Samstag, 30. Juli 2022

Im Kino: die Gruselfilme „Men“ und „Hatching“

Fein, endlich mal wieder beachtliche Gruselfilme im Kino – und dank OFF und Rex sogar nach 21 bzw. 22 Uhr. 

Alex Garland's Film „Men – Was dich sucht, wird dich finden“ spielt auf dem Lande in England. Eine Frau (Jessie Buckley) hat ein Trauma zu bewältigen (welches in Flashbacks näher beleuchtet wird) und mietet sich am Rande eines Dorfes in einem alten Landhaus ein (keine gute Idee in England, das weiß doch jeder). 

Sie macht zunächst einsame Spaziergänge in der Umgebung, kommt zu einem langen Tunnel, probt ihre Stimme und lauscht dem Hall. Doch als am anderen Ende des Tunnels eine merkwürdige Silhoutte auftaucht und sich das Wesen nähert, flüchtet sie in Panik. Später, eine Ruine passierend, kommt sie erleichtert auf Wiesen, und als sie zurück blickt, sieht sie einen nackten Mann, der später auch über das Grundstück ihres Anwesens huscht. Diese Szenen werden durch einen effektiv-unheimlichen Soundtrack stark unterstützt. 

Doch die Geschichte geht noch weiter, die Bewohner des Dorfes erweisen sich als merkwürdig, es kommt zu Gewalt und Körper-Metamorphosen. Wahn und Wirklichkeit lassen sich nicht wirklich unterscheiden, Trauma und Natur-Mystik gehen ineinander über. 

Dieser Film lebt auch von seiner starken, überzeugend agierenden Protagonistin, er hat aber auch Schwächen, ist nicht immer stilsicher. 

Das große Plus von Men zeigt sich ziemlich schnell. Nämlich das gute Auge, das Garland für starke Bilder hat. Wie er die Natur, alte Gemäuer, Statuen inszeniert, lässt schnell das Gefühl aufkommen, dass hinter der Schön- und Erhabenheit etwas Mystisches lauert, eine unbenennbare Gefahr“, meint kino-zeit

Hanna Bergholm's Film „Hatching“ spielt in einer finnischen Waldsiedlung. Im Zentrum steht eine Kleinfamilie, deren Mutter überwiegend nur noch für ihren Instagram-Account lebt, in dem sie eine heile, glückliche Familie inszeniert, die in Wirklichkeit schon breite Risse bekommen hat. Ihren Ehrgeiz überträgt sie auf die Tochter (Siiri Solalinna), die einen Turnwettbewerb gewinnen soll. 

Am Anfang des Films stehen Krähen-Tötungsszenen. Das Mädchen findet in diesem Zusammenhang ein Ei, das sie mit nach Hause nimmt und warm hält. Das Ei wächst von Tag zu Tag und ist schließlich etwa 1 m groß. Als der „Vogel“ schlüpft, muss sich das Mädchen schon verstecken. Doch später nimmt es eine Mutterrolle ein. 

Während der Turnwettbewerb eskaliert, da das Mädchen Visionen über das Tun des „Vogels“ hat und sich nicht konzentrieren kann, geht der „Vogel“ draußen auf Jagd, tötet zunächst den Nachbarshund. Sowohl die Familiensituation, als auch der Turnwettbewerb und die zunehmend aggressiveren Taten des „Vogels“, dessen Gestalt sich zunehmend wandelt und der Tochter immer ähnlicher wird, eskalieren immer weiter. 

Der Film nimmt splatterhafte Formen an. Auch er kann durch einen streckenweise unheimlichen Sountrack überzeugen. Auch hier fließen Wahn und Wirklichkeit ineinander. Die größte Schwäche des Films liegt jedoch in dem oftmals wenig überzeugenden Tun der Familienmitglieder. 

Es ist ein „Creature-Feature in Gestalt eines Coming-of-Age-Horrorfilms“, stellt epd-film fest. „Es ist jene Angst, die den Übergang von der Kindheit ins Heranwachsen prägt und die aus der Erkenntnis entsteht, dass das Nest auf Dauer keinen Schutz bieten wird, weil in der Welt da draußen Küken von Raubvögeln gefressen werden“. 

„Men“ ist meiner persönlichen Meinung nach der bessere Film. Beide Filme sind ab 16. Im Klartext bedeutet dies heutzutage, dass sie nichts für „zimperliche Gemüter“ sind.

Donnerstag, 28. Juli 2022

Im Kino: Die Ruhelosen

Das Familienportrait des belgischen Regisseurs Joachim Lafosse spielt in Süd-Frankreich und behandelt zentral das Psyche-Thema „bipolare Störung“. Die Frau ist Möbelrestaurateurin, der Mann Maler. Und er hat das psychische Problem. 

Geschildert wird, wie der Mann in manische Arbeitsphasen in seinem Atelier verfällt, häufig nur wenige Stunden oder nachts gar nicht mehr schläft, um sein Werk voranzubringen. Das führt zu Streit in der Familie, denn die Frau weiß, dass sich sein manischer Zustand bis zum Zusammenbruch verschlimmern wird, wenn er nicht seine Tabletten nimmt. Genau dies ist jedoch das Problem, der Mann meint alles im Griff zu haben, fühlt sich im nicht ruhiggestellten Zustand „lebendiger“, will keine Tabletten nehmen. Er wird jedoch egozentrischer und risikobereiter (beispielsweise beim Autofahren), verfolgt nur noch eigene Interessen, ohne überhaupt zu merken, dass er in seinem sozialen Umfeld aneckt und zunehmend aufbrausend reagiert. 

Das Kammerspiel um die kleinste Einheit menschlichen Zusammenlebens stellt in weiten Teilen nicht das Phänomen der psychischen Krankheit in den Mittelpunkt. Sondern die Belastbarkeit der Liebe zwischen allen Teilen des Dreiecks“, meint kino-zeit

Ich denke, die möglichen Symptome werden im Film anschaulich beschrieben (musste selbst aber erst mal bei wiki nachlesen, wie die Krankheit beschrieben ist). Es ist jedenfalls lobenswert, dass der Film sich eines neuen Themas annimmt (und nicht schon wieder die mittlerweile weitgehend auserzählte Alzheimer-Thematik aufgreift). Das Ende des Films ist etwas abrupt.

Sonntag, 24. Juli 2022

Filmempfehlungen aus dem Kinojahr 2021

Das Kinojahr 2021 war ein coronabedingter Tiefpunkt. Nur 36 Filme habe ich gesehen, denn über die Hälfte des Jahres waren die Kinos zwangsgeschlossen. Nur vor 1993 habe ich weniger Filme gesehen. 

Die 33 % nachfolgend aufgeführten, aus meiner subjektiven Sicht besten Filme dürften daher etwas zufällig ausgewählt sein, denn viele Filme liefen gar nicht im Kino und manche habe ich auch verpasst. 

Den Spitzenplatz der meist besuchten Kino-Spielstätten teilen sich in 2021 Filmpalette und Rex. 2009-2020 hatte den Spitzenplatz immer das Odeon inne, zuvor in 2007-08 das Cinenova. Vor 2007 gibt es leider eine 4 Jahre währende  Dokumentationslücke.


Ammonite. Francis Lee's Geschichte um die Affäre zweier Frauen in England um das Jahr 1830 zeichnet insbesondere das Setting aus. Eine der Frauen ist Fossiliensammlerin und lebt in einer Kleinstadt am Meer zusammen mit ihrer Mutter. Tagsüber sucht sie oft Fossilien am Kliff. Die Fossilien (vorwiegend Ammoniten) werden von ihr präpariert, um sie in ihrem kleinen Laden verkaufen zu können. Doch die Einkünfte für diese harte Arbeit sind spärlich. Diese Figur ist einem Lebensabschnitt der britischen Fossiliensammlerin Mary Anning (1799-1847) nachempfunden. Die andere Frau ist verheiratet und mit ihrem wohlhabenden Mann, einem Wissenschaftler, in der Kleinstadt. Gesundheitlich ist sie jedoch angeschlagen, und der Mann bricht ohne sie zu einer Forschungsreise auf. Er lässt sie gegen Entgelt bei der Fossiliensammlerin zurück. Die Frau versucht sich in dem einfachen Haushalt nützlich zu machen, wird dann aber zunächst richtig krank und von der Fossiliensammlerin gesund gepflegt. Danach, gut gekleidet, gehen sie häufiger auf Fossiliensuche, graben im Schlamm des Kliffs und kommen total verdreckt nach Hause. Dort entwickelt sich eine leidenschaftliche – auch explizit gezeigte – Affäre, deren Tage jedoch gezählt sind. 


Dune. Denis Villeneuve's Neuverfilmung der Wüstenplanet-Saga war aus meiner Sicht eindeutig der beste Film des Jahres 2021. Das ist selten so eindeutig. In ferner Zukunft angesiedelt, geht es in der Story um Macht, Verrat, Intrigen und einen Handelskrieg in einem interstellaren Imperium, ausgelöst durch eine Droge, die auf einem wüstenhaften Planeten im Tagebau gewonnen wird und die das wertvollste Produkt im Imperium ist. Der Planet, der einem Fürstenhaus neu übertragen wird, ist jedoch nicht unbewohnt, auf ihm leben insbesondere unterdrückte Indigene und gefährliche, 400 m lange Sandwürmer. Durch eine Intrige kommt es zu einem Angriff auf den Planeten, bei dem das Herrscherhaus, dem der Planet weggenommen worden war, der Angreifer ist. In diesem poetisch-bombastischen Spektakel stimmt Vieles, die technische Umsetzung mit vielen Raumschiffen und sonstigen Fliegern, die Szenerien und Landschaft, die Atmosphäre, der Soundtrack, die Kampfchoreographie und die Leistung der Schauspieler*innen. 


First Cow. Kelly Reichardt's Film spielt um 1830 in dem US-amerikanischen Bundesstaat Oregon an einem Fluss und im umgebenden Wald. Ein Fort ist in der Nähe. Draußen leben Überlebenskünstler vorzugsweise von der Jagd und in oft einfachsten Hütten, am Fort gibt es auch einen Markt. Und es gibt friedliche, da bereits unterworfene, Indigene. Ein Amerikaner, seines Zeichens Bäcker – unterwegs mit einem Jagdtrupp - trifft im Wald einen Chinesen, der gerade auf der Flucht ist und versteckt ihn. Später treffen sie sich am Fort wieder, und der Amerikaner zieht in die Hütte des Chinesen ein. Gelegentlich wird gebacken. Doch es fehlen meist die wichtigen Zutaten. Später, als der Kommandant des Forts eine Kuh importiert, melken sie die Kuh nachts heimlich. Mit der Milch wird der Kuchen besser und sie können das Gebäck gewinnbringend auf dem Markt verkaufen. Nun können auch Zutaten wie Honig und Zimt gekauft werden. Sie fliegen jedoch bald auf und müssen fliehen. 


Ich bin dein Mensch. Maria Schrader's Film erzählt von einer Frau, die einen Testbericht zur eventuellen Markteinführung eines Androiden erstellen soll. Dieser, geformt und programmiert nach ihren Wünschen, wird ihr in einem Tanz-Etablissement vorgestellt. Es kommt zu einer technischen Störung. Aber einen Tag später ist der Android repariert, und ordentlich ausgerüstet mit Reisekoffer etc. wird er von der Frau im Institut abgeholt. Sie bringt ihn in die Wohnung, und dann leben sie einige Wochen miteinander, gesellschaftliche Treffen mit ihren Arbeitskolleg*innen inklusive. Der Android, lernt mit der Zeit dazu und passt sich den Wünschen der Frau an. Harmonische Phasen wechseln mit streitlastigen Phasen und wie man zu Ende der Geschichte sieht, entwickelt der Android auch eigene Vorstellungen. In der Vision der Regisseurin unterscheidet sich der Android visuell nicht mehr von einem Menschen und weil er nach den Wünschen der Kund*innen geformt wird, ist er auch der bessere Partner. Nach der Theorie – wie sie hier ausgebreitet wird – wird das menschliche Miteinander nicht mehr funktionieren, wenn jeder Mensch seinen eigenen Androiden haben kann. SF-Filmelemente gibt es visuell nur in Form von Hologrammen. 


The Last Duel. Ridley Scott's Mittelalter-Drama wird auch als ein Beitrag zur #MeToo-Debatte gesehen, da er von einer Vergewaltigung unter Ausnutzung der gesellschaftlichen Stellung des Mannes handelt. Die Zusammenhänge werden aus Sicht der Frau, ihres Mannes und des anderen Mannes, der ein Freund des Ehemannes war, drei mal visualisiert. Wohl wissend, dass dies ihren Tod bedeuten könnte, erzählt die Frau dem Ehemann von der Vergewaltigung. Der Ehemann ist (natürlich) tief gekränkt. Er fordert ein Duell, das der Widersacher jedoch zunächst nicht annehmen will. Vielmehr bestreitet dieser die Tat. Die Kontrahenten werden vor ein kirchlich-königliches Tribunal geladen. Das Tribunal kommt zu keinem Ergebnis, wer die Wahrheit sagt. Daher wird ein Duell verfügt in dem Glauben, dass Gott nur denjenigen siegen lässt, der die Wahrheit sagt. Ridley-Scott-Filme können manchmal brutal-brachial sein. Das sind die Kriegs- und Kampfzenen in diesem Film auch. Für den Zuschauer funktionieren diese Geschichte und das „Gottesurteil“ nur deshalb befriedigend, weil der Ehemann gewinnt. Andernfalls wäre nämlich der Ehemann tot und die Frau verbrannt worden, obwohl sie vergewaltigt worden ist. 

Last Night in Soho. Edgar Wright's Film spielt in den 1960er Jahren und in der Gegenwart im Londoner Stadtteil Soho. Ein Mädchen vom Lande zieht nach London, um Mode zu studieren. Zunächst unbedarft, wird sie in das wüste Feierleben der Student*innen eingeführt, zieht genervt aus der Frauen-Wohnheimbude aus und mietet sich woanders im Dachboden eines Hauses ein ruhiges Zimmer, das nächtlich allerdings von der blinkenden Leuchtreklame eines Restaurants in strahlende Farben getaucht wird. Doch sie hat Träume (nachts) und Visionen (am Tage), die oft von einem anderen Mädchen handeln und zeitlich in den 1960er Jahren angesiedelt sind - und die immer bedrohlicher werden. Visuell-stilistisch ist der Film ziemlich aufregendin Szene gesetzt, und die Hauptdarstellerin ist echt cool. Träume, Visionen und Realität gehen visuell ineinander über und lange bleibt offen, ob die junge Frau einfach nur psychotisch veranlagt ist. Der Film hat starke Horrorelemente, überwiegend der unheimlichen Art. 


Martin Eden. Pietro Marcello inszeniert hier nach freier Adaption eines in Teilen autobiographischen Romans von Jack London die Geschichte um einen jungen Hafenarbeiter und Matrosen, der in einer italienischen Stadt zufällig einen jüngeren Mann vor einem streitsüchtigen Hafenarbeiter rettet und dann in ein nobles Haus gebeten wird, wo er sogleich der Tochter des Hauses verfällt. Sie treffen sich öfter, doch der Klassen- und Bildungsunterschied ist zu auffällig. Er liest fortan Bücher, doch nach Streitigkeiten zu Hause, verläßt er die Gegend Richtung Neapel, nimmt hier und da einen Job an, sowohl auf Bauernhöfen als auch in einer Giesserei. Und er fasst den Entschluss, Schriftsteller zu werden. Nach ersten Erfolgen zeigt die Tochter reichen Hauses wieder Interesse, doch er glaubt ihr nicht, radikalisiert sich schliesslich politisch. Der Film kann in weiten Teilen visuell und darstellerisch überzeugen – und er zeigt auch viel italienische Lebensart und Gegend. 


Minari – Wo wir Wurzeln schlagen. Lee Isaac Chung's Film spielt in den 1980er Jahren und erzählt von einer koreanischen Einwanderer-Familie in den USA. Sie halten sich zunächst mit dem Sortieren von Hühnerkücken über Wasser, aber der Mann kauft dann ein Stück Land „in der Pampa“. Sie wohnen dort in einem mobilen Haus und beginnen, das Grasland ackerbaulich zu bearbeiten, um vor allem koreanisches Gemüse anzubauen. Die Ehefrau ist zunächst wenig begeistert und holt ihre Mutter aus Korea zur Hilfe, der junge Sohn nimmt das alles gelassener hin. Aber Ackerbau ist nicht so einfach, wenn man wenig Ahnung davon hat und die ökologischen Verhältnisse falsch einschätzt. Sie bohren einen Brunnen ins Grundwasser, aber der Brunnen versiegt bald. Sie kaufen Wasser, aber das Wasser frißt ihr ganzes Geld. Bemerkenswert an dem sympathischen Film ist, dass es – trotz weiterer Katastrophen - dennoch weiter geht und die amerikanischen Nachbarn der Familie durchaus wohl gesonnen sind und mit Hilfe zur Seite stehen. 


Nebenan. Daniel Brühl's Regiedebut erzählt von einem Schauspieler, der kurz vor Abflug zu einer wichtigen Probe noch mal für einen Kaffee in eine seiner Berliner Stammkneipen geht und dort von einem Gast in ein Gespräch verwickelt wird, das eine zunehmend delikatere Entwicklung nimmt, denn der Gast entpuppt als ein Nachbar von gegenüber und scheint mehr von seinem Leben zu wissen als er selbst. 

Nach und nach offenbart er sein Wissen und woher er es hat, und der anfangs leicht arrogante Schauspieler verliert zunehmend Fassung und Selbstsicherheit. 

Wie schon angedeutet, spielt der Film weitgehend in einer Kneipe. Nur wenig Gäste verirren sich dorthin. Dennoch ist der Film recht ansprechend und unterhaltsam, was weitgehend an den beiden Hauptdarstellern liegt. Thematisch geht es auch um Ossis, Wessis und Gentrifizierung. 


Nomadland. Chloé Zhao's Film erzählt von einer älteren Frau, die mit ihrem Wohnmobil durch die USA zieht und sich mal hier, mal dort für einige Wochen oder Monate um einen Job bemüht. Hierbei gibt es auch Stationen, die sie als Saisonarbeiterin regelmäßig anfährt. Und sie trifft immer wieder Leute, die genauso leben wie sie und die sie mitunter auch schon seit Jahren kennt. Häufig haben sie irgendwelche Plätze, auf denen sie wie Nomaden ihre Mobile aufstellen und dann auch abends gemeinsam am Feuer sitzen. Im Grunde wirkt das Leben relativ spannend und attraktiv, auch wenn es zunächst wahrscheinlich aus der Not heraus so gestaltet worden ist. 

Der Film zeigt viel von diesem Leben und ist allein schon wegen seiner Hauptdarstellerin (Frances McDormand) ein Must-See. Dennoch plätschert er vielleicht auch dramaturgisch etwas spannungsarm dahin. 


Parfüm des Lebens. Gregory Magne's Film erzählt über Düfte und von einer Frau, die als Expertin in diesem Bereich quasi selbständig arbeitet und wieder mal einen neuen Chauffeur für ihre Dienstreisen benötigt. Dieser, von seiner Firma gestellt, ist zunächst reichlich irritiert und empört, verlangt die Frau doch Dienste von ihm, die gemeinhin nicht zur Aufgabe eines Chauffeurs gehören, etwa ihr beim Betten beziehen zu helfen oder eine Verhandlung zu führen, weil sie selbst zu genervt ist. 

Also streiten sie sich anfangs manchmal, aber die Frau verlangt immer wieder nach ihm als Chauffeur und der Mann braucht den Job, da er Geld für seine Tochter braucht und um die Sorgerechte kämpft. 

Der Film kann sowohl schauspielerisch als auch atmosphärisch und als Beziehungsgeschichte überzeugen. 


Possessor. Bei diesem Film von Brandon Cronenberg ist man mit Blick auf das Werk seines Vaters geneigt zu sagen, „der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“, hat er doch einen ungewöhnlichen Body-Horror-/SF-Film im Auftragskiller-Milieu geschaffen. Mittels einer Hirnimplantat-Technologie übernimmt die Mörderin als Angestellte einer kleinen Firma die Kontrolle über das Gehirn einer zuvor ausgesuchten Person, die dem Mordopfer nahe kommen kann, um ihr Werk zu vollbringen. Doch die Technologie hat Langzeitfolgen, die sich in zunehmenden Kontrollverlust, blutigen Flashbacks und hemmungsloser Gewalttätigkeit zeigen. Darüber hinaus schafft es die Mörderin nicht mehr, die Selbsttötungsaktion am Ende jeden Auftrags durchzuführen, um zurück in ihren eigenen Körper zu springen. Der Film ist zwar sehenswert, aber ziemlich brutal. Ab 18.

Die Liste der erfolgreichsten Kinofilme 2021 könnt ihr bei insidekino ansehen. "Dune" schaffte es da nur auf Platz 4. Aus der TOP 25 habe ich neben "Dune" nur "Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings" (Platz 11) gesehen. Den Film fand ich auch ganz gut, wollte ihn aber nicht in meine TOP 12 wählen.

Der Blog hier enthält noch einige meiner Bestenlisten vorangegangener Jahre: 

Die besten Filme im Kinojahr 2020

Die besten Filme im Kinojahr 2019

Die besten Filme im Kinojahr 2018

Die besten Filme im Kinojahr 2017

Samstag, 23. Juli 2022

Im Kino: Rifkin's Festival

Woody Allen's Film spielt in der spanischen Stadt San Sebastian. Er handelt von einem Filmdozenten, der mit seiner Frau dort auf dem Filmfestival ist. Er ist jedoch dort nicht beruflich eingebunden, während seine Frau einige Regisseure betreut. Er hat Angst, seine deutlich jüngere Frau an einen deutlich jüngeren Regisseur zu verlieren. 

Altherrenphantasien plagen den Filmdozenten. Sie werden in schwarzweiß gezeigt. Doch nicht nur diese Phantasien sind Altherrenphantasien, sondern auch seine Kontaktaufnahme mit einer schönen Ärztin (Elena Anaya). 

Die Kritik war meist nicht begeistert von seinem Film. Aber ich stehe wohl auf romantisch-verbrämte Altherrenphantasien und fand den Film visuell recht ansprechend (was vor allem an der Ärztin liegt). Es kann schon sein, dass Herr Allen seinem weitgehend verflossenen Leben nachtrauert und der Film nicht in der Gegenwart, sondern vor 50 Jahren oder gar nur in seinem Kopf spielt, aber wieso sollte der Film in der Gegenwart spielen oder überhaupt die Realität wiederspiegeln? 

Dies war bereits der 14. Woody-Allen-Film, den ich im Kino gesehen habe, aber es fällt mir schwer zu beurteilen, ob er besser oder schlechter als die anderen ist. 

Sein solipsistisches Spätwerk wirkt stets wie eine Sammlung von Gesprächen, die ein älterer Herr mit sich selbst führt“, meint kino-zeit.

Freitag, 22. Juli 2022

Im Kino: Meine Stunden mit Leo

Sophie Hyde erzählt in ihrem britischen Film von einer pensionierten Religionslehrerin (Emma Thompson), die ein Hotelzimmer und dazu einen jungen Mann gebucht hat, um nach Jahrzehnten langweiligen Ehelebens, endlich mal befriedigenden Sex zu erleben. Doch mit der Umsetzung ihrer Pläne hat sie mental erhebliche Schwierigkeiten, so dass es mehrerer Termine bedarf, um sich näher zu kommen und zunächst immer viel gesprochen wird. Ihre Neugierde, das Leben ihres Sexpartners betreffend, führt dabei auch zu Spannungen. 

Der Regisseurin „ist das kleine Kunststück geglückt, einen Film über Lust, Lebenslügen und die heilende Wirkung von Sex zu drehen, der zu gleichen Teilen amüsiert, nachdenklich und versöhnlich stimmt und dabei ungemein sexy ist“, meint kino-zeit

Ob der Film sexy ist, weiß ich nicht, aber erhellend, amüsant und authentisch wirkend ist er auf jeden Fall. Noch vor verhältnismäßig wenigen Jahren wäre man gar nicht in der Lage gewesen, solche in der Gesellschaft tabuisierten Themen und Wahrheiten filmisch überhaupt anzugehen.