Donnerstag, 23. September 2021

Im Kino: Je suis Karl

In Christian Schwochow's Film geht es um rechtsradikalen Terrorismus und um politische Selbstinszenierung auf der Bühne sowie videoverfilmt und veröffentlicht im Internet. Dabei wird ausgerechnet eine unmittelbar durch einen Paketbombenanschlag Betroffene zum Sprachrohr einer rechten, europaweit agierenden Bewegung. 

Visuell durchaus packend und stilistisch überzeugend erzählt, hapert es der Geschichte selbst an Nachvollziehbarkeit. Die sich anbahnende Liebesgeschichte - geschenkt. Die rechte Szene wird gut beleuchtet, aber ihre Motive bleiben verbal weitgehend im Dunkeln. Und das gilt erst recht für den Hauptprotagonisten, der sich am Ende von den eigenen Leuten erschießen lässt, damit seine Bewegung diesen "Mord" den Migranten oder Islamisten in die Schuhe schieben kann. Auf der anderen Seite ist bei Fanatikern und Verschwörungstheoretikern allerdings auch nicht zu erwarten, dass mutmaßlich vernünftig denkende Menschen deren Motive nachvollziehen können. Hier im Film werden sie aber nur am Rande überhaupt thematisiert, es geht mehr um die Inszenierung von Lügengeschichten und Meinungsmanipulation. 

Insgesamt ist es dennoch ein Film geworden, den man sich mal gut ansehen kann. 

Filmstarts spricht von einem „massiven Glaubwürdigkeitsproblem“.

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