Das Lesen von Gruselgeschichten hat auch in Deutschland eine gewisse Tradition, besonders in den Wintermonaten, insbesondere in der oft ruhigen Zeit der Rauhnächte kann es ansprechend sein.
Schon so lange ich zurückdenken kann, las ich gelegentlich Gruselgeschichten, gern auch in Form von Anthologien, auch schon in meiner Jugendzeit. Damals, zwischen 1973 und 1980 gab es beispielsweise die Vampir-Horror-Reihe, die es im Erich-Pabel-Verlag auf 81 Taschenbücher brachte, darunter 23 Anthologien, von denen ich aber nur ein paar gelesen habe. Im Regelfall waren dies Übersetzungen aus dem Englischen. Die Bücher sind in einem wikipedia-Beitrag dort alle gelistet.
Von 1978 – 2000 erschienen in der Phantastischen Bibliothek Suhrkamp nicht viele (etwa 13), aber bedeutende Anthologien. Es erschienen hier jedoch sehr viele autorenspezifische Kurzgeschichten-Sammlungen klassischer Autoren, etwa die Werke von H.P. Lovecraft. Die Phantastischen Bibliothek war/ist nach der Anzahl der erschienenen Bände und deren Qualität die bei Weitem bedeutendste Phantastik-Reihe im deutschsprachigen Raum. Speziell bei Buchreihen hängt dies meist vom Engagement der Herausgeber ab, in diesem Fall Franz Rottensteiner. Die Bücher sind in einem wikipedia-Beitrag dort alle gelistet.
Ansonsten erschienen Anthologien immer mal wieder verstreut außerhalb von Reihen in diversen Verlagen, die meisten davon sicherlich im Heyne-Verlag, untergeordnet auch im Bastei-Lübbe-Verlag.
Internet, Bloggerei und Social Media haben jedoch die verfügbare Freizeit der Leser deutlich reduziert, nicht nur bei mir. Und das merkte man auch auf dem Buchmarkt spätestens seit der Jahrtausendwende. Es erscheint wahrscheinlich heute weniger und manchmal wohl auch nur in Kleinverlagen, die in Buchläden nicht präsent sind. Zudem gibt es seither die Tendenz, die kostenträchtige Übersetzung neuer Werke zu unterlassen und stattdessen deutschsprachige Autor*innen zu veröffentlichen. Das war qualitativ nicht immer sehr erfolgreich.
Die Anthologien gerieten bei mir in den letzten 10/15 Jahren aus vorgenannten Gründen ziemlich aus dem Blick. In den letzten 10 Jahren habe ich wahrscheinlich nur drei Anthologien aus dem Phantastik-Bereich gelesen, erschienen im Verlag Torsten Low (Link). Da habe ich auch noch Nachholbedarf bei den neueren Werken.
Die neue Phantastik-Anthologie Das Böse vor deiner Tür erschien überraschend jedoch bei dtv. 16 Geschichten deutschsprachiger Autor*innen auf über 500 Seiten – und sie sind ohne Ausnahme ziemlich gut.
Sie handeln von Flussgeistern, Nahtoderfahrungen, Seelenwanderung, Körpertausch, mörderischen Kindern, bösen Katzen, Traumata, Rache der Natur, ausweglosen Hotels, Alieninvasion, Lost Places, seltsamen Gestalten, Teichungeheuern, alten Spiegeln.
Ich denke, die Autor*innen haben dazugelernt. Früher waren sie oft nicht so gut, und das meiste, was hierzulande erschien, kam vielleicht auch deshalb aus dem englischen Sprachraum. Vermutlich fehlte den deutschen Autor*innen der spirituelle Background. Aber in den letzten 20 Jahren haben sie vermutlich viel Film-Phantastik gesehen, die zu einer mentalen Horizonterweiterung führte. Auch Fantasy-Romane können Phantastik-Elemente in unterschiedlichem Ausmaß aufweisen. Phantastik muss man sich ja vorstellen können, sonst kann man sie nicht aufschreiben.
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