Donnerstag, 20. Februar 2025

Filmkonserve: Marc Rothemund's „Sophie Scholl“

Filme mit Diktatur-Hintergrund haben bei mir vermutlich gerade Konjunktur. Diesen 20 Jahre alten Film aus dem Jahr 2005 kann man auch heute noch gut ansehen. 

Es brilliert Julia Jentsch als überzeugende Hauptdarstellerin. Der Film spielt 1943 und beginnt fast unmittelbar vor der Verhaftung an der Münchener Universität, wo sie zusammen mit ihrem Bruder bei der Auslegung von Flugblättern von einer Hilfskraft erwischt und festgehalten wird. Die Flugblätter haben sie am Vortag in ihrer privaten Untergrund-Druckerei gefertigt. 

Die weiteren Szenen des Films spielen dann fast nur noch im Gefängnis und Gerichtssaal. Sophie's Verhör und ihre Aussagen stehen im Mittelpunkt des Films. 

Abgesehen davon, dass man am Ende des Films sieht, wie Frau Scholl unter die Guillotine geschoben wird, kommt der Film ganz ohne physische Gewaltszenen oder auch nur der Androhung von Folter aus. Ich habe keine Ahnung, ob es so gewesen sein könnte, aber wenn der Film nach damals neu gefundenen Originalprotokollen entstand, besagt das selbst noch nicht viel über die Begleitumstände der Verhöre. Zwischen Verhaftung, Verhör, Gerichtsurteil und Hinrichtung vergingen nur 4 Tage! 

Der Film zeigt viel Zivilcourage der Geschwister Scholl und der Eltern, die hinter ihnen standen. Aber die Geschwister waren am Ende tot, und es stellt sich sehr wohl die Frage, ob sich das gelohnt hat und ob Blätter aus der Druckerpresse in einem Terror-Regime den erhofften Erfolg überhaupt bringen können.

Es gibt einen wikipedia-Beitrag zu diesem Film.

Dienstag, 18. Februar 2025

Im Kino: Der Lehrer, der uns das Meer versprach

In Adaption eines Romanes von Francesc Escribano erzählt die spanische Regisseurin Patricia Font von einem düsteren Kapitel im Vorfeld der Franco-Diktatur. Der Film spielt in den Jahren 1936 und 2010. 

Der Handlungsstrang im Jahr 2010 erzählt von Massengräbern und einer Frau, die aufgrund eines entgegengenommenen Anrufs einer Ausgrabungsstätte, der eigentlich ihrem im Pflegeheim lebenden Opa galt, in ein ihr völlig unbekanntes Kapitel aus dem Leben ihres Opas verwickelt wird. Dieser hatte nie etwas von seinem Vater oder seiner Kindheit erzählt. Sie besucht die Ausgrabungsstätte, nimmt Kontakt mit der Bevölkerung im benachbarten Dorf auf und recherchiert auch in diversen alten Unterlagen. 

Der andere Handlungsstrang spielt im Jahr 1936, als ein neuer Lehrer in ein Provinzdorf kommt und ganz andere, gewaltfreie Unterrichtungsmethoden in der winzigen Dorfschule einführt, nachdem der Priester von der Regierung als Lehrer abgesetzt wurde. So nimmt er das Kreuz von der Wand des Schulraums und bringt auch eine Druckerpresse mit, damit die Kinder ihre eigenen Texte drucken und als Heft herausbringen können. In einem Heft geht es darum, wie sich die Kinder das Meer vorstellen, das sie noch nie gesehen haben, aber bald gemeinsam besuchen wollen. 

Doch der Konflikt mit dem Priester, dem Bürgermeister und streng katholisch-autoritären Eltern bahnt sich schon früh an. Und als die Faschisten einen Bürgerkrieg beginnen und auch in das Dorf kommen, sind die Tage des Lehrers gezählt. 

Das Herz des Films schlägt ganz klar in der Geschichte über einen Idealisten und Humanisten, von denen es in politisch finsteren Zeiten umso mehr braucht“, meint kino-zeit

Der Film ist aus meiner Sicht insbesondere als Schulfilm mit kreativem Schulunterricht ziemlich gut. Auch das Thema, Eltern zu überzeugen, die Kinder überhaupt in die Schule zu schicken, wird exemplarisch herausgearbeitet. 

Vielleicht hätte etwas mehr an der inneren Logik gearbeitet werden können, denn eine Beziehung des Lehrers zu einer Frau wird nicht erwähnt, oder hat der Opa einen ganz anderen Mann suchen lassen?

Sonntag, 16. Februar 2025

Meine Woche (KW 07/25)

Gemacht: eingekauft, meinen Bruder zum Kaffee besucht, Friseurbesuch, Direktwahl in Rodenkirchen, Kinobesuche, Spaziergänge in Sülz/Klettenberg und Südstadt/Deutz. 

Gesehen: im Kino „Freud - Jenseits des Glaubens“, „Könige des Sommers", Filmkonserven David Cronenberg's „eXistenZ“ (1999), Giuseppe Tornatore's „Die Legende vom Ozeanpianisten“ (1998). 


>Der Hafen-Honig-Automat, Deutzer Hafen, Haus an der Drehbrücke<

Gelesen: in Natasha Pulley's „Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit“, im Kölner Stadtanzeiger. 

Gegessen: Highlight „Geang Daeng“ mit Huhn im „Thai Gourmet Sülz“ (Berrenrather Str.). Sehr lecker und preiswert, mit Reis und Gemüse in Kokosmilch in roter Curry-Soße. Dort war ich mit einem Ex-Chef nach einem Kinobesuch im Weisshaus-Kino. 

Getrunken: Kaffee, Wasser, Tee, Bananennektar, Chang Bier (Thai Gourmet Sülz). 

Gehört: Musikkonserven von The Future Sound of London, Gae Bolg, Gallon Drunk, Gandillion, Garbage, The Gathering, Gazpacho und diverse Alben bei spotify geprüft. 

Gegangen: durchschnittlich 7.600 Schritte/Tag (6.400 – 9.700). 

Gefühlt: mitunter moderate Schulter-Schmerzen. 

Gekauft: nichts > 20 €. 

Fazit: vergleichsweise ereignisreiche Woche bei meist grau-kaltem oder sonnig-kaltem Wetter.

Im Kino: Könige des Sommers

Louise Courvoisier's Film spielt im dörflichen Französischen Jura. Nachdem der Vater betrunken nach einem Dorffest mit seinem Wagen tödlich verunglückt, bleibt der gerade eben volljährige Sohn mit seinem kleinen Schwesterchen allein auf dem bäuerlichen Hof zurück. 

Wie kommt man an Geld? Er versucht es zunächst im örtlichen Molkereibetrieb, Kessel putzen und so, aber auch Milchtanker fahren, um früh morgens die Milch abzuholen. Das Schwesterchen darf immer mit. Nach einer Auseinandersetzung mit Arbeitskollegen wird er jedoch gefeuert. 

Also versucht er sodann den Hof zu managen. Bei einem weiteren Dorfereignis hört er, dass der Preis für den besten Käse 30.000 € einbringt. Das will er machen. Zwei seiner Freunde helfen, doch Ahnung haben sie alle nicht, und es gibt technische Pannen. Nach einer Fortbildungsmaßnahme ist wenigstens das Funktionsprinzip klar, einen Käse stellen Bruder und Schwesterchen her, doch sie werden noch nicht einmal für den Käsewettbewerb zugelassen, denn es gibt formale Hürden und Nachweispflichten, wovon sie naiverweise nichts wussten. 

Der Film ist mal ruppig, mal einfühlsam in guter, unterhaltsamer Mischung. Sperrig bis witzig sind die ersten sexuellen Kontakte des jungen Mannes mit den Dorfmädchen, Schlägereien mit deren Brüdern inklusive. 

Ein kitschfreier, tragikomischer und berührender Coming-of-Age-Film, in dem neben klassischen Themen wie Erwachsenwerden, Freundschaft und Liebe auch Vertrauensbrüche und Trauerbewältigung Platz finden“, sagt kino-zeit.

Filmkonserve: Giuseppe Tornatore's „Die Legende vom Ozeanpianisten“

Der Regisseur zählt mit zu meinen Lieblingsregisseuren, soweit es um Filme vor der Jahrtausendwende geht. Dieser Film war aus meiner Sicht ein Spitzenfilm des Kinojahres 1999. 

Erzählt wird von einem Ozeandampfer und einem Mann, der dort als Baby gefunden und behalten wurde und nie in seinem Leben das Schiff verließ. Er wurde Pianist in der Schiffsband, die die oft reichen Gäste abends auf der Überfahrt von Europa nach New York zu Tanz und Abendessen feinstens unterhielt. 

Der Film, der etwa zwischen den Jahren 1900 und 1955 spielt, hat eine Rahmenhandlung, in der ein Musiker einem Antiquitätenhändler seine Posaune verkaufen möchte und ihm die Legende vom Ozeanpianisten erzählt, als dieser eine uralte Platte auflegt, deren Pianomelodie genau von diesem Ozeanpianisten stammt. Im Film wird auch erzählt, wie es zu dieser Schiffsaufnahme der Musik kam. 

Der Film ist märchenhaft-sentimental-melancholisch inszeniert und wird von viel Jazzmusik durchzogen. 

Es gibt glanzvolle Aufnahmen aus dem Innenleben des Schiffs, einschließlich Heizkesselräume und Mannschaftsquartiere, und es gibt viele Szenen am Kai. 

Gegen Ende des Films wird der Dampfer ausgeschlachtet, und der Pianist entscheidet sich, dort auch zu sterben.

Zu diesem Film gibt es einen wikipedia-Beitrag.

Samstag, 15. Februar 2025

Im Kino: Freud - Jenseits des Glaubens

Matt Brown's Film erzählt von einer fiktiven Begegnung des an Gaumenkrebs schwer erkrankten ungläubigen Psychoanalytikers Sigmund Freud mit dem gläubigen irischen Schriftsteller C.S. Lewis. Diese Begegnung findet 1939 in Freud's Haus in London statt. Dorthin emigrierte Freud mit seiner Tochter erst 1938 nach Anfeindungen im Nazi-besetzten Wien. 

Ich dachte mir schon, dass der Film eher schwere Kost werden würde. Aber es wird nicht nur über die Existenz von Gott gestritten, denn es gibt im Film auch Rückblenden (Schlüsselszenen), etwa auf Kriegsszenen im 1. Weltkrieg, die Lewis erlebte oder auf Ereignisse im Vorfeld der Emigration, die Freud erlebte. 

Und man erfährt etwas über die Vater-Tochter-Beziehung. Deren Hilfe möchte der Vater nicht mehr entbehren, anstatt eine Haushälterin einzustellen. Die Tochter, selbst psychoanalytisch und lehrend tätig vor allem in der Kinderpsychologie, pflegt indes angedeutet eine lesbische Beziehung. 

Es bleibt bei meinem Filmurteil „eher anstrengend“, aber natürlich ist es eine perfekte Altersrolle für Anthony Hopkins in der Rolle des Sigmund Freud. Und ja, es kann auch zwecks Auffrischung des Wissens interessant sind sein für jene, die mal Bücher von Sigmund Freud gelesen haben (habe ich auch, ist aber Jahrzehnte her).

Trotz der Rückblenden, Parallelmontagen und visionären Sequenzen kann der dialoglastige Film seine Theaterherkunft und das kammerspielartige Setting letztlich nicht überspielen“, konstatiert kino-zeit.