Sonntag, 18. Oktober 2020

Filmkonserven: Nicolas Roeg „Wenn die Gondeln Trauer tragen“


Dieser Film aus dem Jahr 1973 war das Meisterwerk des britischen, inzwischen verstorbenen Regisseurs. Ich sah ihn schon Mitte der 70er Jahre im Kino und nun nach 13/14 Jahren mal wieder. Grund dafür ist auch, dass der Film in Venedig spielt. Ich war zwar jetzt nur auf Sizilien, wollte mir aber anschauen, ob Venedig im Film genauso attraktiv vergammelt daher kommt wie weite Bereiche sizilianischer Altstädte. Tut es! 

Der Film erzählt von einem Ehepaar, dass mit dem Tod der Tochter einen Schicksalsschlag hinnehmen muss und später nach Venedig geht, wo unter der Leitung des Mannes (Donald Sutherland) eine alte Kirche restauriert wird. In einem Restaurant macht die Frau (Julie Christie) Bekanntschaft mit einer älteren blinden Frau, die als Medium Kontakt zu den Toten aufbauen kann. Diese erzählt ihr, die tote Tochter glücklich zwischen ihnen am Restaurant-Tisch gesehen zu haben. Seitdem kommt es zu Irritationen der Ehepartner, da der Mann alles für Humbug hält (doch das Medium wusste reichlich viel für eine Zufallsbekanntschaft), die Frau jedoch weiterhin Kontakt sucht. 

Gleichzeitig, während sie so in der Stadt leben und sich auch manchmal in den winkligen Gassen verirren, beobachten sie, wie an dem einen oder anderen Tag die Opfer eines Serienkillers aus den Kanälen gezogen werden. 

Später fliegt die Frau nach England, da der Sohn einen kleineren Unfall im Internat hatte. Der Mann glaubt jedoch wenig später, seine Frau zusammen mit dem Medium und deren Schwester auf einem Boot gesehen zu haben und rennt suchend durch die Stadt, um deren Wohnung zu finden. Schattenhaft huscht gleichzeitig eine kleine Gestalt in rotem Mantel durch die Gassen, die er wohl für seine tote Tochter hält. Er nimmt die Verfolgung auf, die böse endet. 

Ja, ich halte diesen Film immer noch für ein Meisterwerk sinistrer Filmkunst und mit seiner latent bedrohlich wirkenden Atmosphäre auch für ziemlich unheimlich. Einsame mitternächtliche Spaziergänge durch die Gassen Venedigs bei Vollmond oder Nebel mögen atmosphärisch ansprechend sein, aber in Erinnerung an diesen Film bestimmt auch eine Herausforderung für das Nervenkostüm. 

Wie man bei wikipedia nachlesen kann, waren „besonders die Stadträte damals besorgt, dass der Film die Touristen abschreckt. Venedig kann einem Angst einjagen, wenn man allein ist und Geräusche hört“. In den Gassen soll es eine spezielle Akustik geben, die Geräusche verstärkt und deren Ortung erschwert. 

Ich selbst war 1981 mal in Venedig, dort aber nicht im Dunkeln unterwegs, da ich damals kein Zimmer in der Stadt hatte, sondern im Schlafsack am Strand der Lagune nächtigte.

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