Sonntag, 29. Dezember 2024

Filmkonserve: François Truffaut's dystopischer Film „Fahrenheit 451“

Dieser Film aus dem Jahr 1966 nach einem 1953 veröffentlichten Roman des von mir in der Vergangenheit sehr geschätzten US-amerikanischen Autors Ray Bradbury (1920-2012) bleibt einer meiner bedeutenden Lieblingsklassiker. Ich sah ihn 1976 im Kino, da damals in der Cinemathek eine SF-Reihe lief. 

In dem Film ist die Feuerwehr für Buchverbrennungen zuständig. Sie bedient sich eines Denunziationssystems, aufgestellten Briefkästen, in die Bürger Zettel werfen können, auf denen sie Haushalte anzeigen, in denen es Bücher gibt. Die Feuerwehr rückt dann aus, durchsucht die Wohnungen und verbrennt die gefundenen Bücher im Hof. 

Der Film selbst spielt in einer Vorort-Gegend mit Einzelhaus-Bebauung. Der Protagonist der Geschichte ist ein Feuerwehrmann, der auf Abwege gerät und bald selbst wissen möchte, was in den Büchern drin steht. Seine tumbe, linientreue TV-abhängige Frau findet jedoch dessen unterschlagene Bücher, stellt ihn zur Rede, kann ihm nicht folgen, verlässt ihn bald und denunziert das eigene Haus. 

Der Feuerwehrmann muss fliehen, lernte zuvor jedoch eine andere junge Frau (Julie Christie) aus der Nachbarschaft kennen, die ihm erzählte, dass sie als Dissidentin in die Wälder gehen würde und ihm den Weg beschrieb. Er folgt ihren Hinweisen. 

Klar, dieser Film wirkt heute in seiner Story und den Stilmitteln antiquiert, doch die Thematik, in der die Regierenden oft gern den unmündigen, linientreuen nicht selbständig denkenden Bürger hätten und dies durch Unterdrückung zu realisieren versuchen, ist auch heute noch in zahlreichen autokratischen Regierungen weit verbreitet zu erkennen, insbesondere auch, was Medienkontrolle, Buch- und Filmverbote angeht. 

Zu Zeiten dieses Romans/Films waren Computer in der Bevölkerung noch nicht verbreitet. Die Vision, in der Dissidenten in den Wald flüchten und dort literarische Werke auswendig lernen und als lebende Bücher herumlaufen, um diese vor dem Vergessen zu bewahren, wirkt heute sehr anachronistisch. Aber die Gefahr, dass Bücher, die heute im Netz oder auf Datenträgern vorhanden sind, irgendwann aus dem Netz verschwinden könnten oder die Datenträger nicht mehr vom Normalbürger gelesen werden können, weil sie beschädigt sind oder die Technologie nicht mehr verbreitet, d.h. kaufbar ist, besteht auf abstrakter Ebene auch weiterhin

Aus heutiger Sicht wirkt der Film wie eine Satire auf gesellschaftliche Entwicklungen (etwa auch dem übermäßigen TV-Konsum) oder wie ein Gedankenspiel. Eine bedrückende Atmosphäre wird im Film hingegen nicht aufgebaut. Es gibt auch nur eine Szene, die als echtes Science-Fiction-Element angesprochen werden kann kann: es handelt sich dabei um einen Suchtrupp, der mit Tornisterpropellern durch die Luft über einem Fluss fliegt. Ansonsten witkt die Ausstattung eher retro, sogar die Telefone waren damals schon nicht mehr modern.

Das Buch müsste ich mal kaufen und noch einmal lesen. Ich hatte früher eine wahrscheinlich in den 1950er Jahren aus meiner Sicht schlecht übersetzte und möglicherweise gekürzte Taschenbuchausgabe. Das Buch ist jedoch u.a. in 2020 bei Diogenes neu übersetzt erschienen. Anfang 2024 erschien dazu auch die Taschenbuchausgabe, die mir allerdings noch nicht „über den Weg gelaufen“ ist. 

Es gibt wikipedia-Beiträge zu diesem Film und dem Buch.

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