Dienstag, 26. Dezember 2023

Der Vorfall

Wir leben nicht ewig. Das ist mir gerade schmerzlich bewusst, und auch, dass wir nicht vorbereitet sind und mehr oder weniger in den Tag hineinleben, ohne auch nur ein Mindestmaß an Vorkehrungen für einen Ernstfall getroffen zu haben.

Diesmal hat es meinen Bruder "Ralf" erwischt - vorweg gesagt, er ist nicht tot, aber er könnte tot sein, wenn es woanders passiert wäre, beispielsweise in seiner Wohnung.

Mein Bruder war am Freitag vor 9 Tagen auf einer betrieblichen Weihnachtsfeier in Düsseldorf. Dort brach er zusammen. Er kam wieder zu sich, aber den Umstehenden war wohl klar, dass etwas im Verhalten nicht stimmt und sie haben den Notarzt alarmiert.

Er kam in ein Krankenhaus und wurde bald danach auf die Intensivstation der  Neurochirurgie der Uniklinik Düsseldorf verlegt. Dort liegt er noch immer.

Diagnose: ich weiß nicht genau, aber in jedem Fall "Hirnblutung". Es wurde der Schädel geöffnet, eine Operation zur Reparatur einer Ader vorgenommen, Hirnflüssigkeit abgesaugt, um die "Druckverhältnisse" im Gehirn zu normalisieren. Diese Patient:innen müssen künstlich beatmet werden, was über einen Luftröhrenschnitt erfolgte, da es einfacher als über die Nase ist.

Ich habe erst letzten Dienstag, also nach dreieinhalb Tagen von dem Vorfall erfahren. Ich bekam eine E-Mail seiner engsten Arbeitskollegin "Karin", die mühsam erst meine Kontaktdaten herausfinden musste - und das funktionierte auch nur, weil sie in das Postfach meines Bruders hineingucken kann. Sie fragte auch, ob ich einen Wohnungsschlüssel hätte, da sie auch von seinem Vogel dort wusste. Ich habe aber keinen. Aber egal, wir haben uns noch am Nachmittag an einer Straßenbahnhaltestelle nahe der UNI-Klinik getroffen und waren dann beim Bruder. Da ich sein nächster Verwandter bin, wurde mein Personalausweis kopiert. Uns wurden auch "Fundsachen" ausgehändigt, u.a. der Wohnungsschlüssel.

Inzwischen war ich auch ein zweites Mal dort, und ihm ging es deutlich besser. Es gab auch keine künstliche Beatmung mehr. Am Heiligabend ist "Petra" gekommen und berichtete, dass er erste Fragen schriftlich formulieren kann. Aber es ist mühsam. Sie ist Autofahrerin und hat sein Auto in Düsseldorf geborgen. Morgen fahren wir damit gemeinsam zur Klinik.

Karin und Petra wissen ungleich mehr über das Leben meines Bruders. Das ist gut für ihn und gut für mich. So Fragen, ob es eine Patientenverfügung, Vorsorge- oder Kontovollmacht gibt, sind aber noch nicht definitiv geklärt. Ich habe in der Wohnung nichts dergleichen gefunden und würde vermuten, dass es so etwas nicht gibt (und bei mir gibt es das auch noch nicht).

Nach so einem "Vorfall" steht ein wahrscheinlich mehrmonatiger Reha-Klinik-Aufenthalt an. Das hatte die Ärztin schon gesagt. Details sind noch nicht geregelt. Tja, und dann müsste man sehen, wie der Wiederherstellungsbefund aussieht und wie es weiter geht.

2 Kommentare:

  1. Ja, wie Recht Du hast... Natürlich weiß man, dass "es" passieren könnte, aber natürlich nicht morgen oder übermorgen... Ich habe bislang auch keine Vorkehrungen getroffen. Solche Sachen stehen auf meiner to-do-Liste, wenn ich in Rente bin. Ich hoffe, es ist rechtzeitig...

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  2. Ja, das hoffe ich auch, bin aber gerade nicht davon überzeugt, dass es auf jeden Fall rechtzeitig sein wird.

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