Donnerstag, 17. November 2022

Im Kino: Crimes of the Future

Es war schon über 10 Jahre her, dass ich einen Film von David Cronenberg im Kino gesehen habe. Er hieß „Begierde“ (2011), und ich habe ihn noch nicht einmal unter die besten Filme des Kinojahres gewählt. Ungeachtet dessen zählt der Regisseur zu meinen Favoriten. 

Der neue Film von ihm ist stilistisch mehr Phantastik als Science Fiction. Er handelt von einem Underground-Kunst-Pärchen, das Organ-Operationen zu einer Kunstform stilisiert und diese live und im Netz vorführt. Dahinter stecken evolutionäre Entgleisungen, die den Schmerz ausschalten und neue Organe wachsen und bedingt steuerbar mutieren lassen. Die herangewachsene Organkunst im Körper kann dann operativ entfernt und den Zuschauer*innen gezeigt werden. Gleichzeitig erfährt der Operierte gewisse Lustgefühle, die sich auf die Zuschauer*innen übertragen. 

Der nunmehr bereits fast 80 Jahre alte Regisseur gilt als Mitbegründer des Body Horror, wofür Filme wie „Die Fliege“ (1986) standen. Seine Filme sind jedoch eher ein visuelles Erlebnis in Sachen Körperdeformation, ohne dass sie angstauslösende Horrorelemente haben. Ekelmomente können da schon häufiger vorkommen. 

Mit seinem neuen Film ist der Regisseur wieder zu Themen zurückgekehrt, für die er berühmt geworden ist. 

Aus meiner Sicht ist es ein ideentechnisch und visuell interessanter Film mit passablen Schauspieler*innen, der vielleicht ein paar dramaturgische Schwächen hat. 

Weitere Einzelheiten zu Film und Rezeption: siehe wikipedia.

Sonntag, 6. November 2022

Filmkonserve: Frank Darabont's „Der Nebel“

Ich musste mich mal wieder davon überzeugen, ob ich noch eine DVD ans Laufen kriege. Dies ist nämlich die erste DVD, die ich in diesem Jahr schaue, wenn ich mich nicht irre. Ich hatte Lust auf einen Phantastik-Film. 

Herrn Darabont's Creature-Horrorfilm sah ich in 2008 schon im Kino und bewertete ihn damals als einen Film, den ich noch einmal sehen wollte (weshalb ich auch die DVD habe), auch wenn ich ihn nicht zu den besten Filmen des Filmjahrs zählte. Heute war ich allerdings noch weniger überzeugt, einen guten Film zu sehen. 

Die Geschichte spielt weitgehend in einem Supermarkt, der von einem dichten Nebel eingefangen wird. Draußen gibt es eine leichte Panik, Gerüchte gehen um, der Nebel sei gefährlich, Böses lauere im Nebel. Man glaubt ihnen nicht, muss erst selbst erleben, dass fremdartige, blutgierige Tiere im Nebel umgehen und Opfer suchen. 

Im Laufe des Films sieht man riesige Insekten, Flugsaurier, tentakelbewehrte Viecher, groß wie King Kong, und es verbreitet sich die These, dass das Militär ein Tor in eine andere Dimension oder Parallelwelt geöffnet hat, aus dem die Ungeheuer in die Welt eingedrungen sind. 

Soweit so gut, mitunter gibt es beeindruckende Creature-Szenen im Film. Nur leider überwiegen aufgesetzte, eher dümmliche oder phantasielose Dialoge und stereotyp agierende, nicht übermäßig talentierte Gut- und Bösemenschen. Ursprünglich lediglich Kund*innen des Supermarkts, verfallen letztere dem archaisch-religiösem und aufwieglerischem Gebrabbel einer Frau über den Weltuntergang und Gottes Rache. 

Echt wahr, diesen Film muss ich ausmustern.

Montag, 31. Oktober 2022

Im Kino: Triangle of Sadness

Ruben Östlund's Film erzählt von einem reichen Model-Pärchen und ihrer Luxus-Kreuzfahrt auf einer Groß-Yacht, die in einer Katastrophe mündet. Der Film fängt mit einem Casting und einem absurden Streit über eine Restaurant-Rechnung an. Danach springt er auf die Luxus-Yacht, um das langweilige Gesellschaftsleben dort zu zeigen. Anwesend sind dort ein paar Pärchen und die Besatzung, die (fast) alle Wünsche erfüllen soll. So lässt man die Besatzung schon mal zur Unterhaltung antreten. 

Der meist betrunkene Kapitän (Woody Harrelson) hat wahrscheinlich schon lange die Nase voll von diesem Klientel und wird vom wahren Grauen gepackt anlässlich des anstehenden Kapitän-Dinners. Er legt das Dinner dann auf Stunden ordentlichen Seegangs. Visuell wird ausgesprochen ergiebig gekotzt, und die Toiletten versagen dann auch noch. 

Im dritten Part des Films wird das Schiff von Piraten angegriffen und sinkt nach einer Explosion. Die Überlebenden retten sich auf eine einsame Insel. Eine Asiatin, die allein Feuer machen und Fische fangen kann, erklärt sich zur Chefin an Land. Der Model-Man muss nun Liebesdienste leisten, die Männer haben nichts mehr zu sagen. 

Schiffbruch der Dekadenz. Die Goldene Palme für ein Luxusschlachtengemälde“, meint artechock

Man kommt wohl nicht umhin, diesen preisgekrönten, gewollt boshaft gemachten Film als ziemlich amüsant und gelungen anzuerkennen. Mir ging es jedenfalls so.

Vielleicht schafft Östlund es diesmal in meine Jahresbestenliste. "Höhere Gewalt" (2014) und "The Square" (2017) schafften es - wenn auch knapp - nicht, obwohl auch letzterer bereits die Goldene Palme gewann.

Samstag, 29. Oktober 2022

Bücherwelten: Justin Cronin's Roman „Die Zwölf“

Nach dem Roman „Der Übergang“ (The Passage, 2010), den ich schon vor 6 Jahren las, hat der US-amerikanische Autor sein apokalyptisches Vampir-Epos zu einer dickbändigen Trilogie erweitert. Im zweiten Band (The Twelve, 2012), der sich über 100 Jahre hinzieht, verfolgt der Autor die Geschichte weiter. 

Die USA sind längst in gefährliches Niemandsland und befestigte menschliche Siedlungen mit mehr oder weniger autokratischen Dorfregierungen zerfallen, die lose Kontakte pflegen, wobei sich die Durchquerung des Niemandslandes und der aufgegebenen Großstädte regelmäßig als gefährlich erweist. Des Weiteren gibt es autokratische Kommunen, die mit den Vampir-Königen kooperieren, damit die eigene Führungsriege ebenfalls die Unsterblichkeit erreichen kann. Hierfür ist modifizierte Blut regelmäßig zu trinken. 

Dennoch verfolgen einige Menschen weiter das Ziel, die zwölf „Vampir-Könige“ zu finden und zu töten, da mit ihrem Ende auch ihre Vasallen (Virals) zu Staub zerfallen. 

Herr Cronin kann über weite Strecken gut und spannend schreiben, doch die große Schlacht in einem ehemaligen Fußballstadion und das Ende des Romans wirken auf den letzten 100 Seiten zu pompös oder pathetisch. Im Übrigen hat man zeitweise den Eindruck, einen Militär-Roman zu lesen, der aktuell ebenso gut im Niemandsland der Ukraine spielen könnte, wenn man sich den Vampir-Mythos hier weg denkt. 

In 2019 startete eine 10-episodige FOX-Serie, die sich der Geschichte annahm und nach dieser Staffel eingestellt wurde. Wahrscheinlich endete sie demnach im Nichts.

Donnerstag, 27. Oktober 2022

Im Kino: Mona Lisa And The Blood Moon

Ana Lily Amirpour erzählt von einer asiatischen jungen Frau, die der Zwangsjacke entfliehen kann und in New Orleans von einer Prostitierten aufgenommen wird, um mit ihr gemeinsam auf kriminelle Raubzüge zu gehen; denn die Asiatin hat die Fähigkeit, ihre Gegner*innen mental zu zwingen, bestimmte Dinge zu tun, etwa Geld am Automaten abzuheben. 

Der Film spielt mit vielen Genres, egal ob Horror, Fantasy, Coming-of-Age, Rachedrama oder Underground-Subkultur. In erster Linie würde ich es als ein Underground-Werk betrachten. Dafür sprechen auch Outfit und Soundkulisse. 

Mit im Mittelpunkt der Geschichte steht auch der noch junge Sohn der Prostituierten, den diese meist etwas vernachlässigt hat und der eine sensible Beziehung zur Asiatin aufbauen kann. 

 „Zwar wird hier vieles nur angedeutet und manches schlichtweg unter den opulenten Sound- und Bildteppich gekehrt, aber gerade diese Bruchstückhaftigkeit passt gut zum schrägen, märchenhaften Grundton dieses wilden und sehr unkonventionellen Films“, meint kino-zeit

Ja, diese britisch-amerikanische Regisseurin erweist sich zunehmend als talentiert abseits der Mainstream-Schiene - und wir freuen uns, dass es dieser Film ins Kino geschafft hat.