1985 veröffentlichte die kanadische Autorin ihren Roman „The Handmaid's Tale“ („Der Report der Magd“), der sie berühmt machte und mehrfach verfilmt wurde. Der Roman spielt in der Zukunft in einer totalitären nord-amerikanischen Theokratie, ein Überwachungsstaat, in dem Frauen nichts zu sagen haben. „Die Zeuginnen“ (The Testaments, 2019) ist die Fortsetzung, genauer gesagt ein Sequel.
Anhand von Dokumenten wird vom Innenleben und dem Zerfall des Staates berichtet. Das inhaltlich sonderbare Buch spielt weitgehend in einer „Ausbildungsanstalt für Tanten“, die als gesellschaftlicher Stand für die rollenkonforme Ausbildung der Frauen zuständig sind und das Regime damit stützen. Sie führen zudem die Abstammungsakten, die über die zukünftige Rolle einer Frau als Magd, Tante oder Ehefrau eines Kommandanten entscheiden können. Doch es gibt geheimen inneren Widerstand, der sich in den später gefundenen Dokumenten zeigt.
Hier in Mitteleuropa ist man mit religiös-archaischen christlichen Sekten nicht so konfrontiert. Was hier im Roman konsequent aus Sicht einiger Frauen an Machtstrukturen und Rollenzuweisungen beschrieben wird, erinnert mich daher oft mehr an patriarchalische Strukturen in islamischen Gesellschaften wie Afghanistan oder Iran, die oft auch mit Gewalt von oben aufrecht erhalten werden.
Ich hatte mit diesem dystopischen Roman inhaltlich etwas zu kämpfen, obwohl er stilistisch in der Übersetzung von Monika Baark durchaus überzeugt. Im Großen und Ganzen teile ich jedoch die Auffassung einiger Leser*innen, dass die Geschichte „Luft nach oben“ gehabt hätte und insbesondere aus heutiger Perspektive nicht an seinen Vorgänger hereinreichen kann. Frau Atwood hat innovativere Bücher geschrieben.
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