Dienstag, 25. Dezember 2018

Der monetäre Wert von Büchern

Des Vaters Bücherbestand wird voraussichtlich zu über 95 % an eine gemeinnützige Organisation abgegeben werden, denke ich mir mal. Ein paar Dutzend Bücher habe ich in meine Wohnung geschafft, aber jetzt ist sie voll und bestenfalls kann ich noch einen oder zwei halbvolle Umzugskatons in meinem Keller deponieren. 

Mitgenommen habe ich das, was mich vielleicht irgendwann mal interessieren könnte. Das ist nicht unbedingt alt. Darunter war beispielsweise die 20-bändige „Die große Chronik-Weltgeschichte“, die in 2008 erschien und mit dem Urknall beginnt. Dafür habe ich eine andere, ältere, bestimmt 25-bändige Universal-Lexikon-Reihe, die ich vor Jahren schon vom Vater „geerbt“ hatte, rausgeschmissen und in die Papiertonne entsorgt. Die neuere und spezialisiertere Reihe ist im Buchformat höher und breiter, aber sie passt noch auf das Regal genau unter der Wohnzimmerdecke. Das war Voraussetzung, um sie mitnehmen zu können, da ich ganz bestimmt keine weiteren Bücherregale bei mir installieren werde. 

Mitgenommen habe ich auch etwa 15 Romane, die mich vielleicht interessieren könnten. Romane haben höchsten im Laden einen Wert oder auf den Internet-Angebotsseiten, etwa bei Amazon und Booklooker. Antiquarisch beträgt ihr Wert maximal vielleicht 5 €, wenn sie gebunden und gut erhalten sind. 

Interessanterweise fand ich auch ein paar Asien-Romane, meist gedruckt in den 1950er Jahren, beispielsweise Romane der chinesischen Ärztin Han Suyin oder Indien-Romane von Louis Bromfield, z.B. seinen berühmten, auch früh verfilmten Roman „Der große Regen“ (1937). Kolonialzeit-Literatur. Vielleicht lese ich die Bücher mal, einen monetären Wert oberhalb von ein paar Euros haben sie nicht – auch schon deshalb, weil sie in zahlreich wiederveröffentlicht wurden. 

Bei den Bildbänden steigt der Wert vielleicht auf 10 € bei ausgesuchten Exemplaren an. Keine Ahnung, ich werde es nicht im Detail erforschen, aber selbst ein großes, dickes, 5 kg schweres Buch wie Ducret's „Deutsches Porzellan und deutsche Fayencen“ (Ausgabe 1974) kann man für 6 € im Internet erwerben (mehr kostet allerdings das Porto im Falle der Bestellung). Ein gut erhaltener 3-Bänder wie „Keysers Kunst- und Antiquitätenbuch“, 1957-73, ist auch bestenfalls 30 € Wert. Die vielen Kunst- und Antiquitätenbände interessieren mich überhaupt nicht. 

Bei Büchern vor 1933 steigt der Wert eventuell an, aber auch nicht immer und oft auch nicht viel. Lehmann/Petersen's „Illustrierte Weltgeschichte“ (1925), gebunden in 6 Lederbänden, bekommt man schon für 18 € bei booklooker und das Angebot steht schon seit über 2 Jahren dort. 

Mitgenommen habe ich beispielsweise:  

Fleischer, H. „Der Käferfreund“ (1905/06).  

Das Original ist leider bereits von 1896. Interessanterweise gab es auch einen Reprint in 2012 als Taschenbuch. Lt. booklooker könnte das Buch 20 – 30 € Wert sein.  

Friedenthal, Albert „Das Weib im Leben der Völker“ (1910).  

Das sind zwei dicke, gut mit Photos bebilderte Bände. Wert lt. booklooker vermutlich 20 - 60 €, wahrscheinlich ist bestenfalls der Mittelwert anzusetzen. Das Problem ist, es gab damals in kurzem Abstand mindestens 3 Auflagen mit unterschiedlich gestalteten Einbänden und einer Auflage von 35.000 Exemplaren, außerdem gab es in 2018 (!) auch noch einen Reprint. Tendenziell sehen die Bücher ähnlich diesem 43-€-Angebot aus, das bereits seit April 2011 bei booklooker aufgeführt ist – anders ausgedrückt, es gibt keine Abnehmer. Tja, so etwas liest man auch nicht ernsthaft heute mehr.  

Jacques, Norbert „Reise nach Sumatra. Schicksale von Menschen und Tieren“ (1929).  

Ein Weltreisender und Abenteurer aus vermögendem Hause. Er machte bereits 1912 mit seiner zweiten Frau eine 16-monatige Abenteuer-Hochzeitsreise per Schiff nach China (und hoch nach Tibet), Australien, Peru und Brasilien. Wert lt. booklooker: vermutlich 5 – 10 €. 

Es gibt auch noch Bücher aus dem 19. Jahrhundert im Schrank, beispielsweise:  

Faulmann, Karl „Illustrierte Kulturgeschichte für Leser aller Stände“ (1881).  

Auch dieses Werk hat man (leider) als Taschenbuch in 2017 neu herausgebracht. Das Original war antiquarisch gerade mal nicht zu finden (ein gutes Zeichen!).  

Neumayr, Melchior „Erdgeschichte“ (1887). 2 Bde.  

Der Mann war bekannt. Dieses Werk gab es auch in diversen Auflagen, sogar einen Reprint von 2018 gibt es. Dennoch könnte es lt. booklooker 50 € Wert sein. 


Aber mal im Ernst, wer kauft solche Bücher? Die engagierte Enkelin zu Weihnachten für den halbsenilen Opa, der in der Vergangenheit lebt und es selbst nicht kaufen kann, weil er des Internets nicht mächtig ist? 

2 Kommentare:

  1. Ich denke mir, wenn ein Buch mal irgendwo öffentlich als Thema besprochen wird, beginnt der ein oder andere, sich dafür zu interessieren. Aber auch nur dann. Wenn es dann auch noch teuer ist, wird es trotzdem nicht gekauft.
    Ob es sich lohnt, dafür die Bücher unendlich im Keller zu lagern, wage ich zu bezweifeln.
    Ich habe seit Jahren einige Bücher bei Tauschticket stehen. Da sind Bücher auch nichts wert und wenn der Buchrücken eines gebrauchten Taschenbuches eine kl. Knick aufweist, kann man schon den erhaltenen Tauschpunkt zurückgeben, sonst gibt es auch noch eine schlechte Bewertung.
    Grüßli

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  2. So wird es wohl sein. Das Internet hat die Sache da nicht einfacher gemacht. Aber im Grunde war es wohl immer schon so: wenn man in einer Laden gegangen ist und etwas gekauft hat, hat man bereits eine Fehler gemacht und am nächsten Tag - wenn man das Objekt wiederverkaufen wollte - war es bereits nur noch die Hälfte Wert.

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