist, vermochte ich ihm nur schwer zu folgen. Ich hätte zügiger in ihm lesen sollen.

Seefahrer entdecken ein von Säulen flankiertes Tor im Meer in der Nähe eines Leuchtturms in Schottland. Schiffe können durchfahren, aber sie kommen in einer anderen Zeit heraus. Die Schiffe werden in die Zukunft verschlagen, können in die Vergangenheit zurückkehren und können das auch mehrmals tun. Doch sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft, in die man zurückkehrt, können eine andere sein, so dass die Personen, die man kannte in einem anderen Kontext leben oder sogar tot oder gar nicht geboren sind. Es ist also auch ein Parallelweltenroman. 

Die Seeschlacht von Trafalgar (1805) spielt eine bedeutende Rolle im Roman, denn sie kann gewonnen oder verloren werden – mit erheblichen Konsequenzen für die Zeitgeschichte, etwa die Besetzung Englands durch die Franzosen. Überhaupt punktet der Roman, der zu erheblichen Teilen auf den kanonenbestückten Segler-Linienschiffen spielt, mit der Beschreibung der harten Lebensbedingungen auf diesen Kriegsschiffen, Hinrichtungen und verletzungsbedingte Amputationen inklusive. 

Außerdem wird eine queere Liebesgeschichte erzählt, die sich durch die alternativen Welten und Zeiten zieht. 

Es ist auch ein psychologisch interessanter Roman, in der Personen durch die Zeit reisen, sich aber dann nur noch bruchstückhaft an ihre eigene Vergangenheit erinnern, die manchmal als Déjà-vu-Erlebnis wieder auftaucht. Manche Personen werden daher in Sanatorien eingewiesen.

 Beispielsweise bei buchsichten könnt ihr Genaueres zum Buch erfahren. 

Die Rezensionen zum Roman sind sehr unterschiedlich.

Dienstag, 14. Januar 2025

Phantastik-Anthologie „Schaurige Nächte. Unheimliche Geschichten für den Winter“

Diese im Dumont-Verlag veröffentlichte Anthologie ist eine Übersetzung einer britischen Anthologie, die im Jahr 2021 erschien und acht neue Geschichten britischer Autor*innen enthält. 

Ihr Stil mutet aus meiner Sicht „viktorianisch“ an. Die Geschichten sind meist an ein Geisterhaus gekoppelt, in dem Gäste freiwillig oder notgedrungen unterkommen. Schlechtes Wetter, kein Strom oder die Abgelegenheit des Ortes sorgen für den atmosphärischen Spannungsaufbau. 

Zeitlich oft unbestimmt, spielen die Geschichten zum Teil wahrscheinlich im 19. Jahrhundert. Einige Geschichten sind in der Tat unheimlich, etwa Natasha Pulley's „Die Aal-Sänger“ oder Imogen Hermes Gowar's „Thwaites Mieter“. 

Es gibt noch einen zweiten Band „Wintergeister“, der zurzeit allerdings nur als teure Hardcover-Ausgabe vorliegt. Im Übrigen wundere ich mich immer, wenn in den Internet-Shops Anthologien angeboten werden, ohne ein Inhaltsverzeichnis zu zeigen. Wer kauft etwas, ohne über den Inhalt informiert zu sein? Das ist gerade bei Anthologien "gefährlich", da es Geschichten von Autoren sein könnten, die schon 50 oder 100 Jahre alt sind und schon x-mal veröffentlicht wurden. Man könnte sie also bereits kennen.

Donnerstag, 2. Januar 2025

Phantastik-Anthologien: Das Böse vor deiner Tür. Unheimliche Geschichten

Das Lesen von Gruselgeschichten hat auch in Deutschland eine gewisse Tradition, besonders in den Wintermonaten, insbesondere in der oft ruhigen Zeit der Rauhnächte kann es ansprechend sein. 

Schon so lange ich zurückdenken kann, las ich gelegentlich Gruselgeschichten, gern auch in Form von Anthologien, auch schon in meiner Jugendzeit. Damals, zwischen 1973 und 1980 gab es beispielsweise die Vampir-Horror-Reihe, die es im Erich-Pabel-Verlag auf 81 Taschenbücher brachte, darunter 23 Anthologien, von denen ich aber nur ein paar gelesen habe. Im Regelfall waren dies Übersetzungen aus dem Englischen. Die Bücher sind in einem wikipedia-Beitrag dort alle gelistet

Von 1978 – 2000 erschienen in der Phantastischen Bibliothek Suhrkamp nicht viele (etwa 13), aber bedeutende Anthologien. Es erschienen hier jedoch sehr viele autorenspezifische Kurzgeschichten-Sammlungen klassischer Autoren, etwa die Werke von H.P. Lovecraft. Die Phantastischen Bibliothek war/ist nach der Anzahl der erschienenen Bände und deren Qualität die bei Weitem bedeutendste Phantastik-Reihe im deutschsprachigen Raum. Speziell bei Buchreihen hängt dies meist vom Engagement der Herausgeber ab, in diesem Fall Franz Rottensteiner. Die Bücher sind in einem wikipedia-Beitrag dort alle gelistet

Ansonsten erschienen Anthologien immer mal wieder verstreut außerhalb von Reihen in diversen Verlagen, die meisten davon sicherlich im Heyne-Verlag, untergeordnet auch im Bastei-Lübbe-Verlag. 

Internet, Bloggerei und Social Media haben jedoch die verfügbare Freizeit der Leser deutlich reduziert, nicht nur bei mir. Und das merkte man auch auf dem Buchmarkt spätestens seit der Jahrtausendwende. Es erscheint wahrscheinlich heute weniger und manchmal wohl auch nur in Kleinverlagen, die in Buchläden nicht präsent sind. Zudem gibt es seither die Tendenz, die kostenträchtige Übersetzung neuer Werke zu unterlassen und stattdessen deutschsprachige Autor*innen zu veröffentlichen. Das war qualitativ nicht immer sehr erfolgreich. 

Die Anthologien gerieten bei mir in den letzten 10/15 Jahren aus vorgenannten Gründen ziemlich aus dem Blick. In den letzten 10 Jahren habe ich wahrscheinlich nur drei Anthologien aus dem Phantastik-Bereich gelesen, erschienen im Verlag Torsten Low (Link). Da habe ich auch noch Nachholbedarf bei den neueren Werken. 

Die neue Phantastik-Anthologie Das Böse vor deiner Tür erschien überraschend jedoch bei dtv. 16 Geschichten deutschsprachiger Autor*innen auf über 500 Seiten – und sie sind ohne Ausnahme ziemlich gut. 

Sie handeln von Flussgeistern, Nahtoderfahrungen, Seelenwanderung, Körpertausch, mörderischen Kindern, bösen Katzen, Traumata, Rache der Natur, ausweglosen Hotels, Alieninvasion, Lost Places, seltsamen Gestalten, Teichungeheuern, alten Spiegeln. 

Ich denke, die Autor*innen haben dazugelernt. Früher waren sie oft nicht so gut, und das meiste, was hierzulande erschien, kam vielleicht auch deshalb aus dem englischen Sprachraum. Vermutlich fehlte den deutschen Autor*innen der spirituelle Background. Aber in den letzten 20 Jahren haben sie vermutlich viel Film-Phantastik gesehen, die zu einer mentalen Horizonterweiterung führte. Auch Fantasy-Romane können Phantastik-Elemente in unterschiedlichem Ausmaß aufweisen. Phantastik muss man sich ja vorstellen können, sonst kann man sie nicht aufschreiben.

Mittwoch, 4. Dezember 2024

Bücherwelten: Alastair Reynolds' Roman „Offenbarung“

Es ist der vierte Roman des britischen Autors aus dem sogenannten Revelation-Space-Zyklus. An diesem Zyklus lese ich schon seit 20 Jahren. Man solle nicht glauben, ich würde noch den Handlungsverlauf aus den ersten Büchern erinnern. Ursprünglich sollte Band 4 mal der letzte Band sein, aber in 2021 erschien überraschend ein fünfter Band, den es bis dato aber nicht auf Deutsch gibt. 

Egal, ich werde ihn vermutlich sowieso nicht mehr lesen, denn Band 4 fiel mir als ziemlich sperrig, wenig zentriert und auch im Ergebnis wenig überzeugend auf. Ich habe ziemlich lange gebraucht, mich durch die über 900 Seiten durchzukämpfen. Auch janetts-meinung kommt zu dem Ergebnis, dass der Roman im Vergleich mit seinen Vorgängern bedauerlicherweise nicht bestehen kann. 

Am Zyklus gefiel mir seine Düsternis in bizarrer galaxisweiter Umgebung. Die Menschen sind in riesigen Sternenschiffen zu einzelnen Sternen mit ihren Planeten gekommen. Doch bereits in Band 1 (Unendlichkeit; orig: Revelation Space, 2000) zeichneten sich Rückschläge ab, denn man fand uralte rätselhafte Artefakte und Waffen hochentwickelter ausgestorbener oder verschwundener Zivilsationen. Außerdem breitet sich eine Seuche aus, die die Nanotechnik zerstört, so dass viele Habitate aufgegeben werden mussten. 

Band 4 hat zwei ganz unterschiedliche Handlungsstränge, die im Wechsel verfolgt werden. Der eine Strang spielt weitgehend im All und auf einem erheblich beschädigten Sternenschiff. Man ist in Rückzugsgefechte verwickelt, denn eine fremde Intelligenz von Maschinenwesen greift mir ihren Flotten die Menschheit an, um sie auszulöschen (daher auch die Artefakte auf den Welten). 

Der andere Strang spielt auf einem unwirtlichen atmosphärelosen Planeten voller Artefakte, auf dem viele Menschen in einem seltsamen theokratischen System mit auf Schienen fahrenden Kathedralen leben. Als steampunkartige Weltkonstruktion wenig glaubwürdig, ist die Geschichte ist hier über weite Strecken etwas langatmig, ohne dass sie vorangebracht wird. Der Stern dort birgt jedoch ein Geheimnis, das die Menschen erkunden wollen; auch jene, die in dem beschädigten Sternenschiff unterwegs sind und um Landung bitten.

Sonntag, 10. November 2024

Bücherwelten: James Corey's Roman "The Expanse: Nemesis Spiele"

Romane aus dem Expanse-Universum lese ich nur noch im Urlaub als e-book. Deshalb dauert es auch solange, voran zu kommen. Dies war jetzt immerhin schon der 5. Band, nachdem ich vor 10 Jahren den ersten Band gelesen habe. 

Die Romane sind kriegerische Space Opera, die noch weitgehend in unserem Sonnensystem spielen. Aber es wurden Tore geöffnet, die zu fernen Planeten führen und die ersten Siedlerschiffe sind unterwegs. 

Im vorliegenden Roman geht es allerdings um terroristische Aktivitäten größter Tragweite, die in Zusammenhang mit Unabhängigkeitsbestrebungen stehen. Milliarden Menschen sterben, weil terroristisch gesteuerte Kometen unerkannt die Atmosphäre passieren können und deren Einschläge auf der Erde die Sonne verdunkeln. 

Nur einer der vier Protagonist*innen eines kleinen Raumfrachters, der das alles verbindende Glied des Expanse-Universums ist, befindet sich allerdings auf der Erde, so dass die Geschehnisse dort nur einer von mehreren Handlungssträngen ist. 

Corey's Romane sind der militante Gegenentwurf zu den auf Harmonie bedachten Romanen von Becky Chambers, deren Ausgangspunkt allerdings auch eine weitgehend zerstörte Erde sind. 

Wie auch immer, es spricht aus meiner Sicht sehr wenig für ein gutes Ende für die Menschheit.

Freitag, 1. November 2024

Bücherwelten: Becky Chambers' Roman "Unter uns die Nacht“

In ihrem dritten Roman (orig.: Record of a Spaceborn Few, 2018) im Wayfarer-Zyklus kann die US-Autorin an die Stärken ihres ersten Romans „Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“ (2014) wieder anknüpfen. 

Die Geschichte spielt auf einem Sternenschiff, das zu einer Flotte gehört, mit der die Menschen ins All aufgebrochen waren, nachdem sie die Erde ruiniert hatten. Nach langer Zeit trafen sie auf friedliche Alien-Zivilisationen, die ihnen diverse, selbst nicht genutzte Planeten zugewiesen haben. Die Sternenflotte kreist seither um einen dieser Planeten und ist vorrangig Wohnhabitat für jene Menschen, die lieber auf den Raumschiffen wohnen bleiben wollen als auf einen Planeten umzuziehen; doch die persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten sind begrenzt und die Aufrechterhaltung des Betriebs der alten Schiffe birgt fundamentale Sicherheitsrisiken, die auch schon zur Explosion eines Wohnhabitats geführt haben.

Der Roman erzählt aus dem alltäglichen Leben von 5 Protagonist*innen auf dem Raumschiff. 

In den Romanen der Autorin dominiert pazifistisches und ökologisches Gedankengut, Toleranz und Akzeptanz der Anderen sowie Nachhaltigkeit des Wirtschaftens, Stichwort Kreislaufführung, nehmen einen hohen Stellenwert ein. Die Romane sind meilenweit entfernt von klassischen, zumeist gewalttätigen Space Operas anderer Autoren, auch wenn die Autorin in der Betonung sozialer Elemente lange nicht die erste SF-/Fantasy-Autorin ist. 

Auch in der Rezension auf der Seite phantastik-couch lobt die Autorin die Ausrichtung des Romans auf ein friedliches, tolerantes Miteinander.

Montag, 8. Juli 2024

Bücherwelten: Margaret Atwood's Roman „Die Zeuginnen“

1985 veröffentlichte die kanadische Autorin ihren Roman „The Handmaid's Tale“ („Der Report der Magd“), der sie berühmt machte und mehrfach verfilmt wurde. Der Roman spielt in der Zukunft in einer totalitären nord-amerikanischen Theokratie, ein Überwachungsstaat, in dem Frauen nichts zu sagen haben. „Die Zeuginnen“ (The Testaments, 2019) ist die Fortsetzung, genauer gesagt ein Sequel. 

Anhand von Dokumenten wird vom Innenleben und dem Zerfall des Staates berichtet. Das inhaltlich sonderbare Buch spielt weitgehend in einer „Ausbildungsanstalt für Tanten“, die als gesellschaftlicher Stand für die rollenkonforme Ausbildung der Frauen zuständig sind und das Regime damit stützen. Sie führen zudem die Abstammungsakten, die über die zukünftige Rolle einer Frau als Magd, Tante oder Ehefrau eines Kommandanten entscheiden können. Doch es gibt geheimen inneren Widerstand, der sich in den später gefundenen Dokumenten zeigt. 

Hier in Mitteleuropa ist man mit religiös-archaischen christlichen Sekten nicht so konfrontiert. Was hier im Roman konsequent aus Sicht einiger Frauen an Machtstrukturen und Rollenzuweisungen beschrieben wird, erinnert mich daher oft mehr an patriarchalische Strukturen in islamischen Gesellschaften wie Afghanistan oder Iran, die oft auch mit Gewalt von oben aufrecht erhalten werden. 

Ich hatte mit diesem dystopischen Roman inhaltlich etwas zu kämpfen, obwohl er stilistisch in der Übersetzung von Monika Baark durchaus überzeugt. Im Großen und Ganzen teile ich jedoch die Auffassung einiger Leser*innen, dass die Geschichte „Luft nach oben“ gehabt hätte und insbesondere aus heutiger Perspektive nicht an seinen Vorgänger hereinreichen kann. Frau Atwood hat innovativere Bücher geschrieben.

Samstag, 3. Februar 2024

Bücherwelten: C. E. Bernard's Roman „Klang des Feuers“

Mit diesem Roman (2021) hat die deutsche Autorin, die hier unter einem Pseudonym schreibt, ihre Wayfarer-Saga-Trilogie abgeschlossen. In ihr werden Elemente aus Fantasy und Phantastik verschmolzen. 

Ich war nicht so wirklich begeistert, zumal man auch bequem ein Buch daraus hätte machen können und das Niveau aus meiner Sicht tendenziell sinkt. Im dritten Band steckt jedenfalls zu viel Pathos im Stil, zu viele Wiederholungen, zu viel Bemühen um ein Happy End und so wirklich glaubwürdig geschrieben wirkt die Story auch nicht, da die zusammengewürfelte Truppe zu schwach wirkt, um die Gefahren ihrer Reise überhaupt überstehen zu können. 

Immerhin kann man der Autorin zugute halten, eine Plädoyer für Freiheit und Selbstbestimmtheit und gegen den Terror durch autokratische Herrscher, die gern ihre Nachbarländer überfallen, abgeliefert zu haben. 

Folgt man amazon, haben jedoch aktuell 82 % von 53 Leser:innen Höchstbewertungen (4 oder 5 Punkte) abgegeben. Geschmäcker sind eben verschieden.

Mittwoch, 17. Januar 2024

Bücherwelten: Pierre Bordage's Roman „Die Sphären“

Der französische Autor legte mit seinem Roman (orig.: Les Dames Blanches, 2015) einen dystopischen, in Frankreich spielenden Phantastik-/SF-Roman vor. Er handelt von halbkugelförmigen, undurchsichtigen weißen Gebilden, die nach und nach in Frankreich und der ganzen Welt irgendwo erscheinen und auf dem Boden verankert sind. 

Die Halbkugeln wachsen und werden im Laufe der Jahre immer mehr. Sie können einen Durchmesser von mehreren Hundert Metern erreichen. Anfangs zunächst als Gerücht, später gesichert, wird das Problem deutlich, dass die Halbkugeln kleine Kinder magisch anziehen. Die Kinder können die Kugelwände durchdringen und tauchen nie wieder auf. 

Die Regierungen auf der Welt betrachten diese Ereignisse als feindseligen Akt und versuchen die Halbkugeln zu zerstören, doch jede militärische Aktion, die Halbkugeln auch nur anzukratzen oder ins Innere zu gelangen scheitert. Schließlich führt das Wissen um die Möglichkeit, Kinder hineinschicken zu können, um die Halbkugeln von innen zu zerstören, zu autokratischen Beschlüssen, genau dies zu tun und die Eltern zu verpflichten, erst eines, dann zwei Kinder im richtigen Alter an die Regierungen für genau diese Zwecke abzutreten. 

Diese Maßnahmen führen zu terroristischen und bürgerkriegsartigen Zuständen sowie zu drakonischen Strafen für „ungehorsame“ Eltern. Gleichzeitig stören die Halbkugeln digitale und elektronische Funktionen in ihrem Umfeld, so dass der Abwärtstrend der Menschheit gravierende Formen annimmt, da nichts mehr flächendeckend funktioniert und immer mehr Halbkugeln erscheinen. 

Anhand von Einzelschicksalen kleiner Gruppen werden die düsteren Auswirkungen und das Handeln der Protagonist:innen im Roman auf breiter Ebene beleuchtet. Darin liegt vielleicht auch eine Schwäche des Romans, insbesondere in seinem Mittelteil. Gleichwohl kann er mit einem etwa 50-seitigen, vielleicht starken Ende auftrumpfen, in dem aus Sicht der Kinder Geschehnisse innerhalb der Halbkugeln und deren Zweck geschildert werden. 

Die Lesermeinung zum Roman ist, wie man zurzeit beispielsweise bei amazon nachlesen kann, geteilt. Der Roman ist aus meiner Sicht in Ordnung, soweit man auch der Auffassung ist, dass er einem die Dummheit vieler Regierungen und der Menschheit vor Augen führen soll und dies in der Welt heute bereits tatsächlich zu beobachten ist. Nur dann ist es auch in höherem Grade wahrscheinlich, dass die Regierungen über viele Jahre viele Tausend Kinder mit Bombengürteln in die Halbkugeln schicken würden.

Dienstag, 16. Januar 2024

Bücherwelten: Paulo Coelho's Roman „Der Dämon und Fräulein Prym“

Bereits der Film „Wie wilde Tiere“, den ich vor einigen Wochen im Kino sah, spielte in einem abgelegenen, wirtschaftlich abgehängtem nordspanischen Dorf, in dem die Frage verhandelt wurde, ob ein Mord zum Wohle der Gemeinschaft gerechtfertigt sein könnte. 

Der im Jahr 2000 im Original erschienene Roman des brasilianischen Autors Paulo Coelho handelt eine ähnliche Thematik ab und ist ebenfalls in den nordspanischen Bergen angesiedelt. In das Dorf kommt ein enttäuschter, von der Vergangenheit gezeichneter Fremder, um für sich den Beweis zu erbringen, dass das Böse immer siegt. Er hat neun Goldbarren versteckt und lässt über die Wirtstochter, die das Gold gesehen hat, verbreiten, dass das Gold dem armen Dorf gehören würde, wenn die Dorfbewohner ein Opfer bringen würden, sprich, einen Mord begehen. 

Der Roman kann aus meiner Sicht insbesondere in der ersten Hälfte überzeugen, wird in der zweiten Hälfte dann jedoch unangenehm religiös-philosophisch, da die Geschichte auf einen Machtkampf zwischen Gott und dem Teufel und ihren Werkzeugen, den Menschen, hinausläuft. 

Der Roman gehört eher nicht zu den bekannteren Werken des Bestseller-Autors. 

Wikipedia-Link zum Autor

Samstag, 18. November 2023

Bücherwelten: James Corey's Expanse-Zyklus-Roman „Cibola brennt“

Ich hatte hier im Blog schon erwähnt, dass der Expanse-Zyklus 9 Bände hat und Space Opera pur ist. Im Februar/März las ich Band 3 im Urlaub (Link) und jetzt im Italien-Urlaub Band 4 als e-book. 

Mittlerweile hat man technische Fortschritte gemacht und weiß die Alien-Raumtor-Technik zu nutzen, um in der Galaxie über Sprünge riesige Distanzen zurückzulegen. Der Roman „Cibola brennt“ spielt weitgehend auf einem erdähnlichen Planeten, auf dem sich die ersten Siedler niedergelassen haben. 

Doch die freie, ungesteuerte Besiedlung neuer Planeten entspricht nicht den Vorstellungen der maßgeblichen Macht-Gremien, und so wird der Planet zwecks Rohstoffgewinnung einem Konzern zugesprochen. Als ein Raumschiff des Konzerns eine Landungsfähre aussetzt, um die Siedler über ihr illegales Tun (sie bauen insbesondere Rohstoffe ab) zu unterrichten und zu vertreiben, wird die Landungsfähre beschossen und muss schwer beschädigt notlanden. 

Danach entbrennen die zwischenmenschlichen, oft auch gewalttätigen Partei-Konflikte, die den Expanse-Zyklus prägen und auch bemerkenswert glaubwürdig ausgerollt werden. Die beschädigte, lange verwaiste Alien-Verteidigungstechnologie, die auf dem Planeten existiert, erwacht zum Leben und sorgt zusätzlich für ernsthafte Probleme. 

Wie schon die vorausgegangenen Bände, ist der Roman ziemlich „süffig“ geschrieben, ansprechend übersetzt und lässt sich daher gut lesen. Gleichwohl überzeugt das Ende nicht unbedingt, da sich eine völlig fremde Technologie unter Zeitdruck vielleicht nicht so einfach unter Kontrolle bringen lässt und das Happy End daher etwas arg konstruiert wirkt. 

Link zur Verfilmung

Freitag, 21. Juli 2023

Bücherwelten: Christina Henry's Roman „Die Chroniken der Meerjungfrau. Der Fluch der Wellen“

Wikipedia ist auch nicht mehr, was es mal war. Obwohl es ziemlich viele Bücher von Christina Henry im Handel gibt, gibt es keine wikipedia-Seite. Es spielt dabei keine Rolle, dass ihr Name ein Pseudonym ist. 

Die US-amerikanische Autorin agiert mit Vorliebe im Bereich Dark Fantasy, oft auch gern im Bereich der Neuvertextung von Märchen. Dieser Roman hier (orig.: The Mermaid, 2018) gehört auch dazu, hat doch bereits Hans Christian Andersen 1837 „Die kleine Meerjungfrau“ verfasst. 

Der Roman ist nicht so wirklich Dark Fantasy, mehr historische Fantasy, ist er doch im 19. Jahrhundert angesiedelt und weder erzählerisch noch inhaltlich düster. Die Meerjungfrau geht irgendwo an der nordost-amerikanischen Küste einem Fischer ins Netz, der sie versorgt und wieder frei lässt. Sie kehrt jedoch zurück zu seinem einsam gelegenen Fischerhaus, und sie werden ein Paar. Jahre später kommt der Fischer im Meer um. Da sich die ewige Jugend der Meerjungfrau langsam herumgesprochen hat, taucht irgendwann der Agent eines Schaustellers auf, um sie nach New York zu locken. Sie willigt ein, auch später in einem Becken für die zahlreichen zahlenden Zuschauer zu schwimmen. Die Autorin verwendet hier eine historisch verbürgte Figur, die mit ihrem Kuriositätenkabinett Furore machte, nachzulesen bei bellaswonderworld.

Der Roman ist ziemlich feministisch. Die Meerjungfrau ist mental stark, kann sich wehren, insbesondere gegen die Ausbeutung durch den Schausteller. Das und die Selbstbestimmtheit ihres Tuns sind im Wesentlichen Thema des Romans. 

Insgesamt sind der Roman und auch die Geschichte, die erzählt wird, als relativ leichte, stilistisch anspruchslose, aber flüssig geschriebene Kost ganz gut gelungen. Irgendwann werde ich mir auch noch die Chroniken von Rotkäppchen vornehmen, so der Plan.

Samstag, 13. Mai 2023

Bücherwelten: Vernor Vinge's Roman „Eine Tiefe am Himmel“

Der US-amerikanische Autor schrieb vergleichsweise nur wenige Romane, die aber – wieder dieser hier (812 S.) - ziemlich voluminös und bedeutend sein konnten. Im Original 1999 erschienen, konnte dieser Roman namhafte Preise einfahren. Ich musste aber kämpfen, ihn endlich einmal durchgelesen zu haben. Der Roman erzählt von der langen Reise zweier Raumschiff-Flotten zu einem geheimnisvollen Stern, um dessen Rätsel zu lösen. 

Bei Ankunft im System geraten die beiden Flotten aneinander und in Folge der verheerenden Raumschlacht haben sie keine Ressourcen mehr, um das Sternsystem wieder verlassen zu können. Währenddessen schreitet die Entwicklung einer intelligenten Spinnen-Zivilisation auf dem einzigen Planeten des Sternsystems voran. 

In großen Teilen des Romans geht es um Diktatur, totale Überwachung, Gehirnwäsche, Manipulation und Versklavung der Besiegten auf den beschädigten Raumschiffen der Menschen, die an Asteroiden ankern. Ziel des autokratisch regierenden Systems ist, auch die Spinnen zu versklaven. Doch etwas geht schief. 

Überzeugt hat mich der Roman nicht wirklich, aber es gibt so einige interessante Aspekte. Letztendlich wird hier auch aufgezeigt, dass planetengebundene Zivilisationen untergehen können, wenn sie nicht nachhaltig expandieren, interne Konflikte eskalieren und der Sprung auf andere Planeten nicht geschafft wird.

Sonntag, 26. März 2023

Bücherwelten: C.E. Bernard's Roman „Das Flüstern des Zwielichts“

Dies ist der in 2021 erschienene zweite Band der dreibändigen Wayfarer-Saga. Er hält stilistisch und atmosphärisch das Niveau des ersten Bandes, ist aber relativ kurz und bringt die Geschichte nicht entscheidend voran – ein typischer Cliffhanger-Band. 

Die individualistisch zusammengesetzte Gruppe durchquert auf dem Weg zu einem Turm einen dunklen Wald. Sie wird verfolgt von einem düsteren Reiter. Später gerät die Gruppe bei einem vermeintlich verlassenen Wachtturm in eine Falle feindlicher Truppen, aus der sie sich nur mühsam unter Verlusten befreien kann, nachdem es zu einer Konfrontation mit dem düsteren Reiter kommt. Sie begegnet „der Furcht“ und „dem Tod“.

Ein Nebenstrang erzählt vom Mord an der Schwester des "Wanderers", die Stadtoberhaupt einer belagerten Stadt war. 

Beitrag zu Bd. 1: Das Lied der Nacht.

Mittwoch, 22. März 2023

Bücherwelten: James Corey's „Abaddons Tor“

Zum Glück hatte ich vor meinem Urlaub noch einige Bücher auf meinen mittlerweile schon über 10 Jahre alten Sony-E-Book-Reader geladen. Dieses ist eines davon, das ich auch gelesen habe. 

Der Expanse-Zyklus hat 9 Bände. „Abaddon’s Gate“ (2013) ist der dritte Roman. Die ersten Romane handelt von der Expansion der Menschen in das Sonnensystem. Grundannahme ist, dass es dabei zugehen wird wie auf der Erde und sich Raumhabitate oder besiedelte Planeten irgendwann für unabhängig erklären werden und Konflikte zwischen diesen menschlichen Gruppen entstehen, die dann auch gewalttätig im Weltraum ausgetragen werden. 

Erschwerend kommt hinzu, dass sich ein fremdartiges Virus ausgebreitet hat und eine riesige ringförmige Struktur unbekannter Funktion (Abaddons Tor) nicht weit entfernt von den Planeten gebaut hat. 

Nachdem ein Freak mit seinem kleinen Raumschiff diesen Ring durchflogen hat, aber nicht erkennbar auf der anderen Seite herausgekommen ist, nehmen drei Kriegsflotten einen Wettlauf zum Ring auf, da bahnbrechende Erkenntnisse erwartet werden. Sie passieren den Ring und werden dort in einem „Raum“ gefangen, in dem ihre Geschwindigkeit stark abgesenkt wurde. Der plötzliche Bremsvorgang führt zu zahlreichen Toten. Im allgemeinen Chaos brechen diverse Konflikte in und zwischen Raumschiffen aus. Und auch das Virus meldet sich zurück. 

Das Buch eines US-amerikanischen Autoren-Gespanns ist Space-Opera-Action pur. Dem ist zugute zu halten, dass es ziemlich „süffig“ geschrieben und übersetzt wurde und sich daher gut lesen lässt. 

Dieser dritte Band des Expanse-Zyklus gewann den Locus Award for Best Science Fiction Novel 2014.

Samstag, 26. November 2022

Bücherwelten: Lavie Tidhar's Roman „Central Station“

Der preisgekrönte SF-Roman (2016) des in Israel aufgewachsenen Autors spielt in Tel Aviv. Dort gibt es einen Raumflughafen, der neben den alten Vierteln kilometerhoch in den Himmel ragt. Ansonsten wirkt alles etwas marode in der Stadt, es gibt Ruinen, etwa die Hochtrassen alter Autobahnen. 

Tel Aviv ist Treffpunkt der Rassen und Kulturen. Längst sind die Grenzen zwischen biologischem Leben, Maschinenleben und virtuellem Leben verschwommen. Hinzu kommt außerirdisches Leben. Alles läuft in der Stadt herum, auch halbintelligente, ausrangierte Robots, die nach Ersatzteilen für sich selbst suchen. Aber auch die Menschen suchen nach biologischen oder mechanischen Ersatzteilen oder nach Aufrüstung ihres Hirns. 

Die Handlung des Romans wird weitgehend von Außenseitern und gestrandeten Personen bestritten, die irgendwie zurechtkommen müssen, mitunter Marotten haben, beispielsweise alte Bücher und Heftromane aus Papier sammeln. Auch ein junges virusinfiziertes Vampir-Mädchen kommt vor, das zwar beißt, aber vor allem Daten absaugt. Es kommt von einem anderen Planeten auf der Raumstation an und kann bei dem alten Büchersammler in der Wohnung unterschlüpfen. 

Der Roman ist eine gelungene Mischung aus SF, Fantasy, Gothic- und Cyberspace. Den John W. Campbell Memorial Award gewann das Buch wahrscheinlich nicht nur wegen dieser gelungenen Mischung, sondern auch wegen des warmen empathischen Schreibstils. Herr Mader hat ihn gut übersetzen können. 

Angenehm unkonventionelle Science-Fiction erster Güte mit einem schillernden Figuren-Ensemble“, meint treffsicher der medienjournal-blog.