Mittwoch, 7. Dezember 2022

Im Kino: Call Jane

Phyllis Nagy erzählt in ihrem Film von einer US-amerikanischen Selbsthilfegruppe, die zwischen 1968 und 1973 mit dem Ziel existierte, Frauen den meist illegalen Schwangerschaftsabbruch zu ermöglichen. Hierbei ging es nicht etwa um Rechtsberatung, sondern um die faktische Durchführung des Schwangerschaftsabbruchs und dessen Organisation. 

Die Regisseurin nimmt sich hier eines sehr wichtigen Themas an, da viele Regierungen, politische und kirchlichen Organisationen sowie weite Teile der Weltbevölkerung auch 50 Jahre später (und einige Milliarden Menschen mehr) nicht begriffen haben, dass mehr als genug Menschen auf der Welt leben, die Zerstörung der Umwelt katastrophale Ausmaße angenommen hat und Frauen ein Selbstbestimmungsrecht haben sollten. 

Wie immer ist bei solchen Filmen schwierig zu beurteilen, was Wahrheit und was Fiktion in der Geschichte ist. Der Film lebt davon, dass eine engagierte Bürgerrechtlerin (Sigourney Weaver) einer Frau aus gutsituiertem Hause (Elizabeth Banks) mittels ihrer Organisation einen Schwangerschaftsabbruch ermöglicht, nachdem dieses trotz gewichtiger Gründe keine Zustimmung von einem Ärztegremium bekommen hat. Wenig später kann sie diese Frau auch als aktives Mitglied der Organisation anwerben. Schließlich wird sie sogar Assistenzkraft bei dem erpressbaren „Arzt“ und lernt, selbst die Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen, womit diese deutlich preiswerter und viel häufiger angeboten werden können. 

Der Ehemann der Frau, selbst Strafverteidiger, fällt aus allen Wolken, als die Polizei bei ihnen auftaucht, dachte er doch bisher, seine Frau könne bestenfalls kochen und putzen und ein paar seiner Texte Korrektur lesen (aber Schwangerschaftsabbrüche durchführen??). 

Es war jedoch nicht die Polizei (interessante Szene), die die Auflösung der Organisation bewirkte, sondern die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs (heute wieder aufgehoben) einige Jahre später. 

Der Film ist relativ nüchtern in Szene gesetzt. Dies kann jedoch auch als Pluspunkt (Authentizität) gewertet werden. Auch die Settings der Zeit um 1970 wirken sehr authentisch. Preisverdächtiger sind allerdings aus meiner Sicht die Hauptdarstellerinnen oder das Drehbuch.

Dass sich die Geschichte nun wiederholt, sollte uns klar machen, wie wichtig es ist, dass Filme wie dieser an Vergangenes erinnern, um uns eine Orientierung fürs Heute und Morgen zu bieten“, sagt kino-zeit. Wohl wahr.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen