Freitag, 30. Dezember 2022

Im Kino: Avatar – The Way of Water

James Cameron hat als Filmregisseur lange pausiert. Nach „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ (2009) ist diese neue Fortsetzung sein einziger Film. 

Der Film hat viele Schauwerte, viel Dramatik, schwankt zwischen naiv inszeniertem Familienfilm mit Poesie und Rührseligkeit und heftigen Kampfszenen, mit denen „normale Regisseure“ bei einer angestrebten Filmkennzeichnung „ab 12“ kaum durchkommen würden. 

Im Grunde erzählt der Film, der auf einem fremden Planeten spielt, eine Geschichte, die sich 1000-fach auf der Erde abgespielt hat und noch abspielt. Raff- und rohstoffgierige Eroberer kommen, zerstören Ökologie und Gesellschaften, etwa der „Naturvölker“ - und treffen auf Widerstand, der brutal bekämpft wird. 

Man kann nur hoffen, wahrscheinlich war es aber auch Intention des Regisseurs, hinter dem Film und zwischen den Zeilen viele Botschaften gegen Umweltzerstörung, Raubbau und Tiere töten auf der Erde zu verbergen. Manche Szenen sind ganz offensichtlich den brutalen Walfangmethoden auf der Erde entlehnt. 

Es gab sicher bessere Filme in diesem Jahr, aber ansehen kann man sich das Spektakel dennoch. Die Fantasy-Tiere sehen streckenweise schon sehr "echt" aus, was man bei einem 300 - 400 Millionen Dollar-teuren Film allerdings auch erwarten kann.

Rührend naive Utopie“, meint critic.

Montag, 26. Dezember 2022

Filmkonserve: Werner Herzog's „Nosferatu – Phantom der Nacht“

Der Regisseur adaptierte hier 1979 die klassische Nosferatu-Dracula-Saga nach Murnau. Innovativ ist der Film insoweit eher nicht. 

Er punktet jedoch mit Vielem, was das Gothic-Genre an Requisiten und Settings so aufzuweisen hat: Burgruine, Kellergewölbe, Dachböden, Kutschen, Friedhöfe, Kreuze und Särge, Kerzenständer, Fledermäuse, sehr viele Ratten. Letztere bringen dann auch die Pest nach Wismar, als ein Segler ohne überlebende Menschen, aber mit einem in einem Sarg versteckten Vampir und vielen Ratten dort anlegt. 

Die Soundkulisse bietet auch Einiges, natürlich rufende Eulen, Wind. Der Soundtrack von Popol Vuh muss allerdings nicht jedermanns Sache sein. Nun ja, Dark Ambient gab es damals noch nicht.

Die Schauspieler*innen agieren verhalten, oft fast wie in Trance, sowohl Klaus Kinski als Nosferatu, als auch Isabelle Adjani. Einzig der Auftraggeber (Roland Topor) des Hausverkaufs an Nosferatu weiß durch sein irres Gelächter als überdurchschnittlich zu überzeugen.

Insgesamt ist der Film atmosphärisch recht stimmig, ohne auf mich jedoch unheimlich zu wirken. 

Weitere Infos zum Film gibt es z.B. bei wikipedia.

Freitag, 23. Dezember 2022

Im Kino: Aftersun

Charlotte Wells Film spielt an der Südküste der Türkei. Erzählt wird von einem Urlaub, den Vater und 11-jährige Tochter dort in den 1990er Jahren in einem All-inclusive-Ressort machen. Sie haben eine Videocamera dabei, daher weiß die Tochter ungefähr, was sich dort vor etwa 25 Jahren abspielte. 

Es liegt eine tiefe Melancholie in diesem Film, der von einer Vergangenheit erzählt, die so nicht mehr existiert. Eventuell erzählt der Film auch von einer Vater-Tochter-Trennung, nachdem zum Zeitpunkt der Video-Aufnahmen bereits die Trennung der Eltern vollzogen war. Aber das ist ungewiss. 

Charlotte Wells gehört zu den Entdeckungen des Filmjahres 2022 mit ihrem berührenden und ehrlichen Coming-of-Age-Drama, das gerade siebenfach bei den British Independent Film Awards gewürdigt wurde“, sagt blickpunktfilm

Aus meiner Sicht fehlt es dem Film jedoch etwas an Speed und an Story.

Donnerstag, 22. Dezember 2022

Sound-Welten (12/2022)

Ich habe immerhin 12 spotify-Prüfvorgänge für Alben in diesem Jahr geschafft – allerdings sind das zu wenige, um Interessantes verlässlich am Markt entdecken zu können. Am besten gefielen mir diesmal die Alben von The Gathering und Hop Along; möglicherweise kaufe ich sie noch. 

Fleetwood Mac. Album: Fleetwood Mac (1975) // Rumours (1977). In der Frühphase war die Band ab 1968 bereits in Großritannien erfolgreich. Es gab dann zahlreiche, oft drogenproblembedingte Besetzungswechsel. In der Band-Historie sind die oben genannten Alben bereits die Alben No. 10 & 11 und entstanden nach bedeutenden weiteren Besetzungswechseln. Sie markieren den endgültigen Übergang zu einer vergleichsweise soften US-amerikanisch-britischen Mainstream-Rockband – und gefallen mir immer noch nicht. SHR: 728 T – 500.653 T // 30.879 T – 1.116.411 T. WD: 1.733/day. 

The Gathering. Album: Beautiful Distortion (2022). Oh Wunder, nach 9 Jahren hat die niederländische Band mal wieder ein Studio-Album veröffentlicht. Zwischen 1998 und 2007 habe ich 4 Alben von ihnen gekauft. Damit endete jedoch auch ihre Glanzzeit, zumal die Sängerin ersetzt werden musste. Mit dem neuen Album macht sie weiter, wo sie aufgehört hatte, einem Sound, den man als Progressive Rock mit Trip-Hop-Elementen bezeichnen kann und Songs, die meist 5 – 7 min lang sind. An frühere Erfolge kann die Band auch mit diesem zwölften Album nicht anknüpfen, dennoch gefallen mir einige Songs ganz gut. Mal sehen, vielleicht lege ich es mir zu. SHR: 40 T – 195 T. WD: 33/day. 

Hop Along. Album: Bark Your Head Off, Dog (2018). Viertes und bislang jüngstes Album einer US-amerikanischen Indie-Rock-Band mit Lady am Micro. Stilistisch ist es etwas „kauzig-psychedelisch“ und alternative-Folk-mäßig. Mir gefällt die mädchenhafte Stimme der Sängerin und daher auch das Album ganz gut. „Das ist Indie und Alternative, Experimentelles und Melodiöses, Verspieltes und klar Strukturiertes“, meint musikreviews. SHR: 1.069 T – 8.229 T. WD: n.v. 

Indigo Sparke. Album: Hysteria (2022). Zweites Album einer australischen Indie-Folk-Singer-/Songwriterin. „Wärmt die Seele und tröstet ungemein“, meint soundsandbooks. Vielleicht ist sie aber auch ein Stück weniger authentisch bzw. einen Tick zu mainstreamig geworden. Besser finde ich ihr Debut-Werk „Echo“ (2021) aber nicht. SHR: 16 T – 220 T. WD: n.v. 

Jenny Hval. Album: Blood Bitch (2016). Sechstes Album einer norwegischen Lady, die im Bereich der experimentellen Popmusik tätig ist. Das Album ist stark durch elektronische Klänge/Soundgeräusche und Rhythmen geprägt – und mitunter aus meiner Sicht etwas „unverdaulich“. Das denke ich auch streckenweise von ihrer „Voice“. Es gibt aber auch einzelne Kompositionen, die ambienter oder minimal-technoid beschaffen sind und Gespür für interessante Melodien erkennen lassen. SHR: 253 T – 2.755 T. WD: 4/day. 

Julia Holter. Album: Aviary (2018). Das offiziell sechste und bis dato letzte Album der US-amerikanischen Indietronic-Musikerin kommt als Doppel-CD daher. Aus meiner Sicht ist das manchmal schwer verdauliche Kost, an atonales Katzengejammer erinnernd. Andererseits gibt es auch melancholische, minimalistische Passagen oder Songs mit zurückhaltendem, manchmal auch hypnotischem Gesang. Ich glaube, mir fehlen oft rhythmische Strukturen, die es aber in manchen Songs auch gibt. SHR: 155 T – 1.596 T. WD: 4/day. 

SHR = Spotify-Hörer-Relevanz in 1.000 Zugriffen (= 1 T) je Song. Indikator für relative Bedeutung im weltweiten Raum. 

WD = Anzahl der de.wikipedia-Seitenaufrufe zur Band/Künstlerin pro Tag (als 90-Tage-Mittel), n.v. = keine deutschsprachige wikipedia-Seite vorhanden. Indikator für relative Bedeutung im deutschsprachigen Raum. 

Die Zahlenangaben beziehen sich auf den Zeitpunkt meines letzten Zugriffs.

Sonntag, 18. Dezember 2022

Im Kino: She Said

Maria Schrader bekommt ja gelegentlich einen echt guten Film hin, wie „Liebesleben“ (2007) oder „Ich bin Dein Mensch“ (2021). In ihrem neuen Film widmet sie sich dem Harvey-Weinstein-Skandal, der von einem Mann handelt, der als Filmproduzent seine Machtposition missbrauchte, um seine Triebe auszuleben und jungen Schauspielerinnen nachzustellen. 

Der Film schildert, wie zwei Investigativ-Journalistinnen Opfer suchen und besuchen, um sie zu Zeugenaussagen zu bewegen. 

Handwerklich solide gemacht, doch hat er in erster Linie, wegen der doch recht glatt gezeichneten Figuren, denen es an Reibungspunkten fehlt, vielmehr Ähnlichkeit mit einem Lehrmittel“, meint kino-zeit

Dieser Wertung kann ich mich anschließen. So wirklich zünden will der Film nicht, auch wenn er ein wichtiges Thema behandelt.