Sonntag, 30. August 2020

Im Kino: Il Traditore

Marco Bellocchio hat mit diesem zweieinhalbstündigen Mafia-Epos ein ambitioniertes, auf Tatsachen basierendes Werk hingelegt. 

Der Hauptprotagonist, der als ehemaliges hochrangiges Mitglied der Cosa Nostra bei den Prozessen gegen Mafia-Mitglieder Kronzeuge war, hatte sich zuvor bereits nach Rio de Janeiro abgesetzt - in eine exquisite Villa hoch oben mit Blick auf die Stadt und den Zuckerhut. 

Erst danach begangen die Schlächtereien auf Sizilien, bei denen es im Wesentlichen um Anteile an den Heroin-Märkten ging. So hört er in Rio auch weitestgehend tatenlos zu, wenn Familienmitglieder am Telefon über ermordete Familienmitglieder berichten. Er weiß, dass er nicht zurückkehren kann. Der Film zeigt die Ereignisse in Palermo. 

Später fliegt er auf, die brasilianische Polizei stürmt die Villa, verhört ihn und seine Familie brutal, doch alle halten dicht. Italien verlangt dann seine Auslieferung. In diversen Hochsicherheitstrakten eingeliefert, kann der amtierende Hauptermittler (Falcone) einen Deal mit ihm aushandeln. Die Prozesse mit dem Kronzeugen und den verratenen Mafia-Mitgliedern in den Raubtierkäfigen bilden einen Schwerpunkt im Film. 

Insgesamt ist das aus meiner Sicht ein sehenswerter Film. Dem Mythos wird er nicht schaden, dafür ist der Film zu elegant gemacht. Immer wieder interessant, wie familiär und patriarchalisch das System war. Die Frauen waren anscheinend nie eingebunden in die „Geschäfte“, eher mehr Trophäe und für den Familiensegen zuständig. 

Das System als Ganzes, die hohlen Rituale der angeblichen Ehrenmänner: All das schildert der Film ungeschönt als blutiges Familienporträt“, sagt epd-film.

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