Der japanisch-britische Autor und Nobelpreisträger betritt mit seinem letzten Roman (orig.: Klara And The Sun, 2021) nicht zum ersten Mal fiktive Welten, denn auch der in 2011 verfilmte Roman „Alles, was wir geben mussten“ war bereits „visionär“. Bei Ishiguro ist es allerdings nicht so klar, ob die Geschichten in einer fiktiven Zukunft, in einer Parallelwelt oder in einer verfremdeten Gegenwart spielen.
„Klara“ ist ein Android bzw. eine KI, die in eine Mädchenpuppe integriert wurde. Der Roman schildert, wie sie zunächst mit Anderen in einem Geschäft zum Verkauf angeboten wird und die Umwelt durch das Schaufenster beobachtet. Eine Mutter mit ihrer kranken Tochter kaufen sie schließlich und ihre Aufgabe soll sein, Gefährtin der Tochter zu sein, während die Mutter arbeitet.
Sie leben ziemlich abseits, wo es nur wenige Häuser gibt. Klara lernt schnell dazu. Sie kommen ganz gut zurecht, doch die Tochter, die vermutlich an einem Gendefekt leidet, wird immer schwächer.
Im Laufe des Romans wird deutlich, dass Klara die Tochter vielleicht auch für die Mutter ersetzen soll. Doch es kommt anders, und Klara verbringt ihre letzten Lebensjahre dann auf einem Schrottplatz.
Die Geschichte wird aus Sicht von Klara erzählt, ist stilistisch schon sehr empathisch und durchaus auch merkwürdig, denn KI's schlussfolgern möglicherweise anders als wir Menschen und entwickeln vielleicht auch eine ganz eigene Religion, die in diesem Fall mit der Sonne zusammenhängt.
Nun, aus meiner Sicht sicher ein guter Roman. Es könnte wohl so kommen wie angedeutet, nur wird die Einführung dieser KI-Modelle „etwas problematischer“ sein als jene der E-Roller in unseren Städten, da die „ewiggestrigen Strömungen“ in Politik, Religion und Gesellschaft stark sind oder sogar zunehmen. Auch einige unangemessene Romankritiken wie z.B. jene des Deutschlandfunks deuten bereits darauf hin – als wäre es Aufgabe eines Romans, auf ethische oder politische Gefahren hinzuweisen!?
Mehr zum Inhalt des Romans kann man z.B. bei literaturkritik nachlesen.