Samstag, 13. November 2021

Filmkonserve: Michael Anderson's „Logan's Run – Flucht ins 23. Jahrhundert“

Der britische Regisseur Michael Anderson hat zwischen 1949 und 1999 massenhaft Filme gemacht, darunter diverse bekannte Filme wie „In 80 Tagen um die Welt“, „1984“ und „Der Seewolf“. 

Auch der in Deutschland unter dem Titel „Flucht ins 23. Jahrhundert“ bekannt gewordene Film war ein Riesenerfolg. Er basiert sehr lose auf einen Roman (1967) von William F. Nolan, den dieser nach dem Film noch zu einer Trilogie erweiterte. Den Roman kenne ich aber nicht. 

Als dystopischer SF-Film aus dem Jahr 1976, den ich nun mindestens zum dritten Mal gesehen habe, kann der Film aus meiner heutigen Sicht 45 Jahre nach seiner Entstehung nur noch bedingt empfohlen werden. Er ist von Hollywood geprägt, hat erzählerisch nicht genug Tiefgang und in mancher Hinsicht agieren die Schauspieler*innen eindeutig zu naiv. Dennoch, es ist Science Fiction pur und durchaus bemerkenswert, welche Themen bereits vor ca. 45 Jahren aktuell waren. 

Die Umwelt soll zerstört sein, die Menschen leben in einer Stadt unter einer Kuppel, die Gesellschaftsstruktur ist freizügig und rigide zugleich. Man sieht, dass man Liebesgespielinnen einfach bestellen kann und sie mit dem Fahrstuhl in der Wohnung ankommen, andererseits darf man nur 30 Jahre alt werden. Dann gibt es einen gefeierten öffentlichen Wiedergeburtsritus in einer Arena. Die Menschen glauben alles, in Wirklichkeit ist es jedoch ein Tötungsritual und die Umwelt, die keiner mehr gesehen hat, ist keineswegs tödlich verseucht. Das Regime, das die Menschen verwaltet, kommt als sexy Frauenstimme aus den Lautsprechern, fast wie Ansagen in unserer Straßenbahn. 

Aber es gibt Abtrünnige und Menschen, die sich dem Ritual zu entziehen gedenken. Sie werden von den Ordnungskräften gejagt, getötet oder entkommen über eine legendäre geheime Zuflucht. Doch auch diese erweist sich als Todesfalle. Der Protagonist der Geschichte kann der Todesfalle jedoch zusammen mit einer Frau entkommen und gelangt in eine Wildnis, die zu den zugewachsenen Ruinen von Washington führt. Sie treffen dort einen alten Mann (Peter Ustinov), der in den Ruinen mit seinen Katzen lebt. Diese Begegnung hinterlässt den größten Eindruck im Film. 

Autokratische Systeme kennen wir auch in der Gegenwart zu Genüge, dazu bedarf es keiner Kuppeln oder unterirdischer Silos, bewachte Grenzen reichen aus. Sich autokratisch entwickelnde Gesellschaften unter Kuppeln oder in unterirdischen Silos, deren Machthaber aus Angst vor dem Kontrollverlust die Wirklichkeit verschleiern, waren jedoch ein beliebtes Thema der SF-Literatur. 

Mehr zum Film könnt ihr bei wikipedia nachlesen.

Mittwoch, 10. November 2021

Krank

Die Verschlechterung meines Gesundheitszustandes hat mich gestern zu einer Krankmeldung und einen Besuch bei meiner Internistin getrieben. Im Kopf und an den Ohren verspürte ich neu etwas Druck und einen anomalen Zustand, vermutete auch erstmals etwas Fieber, der starke Schnupfen vom Vortag war hingegen abgeflaut.

Wenn man heutzutage in eine Arztpraxis geht und am Empfang eine schwere Erkältung gesteht, fliegt man direkt wieder raus und bekommt einen Spezialtermin. Und wird dann später empfangen mit Schutzkleidung, die einem verfilmten Seuchendrama nicht mehr sehr unähnlich ist.

Wir haben nicht über Corona gesprochen, es wurde kein Fieber festgestellt, und diagnostiziert wurde eine akute Bronchitis. Ergebnis war dann eine Krankschreibung, die auch den gesamten Rest der Woche umfasst und eine Sinupret-Verschreibung.

Heute geht es mir wieder etwas besser, vor allem im Kopf. Niesen, Schnupfen, Husten gibt es natürlich immer noch.

Bücherwelten: James Corey „The Expanse – Calibans Krieg“

Im Jahr 2014 las ich „Leviathan erwacht“. Ich dachte, daran kann ich ja mal wieder anknüpfen. „Caliban's War“, im Original im Jahr 2012 erschienen, ist Teil 2. 

Wie man bei wikipedia nachlesen kann, ist „James Corey“ nicht nur ein Pseudonym, sondern auch ein Autorengespann. Außerdem sieht man dort, dass der Expanse-Zyklus mittlerweile acht auch in Deutschland erschienene Bände hat (die ich nie gelesen bekomme). Seit Ende 2015 gibt es zudem eine TV-Serie, die mindestens 5 Staffeln hat und wahrscheinlich den Erfolg der Bücher dann noch beflügelte. 

Kommen wir zum Buch. Die Menschheit breitet sich im Sonnensystem aus, ist auf dem Mars und diversen Monden. Und es gibt massenhaft Raumstationen. Konfliktträchtig wie die Menschheit nun mal ist, gibt es Unabhängigkeitskriege. Und es gibt ein Virus, dass eventuell menschengemacht oder auch extraterrestrischen Ursprungs ist und als unkontrollierbare Waffe, verheerende Auswirkungen hat. Es verwandelt die Menschen in zombieartige schleimige Gesellen. 

Das ist der allgemeine Background, während „Calibans Krieg“ weitgehend auf Ganymed und in Raumstationen und Raumschiffen spielt. Die Geschichte wird aus der Perspektive mehrerer Personen erzählt, die im Laufe der Story räumlich auf einem kleineren bewaffneten Raumschiff zusammenfinden. 

Bei einerseits realitätsnaher Beschreibung diplomatisch-politischer Schachzüge und psychischer Befindlichkeiten ist der Roman andererseits auch tendenziell actionbetont bis hin zu der Schilderung einer kleineren Raumschiffschlacht. 

Im Ergebnis ist das Buch kurzweilig gut zu lesen, bietet aber weder stilistisch noch in der Ausgestaltung des Backgrounds allzu viel sensationell Neues. Ich hatte es kürzlich extra als Urlaubs-e-book gekauft. Das könnte mit dem preisgekrönten Band 3 der Saga (Locus Award) auch noch passieren.

Montag, 8. November 2021

Meine Woche (KW 44/21)

Getan: gefaulenzt, gearbeitet, eingekauft, im Viertel herumspaziert. 

Gedacht: alles shit. Und Impfen lassen müsste ich mich in näherer Zukunft auch mal wieder, beispielsweise gegen Grippe und spätestens im Januar gegen Corona. Vermutlich gibt es dann keine Termine. 

Gelesen: in James Corey's Roman „The Expanse: Calibans Krieg“, im Kölner Stadtanzeiger und in der Eclipsed. 

Gefunden im öffentlichen Bücherschrank der Kölner Südstadt: Sujata Massey's Roman „Bittere Mandelblüten“. 

Gegessen: Suppenhuhn-Eintopf, Rindersteak mit Rosenkohl, gebratenen Zwiebeln und Champions, Kantinen-Standard-Kost. 

Getrunken: Kaffee, Tee, heiße Kiwi-Orange-Zitrone, Orangensaft. 

Gesehen: DVD „Das Boot“, TV: es kamen ein paar gute Marktsendungen im WDR, weniger gute Corona-aktuell-Berichte, Tatort.

Gehört: Musik von Kammerflimmer Kollektief, King Crimson, Klone, Laibach, Pit Er Pat, P. J. Harvey. 

Gefühlt: die Erkältung (Niesen, Schnupfen, Husten) ist leider schlimmer geworden, weshalb ich auch beabsichtigte Kinobesuche gestrichen habe. 

Fazit: wettermäßig wenig begeisternde 4-Tage-Woche mit erkältungsbedingt reduzierter Aktivität.

Sonntag, 7. November 2021

Sound-Welten (09/2021

Ich habe – schon vor meinem Urlaub - bei spotify wieder einige Alben geprüft. Ich denke nicht, dass ich diese Werke „haben“ muss. 

Meer. Album: Playing House (2021). Zweites Album einer norwegischen Art-Pop-Prog-Band mit Man/Lady am Micro. „Ein rundum geglückter Ausflug in breitwandigen, orchestralen Pop, der leise wie rockige Töne nicht ausspart“, meint musikreviews. Mir selbst ist der Sound allerdings zu opulent-expressiv und unruhig. SHR: 12 T – 36 T. WD: n.v. 

Neil Young & Promise Of The Real. Album: Paradox (2018). Beginnend 1968 und spätestens seit 1969 in den Charts, hat Neil Young inzwischen Dutzende von Alben veröffentlicht. Ich selbst habe nur wenig von ihm und sicher nichts halbwegs Aktuelles. Das vorliegende Album ist der Soundtrack eines gleichnamigen Films, der hierzulande wahrscheinlich nicht im Kino lief. Der Sound ist mal typisch ruppig, hat aber auch viele akustische Balladen mit Country-Touch und instrumentale Miniaturen. Kann man anhören, sag ich mal. SHR: 131 T – 413 T. WD: 410/Tag. 

Ougenweide. Album: Wol mich der Stunde (2004). Was Altes! Das Album dieser deutschen Mittelalter-/Folkrock-Band mit Man/Lady am Micro enthält bislang unveröffentlichte Liveaufnahmen aus den Jahren 1970 bis 1985. 1980/81 war ich Anhänger der Band und kaufte drei ältere Alben. Live habe ich sie nie gesehen. Der Sound wirkt ruppiger und rythmischer als auf den Studio-Alben. Kann man anhören. Die Band existierte auch lange nach 1985 noch zeitweise in unterschiedlichen Besetzungen. SHR: 2 T – 8 T. WD: 38/Tag. 

The Pirate Ship Quintet. Album: Emitter (2019). Drittes Album einer britischen Post-Rock-Band. Hat auch lange elegische Stücke mit bis zu 17 min. Aber diese Musikrichtung will eben genau deshalb bei mir oft nicht so zünden, zumal Gesang rar ist oder fehlt. Eine vergleichsweise ruhige Platte. „Von einer schier atemberaubenden Intensität“, meint metal1.info. SHR: 9 T – 18 T. WD: n.v. 

Quidam. Album: The Time Beneath The Sky (2002). Was Altes! Seinerzeit drittes Studio-Album einer polnischen Progressive-Rock-Band mit Lady am Micro. Lange dort gesucht, neuerdings auf spotify zu finden. Stilistisch sehr harmonischer, ausgereifter Sound, manchmal aber auch etwas kitschig. SHR: 1 T. WD: n.v. 

RPWL. Album: Tales from Outer Space (2019). Als Pink-Floyd-Cover-Band begonnen, hat sich RPLW seit iher ersten Veröffentlichung im Jahr 2000 längst „selbständig“ gemacht, kann und will ihre stilistische Nähe zu Pink Floyd aber nicht verbergen. Ich kenne die Band schon ziemlich lange flüchtig, fand aber immer nur einzelne Songs gut. Im Ergebnis gilt das auch für dieses neue, zehnte Album der Band. Melodisch, gefällig, aber aus meiner Sicht eben auch ohne große Spannungselemente. SHR: 87 T – 504 T. WD: 16/Tag. 

Schandmaul. Album: Artus (2019). Zehntes Album dieser Mittelalter-Rock-Band, die hier auf CD 1 in Richtung rifflastigen Metal-Folk-Rock tendiert. Die letzten drei Alben schafften es bis auf Platz 1 oder 2 der deutschen Charts. CD 2 ist episch-pathetisch instrumental, könnte zu einem cineastischen Heldenepos passen. Nun, wer's mag. SHR: 63 T – 707 T. WD: 201/Tag. 

Tvinna. Album: One - In The Dark (2020). Debut-Album einer deutsch-niederländischen Lady-Band im Faun-Umfeld, die hier im mystisch angehauchten Dark Ambient und Neo Folk mit viel Synthesizer und Drumloops zu Hause ist – dazu getragene, oft schamanenartige, mehrstimmige Gesänge. Anspieltipp: „The Gore“. „Eher düster rockende Klangkunst“, meint metal. Vor 15 Jahren hätte mir das wohl gefallen. SHR: 5 T – 73 T. WD: n.v. 

Uhlenflug. Album: Dulcis Amor (2019). Zweites Album einer ruhigen deutschen, traditionell orientierten Mittelalter-Folk-Band mit Minne/Mann am Micro, die leider völlig unter dem Radar fliegt. Die Alben gibt’s vermutlich nur im Eigenvertrieb, aber immerhin kann man sie bei spotify inzwischen anhören – was beim ersten Album lange nicht der Fall war. Oft schöne Songs, falls gesungen wird. Live auf Mittelalter-Märkten vermutlich dennoch interessanter. Sie sollten die Jahrmarkt-Atmosphäre auf ihren Alben noch etwas reduzieren. „Uhlenflug entführen den Hörer in ihre eigene Klangwelt, die viel zu bieten hat, aber jenseits der lauten Marktsäcke und dem wilden Trubel anderer Bands liegt“, sagt durchgehoert. SHR: 1 T. WD: n.v. 

Vienna Circle. Album: Secrets of the Rising Sun (2021). Wahrscheinlich mehr Solo-Projekt als Band ist diese britische Progressive-Rock-Formation. Drittes Album. Manchmal melodische Stromgitarren, manchmal eher agressiv, manchmal auch wenig überzeugend, insbesondere beim Gesang. Hierzulande wenig bekannt. SHR: 3 T – 4 T. WD: n.v. 

Wudewuse. Album: Northern Gothic (2020). Auch hier: mehr norwegisches Solo-Projekt als Band. Zweites Album. „Nette Scheibe für Liebhaber des skandinavischen Folk-Prog“, meinen die babyblauen-seiten. SHR: 1 T. WD: n.v. 

SHR = Spotify-Hörer-Relevanz in 1.000 Zugriffen (= 1 T) je Song. Indikator für relative Bedeutung im Musikmarkt. 

WD = Anzahl der de.wikipedia-Seitenaufrufe zur Band/Künstlerin pro Tag (als 90-Tage-Mittel), n.v. = keine deutschsprachige wikipedia-Seite vorhanden. Indikator für relative Bedeutung im deutschsprachigen Raum. 

Die Zahlenangaben beziehen sich auf den Zeitpunkt meines Zugriffs.