In dem von der französischen Regisseurin Coralie Fargeat inszenierten Film geht es um Schönheitswahn, Sexismus, das Altern und seine Folgen für den Körper sowie hieraus resultierende Konsequenzen sowohl auf beruflicher Ebene als auch mit Blick auf Selbstoptimierungsmaßnahmen.
Satirisch überspitzt inszeniert, ist dies ein Body-Horrorfilm, der diese Themen bis zum gnadenlos blutigen Ende durchspielt und der von critic der „New French Extremity“ zugeordnet wird. Für die über 60-jährige Demi Moore als eine der beiden Hauptdarstellerinnen, die ich überhaupt erst einmal in einem Kinofilm (Enthüllung, 1994) gesehen habe, ist das eine Paraderolle.
Inhaltlich geht es um eine erfolgreiche TV-Aerobic-Performerin, die 50 Jahre alt wird und ihren Job verliert. Ihr werden auf dubiosem Wege Informationen zu einer „Substanz“ zugespielt, mit der sie ihren jugendlichen Körper zurückerhalten kann. Die Substanzen, auch Ernährungslösungen, muss sie regelmäßig an einem sehr merkwürdigen Ort abholen.
Durch die gespritzte Substanz entsteht in kürzester Zeit ein jugendlicher Klon ihrer selbst, der aus ihrem Rückgrat hervorbricht. Die Krux an dieser Verjüngungslösung ist, dass beide Körper weiter existieren, ernährt werden müssen und nur im wöchentlichen Rhythmus alternativ leben können. In Nicht-Aktivitätsphasen liegen sie komatös-inaktiv in einem Raum und müssen täglich ernährt werden.
Der Body-Horror, in diesem Film sehr krass in Szene gesetzt, resultiert aus dem Umstand, dass Störungen der Ernährungsversorgung des „schlafenden“ Körpers zu partiellen irreversiblen Alterungen und Deformationen führen.
Der Film hat zum Teil heftige, soziokulturelle und auch inhaltliche Kritik erfahren, etwa bei artechock. Ich teile diese Kritik nicht, sie ist aber interessant zu lesen, und es ist vielleicht richtig, dass der Film nicht seine eigenen genannten Regeln beachtet, weil die beiden Körper eine Person sein sollen, aber bald zunehmend gegeneinander gearbeitet wird. Aber muss er das? Vielleicht war diese behauptete Identität der Figuren nur ein Werbeversprechen der Vertriebsfirma?
„Insgesamt ist es ein seltenes Kinoerlebnis, wie „The Substance“ einen mit enormer Bildgewalt durchschüttelt wie nur wenige andere Horrorfilme der letzten Jahre. Da hilft manchmal nur noch lachen“, meint die critic.
Aus meiner Sicht ist das ein heftiger, aber guter Film. Einige, vielleicht etwas verstörte junge Leute, hatten nach meinem Kinobesuch Gesprächsbedarf mit mir (was selten vorkommt).