Samstag, 26. November 2022

Bücherwelten: Lavie Tidhar's Roman „Central Station“

Der preisgekrönte SF-Roman (2016) des in Israel aufgewachsenen Autors spielt in Tel Aviv. Dort gibt es einen Raumflughafen, der neben den alten Vierteln kilometerhoch in den Himmel ragt. Ansonsten wirkt alles etwas marode in der Stadt, es gibt Ruinen, etwa die Hochtrassen alter Autobahnen. 

Tel Aviv ist Treffpunkt der Rassen und Kulturen. Längst sind die Grenzen zwischen biologischem Leben, Maschinenleben und virtuellem Leben verschwommen. Hinzu kommt außerirdisches Leben. Alles läuft in der Stadt herum, auch halbintelligente, ausrangierte Robots, die nach Ersatzteilen für sich selbst suchen. Aber auch die Menschen suchen nach biologischen oder mechanischen Ersatzteilen oder nach Aufrüstung ihres Hirns. 

Die Handlung des Romans wird weitgehend von Außenseitern und gestrandeten Personen bestritten, die irgendwie zurechtkommen müssen, mitunter Marotten haben, beispielsweise alte Bücher und Heftromane aus Papier sammeln. Auch ein junges virusinfiziertes Vampir-Mädchen kommt vor, das zwar beißt, aber vor allem Daten absaugt. Es kommt von einem anderen Planeten auf der Raumstation an und kann bei dem alten Büchersammler in der Wohnung unterschlüpfen. 

Der Roman ist eine gelungene Mischung aus SF, Fantasy, Gothic- und Cyberspace. Den John W. Campbell Memorial Award gewann das Buch wahrscheinlich nicht nur wegen dieser gelungenen Mischung, sondern auch wegen des warmen empathischen Schreibstils. Herr Mader hat ihn gut übersetzen können. 

Angenehm unkonventionelle Science-Fiction erster Güte mit einem schillernden Figuren-Ensemble“, meint treffsicher der medienjournal-blog.

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