Fein, endlich mal wieder beachtliche Gruselfilme im Kino – und dank OFF und Rex sogar nach 21 bzw. 22 Uhr.
Alex Garland's Film „Men – Was dich sucht, wird dich finden“ spielt auf dem Lande in England. Eine Frau (Jessie Buckley) hat ein Trauma zu bewältigen (welches in Flashbacks näher beleuchtet wird) und mietet sich am Rande eines Dorfes in einem alten Landhaus ein (keine gute Idee in England, das weiß doch jeder).Sie macht zunächst einsame Spaziergänge in der Umgebung, kommt zu einem langen Tunnel, probt ihre Stimme und lauscht dem Hall. Doch als am anderen Ende des Tunnels eine merkwürdige Silhoutte auftaucht und sich das Wesen nähert, flüchtet sie in Panik. Später, eine Ruine passierend, kommt sie erleichtert auf Wiesen, und als sie zurück blickt, sieht sie einen nackten Mann, der später auch über das Grundstück ihres Anwesens huscht. Diese Szenen werden durch einen effektiv-unheimlichen Soundtrack stark unterstützt.
Doch die Geschichte geht noch weiter, die Bewohner des Dorfes erweisen sich als merkwürdig, es kommt zu Gewalt und Körper-Metamorphosen. Wahn und Wirklichkeit lassen sich nicht wirklich unterscheiden, Trauma und Natur-Mystik gehen ineinander über.
Dieser Film lebt auch von seiner starken, überzeugend agierenden Protagonistin, er hat aber auch Schwächen, ist nicht immer stilsicher.
„Das große Plus von Men zeigt sich ziemlich schnell. Nämlich das gute Auge, das Garland für starke Bilder hat. Wie er die Natur, alte Gemäuer, Statuen inszeniert, lässt schnell das Gefühl aufkommen, dass hinter der Schön- und Erhabenheit etwas Mystisches lauert, eine unbenennbare Gefahr“, meint kino-zeit.
Hanna Bergholm's Film „Hatching“ spielt in einer finnischen Waldsiedlung. Im Zentrum steht eine Kleinfamilie, deren Mutter überwiegend nur noch für ihren Instagram-Account lebt, in dem sie eine heile, glückliche Familie inszeniert, die in Wirklichkeit schon breite Risse bekommen hat. Ihren Ehrgeiz überträgt sie auf die Tochter (Siiri Solalinna), die einen Turnwettbewerb gewinnen soll.Am Anfang des Films stehen Krähen-Tötungsszenen. Das Mädchen findet in diesem Zusammenhang ein Ei, das sie mit nach Hause nimmt und warm hält. Das Ei wächst von Tag zu Tag und ist schließlich etwa 1 m groß. Als der „Vogel“ schlüpft, muss sich das Mädchen schon verstecken. Doch später nimmt es eine Mutterrolle ein.
Während der Turnwettbewerb eskaliert, da das Mädchen Visionen über das Tun des „Vogels“ hat und sich nicht konzentrieren kann, geht der „Vogel“ draußen auf Jagd, tötet zunächst den Nachbarshund. Sowohl die Familiensituation, als auch der Turnwettbewerb und die zunehmend aggressiveren Taten des „Vogels“, dessen Gestalt sich zunehmend wandelt und der Tochter immer ähnlicher wird, eskalieren immer weiter.
Der Film nimmt splatterhafte Formen an. Auch er kann durch einen streckenweise unheimlichen Sountrack überzeugen. Auch hier fließen Wahn und Wirklichkeit ineinander. Die größte Schwäche des Films liegt jedoch in dem oftmals wenig überzeugenden Tun der Familienmitglieder.
Es ist ein „Creature-Feature in Gestalt eines Coming-of-Age-Horrorfilms“, stellt epd-film fest. „Es ist jene Angst, die den Übergang von der Kindheit ins Heranwachsen prägt und die aus der Erkenntnis entsteht, dass das Nest auf Dauer keinen Schutz bieten wird, weil in der Welt da draußen Küken von Raubvögeln gefressen werden“.
„Men“ ist meiner persönlichen Meinung nach der bessere Film. Beide Filme sind ab 16. Im Klartext bedeutet dies heutzutage, dass sie nichts für „zimperliche Gemüter“ sind.
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