Sonntag, 18. Februar 2024

Im Kino: All of Us Strangers

Andrew Haigh inszenierte hier in Anlehnung an den 1987 erschienenen Roman des kürzlich verstorbenen japanischen Autors Taichi Yamada einen Film, der sich als anspruchsvolle Schwulen- und Mystery-Geschichte wahrscheinlich zu einem Meilenstein entwickeln wird. Es wäre schön und ist vielleicht auch nicht abwegig, wenn dieses im Jahr 2007 auf Deutsch erschienene Buch („Sommer mit Fremden“) mal wieder aufgelegt würde. 

Anders als das Buch spielt der Film in London, und das Buch ist auch keine Schwulengeschichte, aber die Grundstruktur der Story bleibt gleich. 

Zwei Männer leben in ihren Appartements in einem Hochhaus. Sie scheinen die einzigen Bewohner zu sein, und sie kommen sich zögerlich näher. Der Hauptprotagonist will ein Buch über seine Eltern, die vor Jahrzehnten bei einem Autonfall umkamen, und über seine Kindheit schreiben. Er wühlt zu Hause in alten Dokumenten, die bei ihm verblieben sind und findet ein altes Foto vom Haus, in dem sie damals wohnten. 

Während der eine Strang des Films im Hochhaus spielt und die Annäherung der beiden Männer behandelt, spielt der andere Strang im Haus der Eltern, denn der Mann macht sich auf zu dem Haus und findet dort nach mehreren Erkundungen der Umgebung seine Eltern vor, die so alt wie damals im Jahre ihres Todes sind und ihn, der nun erwachsen und etwa gleichalt ist, erkennen und herzlich empfangen. 

Der Sohn outet sein Schwulsein gegenüber seinen Eltern und sie versuchen gemeinsam, diese Vergangenheit zu verarbeiten, gleichzeitig versucht der Mann diese Geschichte mit seinem einzigen Hausbewohner zu verarbeiten, den er auch für eine Begegnung mit seinen Eltern zu dem Haus führt. Doch dieser Kontakt misslingt. 

Es ist schwer, die Qualität des Films aus der Geschichte abzuleiten, denn die Qualität resultiert primär aus deren atmosphärischen Umsetzung, die durch Entrücktheit, ruhig-mysteriösen Soundtrack und Empathie im Kontakt der Figuren untereinander bestimmt wird. Ein guter Film mit einem unauffällig inszenierten "Riss in der Wirklichkeit"! Ich glaube, wenn man nichts vorher über den Film gelesen hat, dürfte man große Schwierigkeiten haben durchzublicken.

Das emotionale und romantische Drama balanciert auf der Grenze zwischen Realität und Fantasie“, meint heldenderfreizeit.

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