Mittwoch, 21. Mai 2025

Sound-Welten (04/2025)

Gewinner dieser Prüfrunde ist ein Lankum-Album. 

Giants Dwarfs And Black Holes. Alben: In A Sandbox Full of Suns (2023) // Echo on Death of Narcissus (2024). Zweites und drittes Album einer deutschen Heavy-Psychedelic-Rock-Band mit Lady am Micro. Das Debut-Album hatte ich schon mal für gut befunden, konnte es aber nicht erwerben. Charakteristisch für die Band sind überwiegend längere Songs, die auch die 10-min-Marke knacken können. Gewisse qualitative Zweifel sind mir bei den neueren Scheiben gekommen, die wohl eine härtere, raue Stoner-Rock-Gangart einlegen. Auch die Voice der Lady sagt mir nicht immer so zu, auch wenn auf dem neueren Album eine neue Lady zu hören ist. Manchmal kann die epische Gitarrenarbeit überzeugen. SHR: 1 T. WD: 3/day. 

Harald Grosskopf. Alben: Synthesist (1980), Strom (2024). Der Mann ist als Schlagzeuger deutsches Urgestein. Er debütierte ursprünglich mal Anfang der 1970er Jahre auf einem Album der Klassikrock-Band Wallenstein und arbeitete mit diversen anderen Koryphäen zusammen, etwa dem Keyborder Klaus Schulze. Im Bereich der elektronischen Musik arbeitete er dann auch selbst. Es dürfte ab 1980 mindestens 10 Solo-Alben von ihm geben. Stilistisch stützt sich das rhythmusbetonte Album „Strom“ im Wesentlichen auf instrumentale Drum-Computer- und Synthi-Arbeit, liefert aus meiner Sicht aber nicht etwas bewegend und stilistisch Neues mit Alleinstellungsmerkmalen ab. Mitunter empfinde ich den Sound auch als zu unruhig oder als aufdringlich. Geplucker-Sound a la Tangerine Dream gab es auch schon auf seinem Solo-Debüt-Album „Sythesist“ zu hören, das aber auch gepluckerfreie Synthi-Sounds kennt. SHR: 49 T – 768 T // 1 T - 3 T. WD: 22/day. 

I Häxa. Album: I Häxa (part I-IV) (2024). Das britische Duo mit Lady am Micro schafft auf ihrem ursprünglich in Form von vier EP's veröffentlichten Debüt-Werk „eine versponnene, bedrohliche Welt, in der Verhalltes und Verhuschtes neben absolut Erschütterndem steht, Trip-Hop neben Folk, Drum’n’Bass neben Noise. Rebeccas Stimme spinnt dich dabei beim Hören in einen Kokon, klingt mal wispernd und zart, dann wieder brüchig wie eine Wetterhexe“, so metal-hammer. Ich selbst bin aber weniger überzeugt, manche Songs sind mir zu unruhig. SHR: 6 T - 35 T. WD: n.v. 

Jan Bang. Alben: Narrative from the Subtropics (2013) // Reading the Air (2024). Seit 1989 gibt es gelegentlich Solo-Werke unter dem Namen dieses norwegischen Musikers – und es gibt viele weitere Kooperationen mit anderen Musikern. Die Solo-Werke sind wahrscheinlich zumeist im Grenzbereich von Jazz/Elektronik/Ambient angesiedelt, manchmal auch mit Gesang. Im vorliegenden neuen Album werden die leicht mystisch-jazzig-schwebend-dreampopartigen, vereinzelt auch triphoppigen Songs auch im Duett Man/Lady vorgetragen. Mir persönlich ist der Sound ein bisschen zu mainstreamig geraten, obwohl hier schon ziemlich viel passt. Typisch nordic-norwegisch. Das ältere Album ist deutlich weniger mainstreamig, soundskizzenhafter, ambienter, es gibt dort auch viele Geräusche. SHR: 4 T – 20 T // 4 T - 10 T. WD: 1/day. 

Klaus Schulze. Alben: 101, Milky Way (2008/24) // Deus Arrakis (2022). Ebenfalls ein deutsches Urgestein in der elektronischen Musik, das an der Verwirklichung der Debüt-Alben von Tangerine Dream (1970) und Ashra Temple (1971) beteiligt war, ging er später eigene Wege. Das Album „101, Milky Way“, posthum erschienen, enthält Kompositionen aus dem Jahr 2008 und ist meines Erachtens mit seinem Synthi-Geplugger nicht weiter bemerkenswert. Deutlich besser ist sein letztes Werk „Deus Arrakis“, das kurz nach seinem Tod erschien. Atmosphärische und sehr sphärische Weltraummusik, manchmal auch dezent rhythmisch. Es gibt 48 Alben von ihm; die meisten wurden auf den babyblauen Seiten auch bewertet. Danach ist „Deus Arrakis“ das beste Werk seit 2010 und kam auf Platz 2 der deutschen Charts; ich vermute mal, dass dies mit der Medienresonanz in Zusammenhang mit seinem Tod zusammenhängt, denn in den Charts spielte sein Werk zeitlebens eine eher untergeordnete Rolle. Es gibt im Übrigen bessere Werke aus früheren Zeiten. SHR: 13 T – 46 T // 73 T - 366 T. WD: 100/day. 

Lankum. Alben: The Livelong Day (2019) // False Lankum (2023). Das vierte Album einer irischen Weird-Folk-Band mit Man/Lady am Micro integriert Gothic-Touch und ambiente Drone-Strukturen. Es gibt auch – wie auf den vorangegangenen Alben - ziemlich lange Songs auf diesem Album. Von prettyinnoise wird die Sängerin als „einer der besten Folk-Sängerinnen unserer Zeit“ bezeichnet. Gutes Album! Das Vorgänger-Album „The Livelong Day“ hört sich knarrig-traditioneller und pastoraler an, auch weil Drone-Strukturen fehlen. Es kann mich insbesondere in den Instrumental-Parts nicht immer überzeugen, enthält aber den herausragenden 10-Minüter „The Wild Rover“. SHR: 389 T – 2.773 T // 284 T – 2.052 T. WD: n.v. 

SHR = Spotify-Hörer-Relevanz in 1.000 Zugriffen (= 1 T) je Song. Indikator für relative Bedeutung im weltweiten Raum. 

WD = Anzahl der de.wikipedia-Seitenaufrufe zur Band/Künstlerin pro Tag (als 90-Tage-Mittel), n.v. = keine deutschsprachige wikipedia-Seite vorhanden. Indikator für relative Bedeutung im deutschsprachigen Raum. 

 Die Zahlenangaben beziehen sich auf den Zeitpunkt meines letzten Zugriffs.

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