Samstag, 31. Oktober 2020

Im Kino: Niemals Selten Manchmal Immer

Eliza Hittman's Film erzählt von zwei US-amerikanischen Mädchen, die sich heimlich aus rechtlichen Gründen mit dem Bus auf nach New York machen, um eine Abtreibung umzusetzen. Doch auch in New York gibt es Regeln und Hindernisse, die Geld kosten und umschifft werden müssen, um zum Ziel zu gelangen. 

Das Besondere an diesem Film ist aus meiner Sicht, dass es ein US-Film ist und die Abtreibung konsequent umgesetzt wird, ohne herumzumoralisieren. Hierbei bleiben die Gründe für die Entscheidung des Mädchens weitgehend im Dunkeln. 

Auf der Berlinale gewann der Film den Silbernen Bären. 

Gerade die leise und eindringliche Kraft des Films führt dazu, dass er umso wuchtiger wie eine Faust in die Magengrube trifft“, stellt epd-film fest.

Freitag, 30. Oktober 2020

Im Kino: Ema

Dies ist schon der 5. Film, den ich von Pablo Larraín nunmehr im Kino gesehen habe – und es dürfte der beste von diesen Filmen sein. 

Der Film handelt von Adoptions-, Beziehungs- und Schuldproblemen, von einer jungen Frau, die nach Jahren das adoptierte Kind wieder zurück gibt, nachdem dieses mit Feuer gespielt und ein großes Unglück angerichtet hat. 

Die Frau hat ebenfalls ein Feuerproblem, zieht sie doch mit einer Gruppe Frauen und mit Flammerwerfer durch die chilenische Stadt Valparaíso, um in einer Art Happening Container, Ampeln etc. anzuzünden. 

Und sie ist Tänzerin und Tanzlehrerin mit Neigung zu einem exaltierten, futuristisch-erotisch anmutendem Tanzstil. 

Alles nicht so leicht anschaulich zu erzählen, denn der Film ist vor allem visuell und vom Sound her manchmal toll, während der erzählerische Background, die Ursachen, Motive und Beweggründe der handelnden Personen eher verschwommen bleiben. 

Furchterregend schön“, meint die zeit zum Film.

Sonntag, 25. Oktober 2020

Meine Woche (KW 43/20)

Getan: gearbeitet, eingekauft, oftmals im Kino gewesen, Grippeimpfung durchgezogen, Spaziergang in der Kölner Südstadt gemacht. 


Gefühlt: durchwachsen, da beunruhigt; da das Infektionsrisiko durch Verdreifachung der 7-Tage-Inzidenz für Köln in wenigen Wochen erheblich gestiegen ist, ist auch mein Sterberisiko statistisch entsprechend gestiegen, liegt dieses für 60-Jährige doch 100-fach über dem Risiko für 20-Jährige. Es spöttelte allerdings jemand, dass dieses Sterberisiko schon immer 100-fach über dem der 20-Jährigen gelegen hätte. Kann mich das jetzt beruhigen? 

Gekauft: eine Globetrotter-Jacke in weinrötlicher Farbe bei Karstadt (80 €) und einen Bluetooth-Kopfhörer von JBL bei Saturn (34 €). 

Gesehen: im Kino „On The Rocks“, „Mein Liebhaber, der Esel und ich“, „Zombie Child“, DVD „Panzerschiff Graf Spee (1956)“, im TV manchmal die Tagesschau, Quarks über Corona, Markt. 

Gedacht: es wirkt hier in Köln wie ein „Lockdown light“. Der wesentliche Unterschied ist, dass Gastronomie, kulturelle Einrichtungen und Geschäfte nicht behördlicherseits geschlossen worden sind, sondern sozusagen auf Sparflamme mit Hygiene-Konzept laufen. Auch der öffentliche Nahverkehr läuft ohne Einschränkungen. Ich kann also beispielsweise noch in die Kinos gehen, die nach meiner Einschätzung mit etwa 30 % Auslastung noch laufen dürfen. Der Herbst kommt mit Macht. 


Gelesen: in Robert Jackson Bennett's Roman „Die Stadt der träumenden Kinder“, im Kölner Stadtanzeiger. 

Gehört: Musik von Blackmore's Night, Black Mountain, Magma, Magna Carta, Malicorne, Mao Tse Tung Experience, Marianne Faithfull. 

Gegessen: „Rinderfrikadelle, dazu Möhrengemüse (bürgerlich)“ war eventuell das Highlight der Kantine, in der es inzwischen nur noch Vierertische gibt (die mit maximal 2 Personen besetzt sein sollten). 

Getrunken: Kaffee, Wasser, diverse Tees. 

Fazit: mäßige Woche. In Anbetracht des tendenziell schlechten Wetters und der Infektionszahlen habe ich auch meine Wochenendwanderung ausfallen lassen.

Im Kino: Zombie Child

Bertrand Bonello's Film fährt mindestens zweigleisig. Die eine Geschichte, Anfang der 1960er Jahre in Haiti beginnend, erzählt eine Voodoo-Zombie-Geschichte. Diese Zombies werden auferweckt, um als schlurfende, willenlose Sklaven auf den Plantagen zu arbeiten. Doch manche erinnern sich an ihre Vergangenheit und fliehen. 

Die andere Geschichte spielt in einem Elite-Mädchen-Internat im Frankreich der Gegenwart, wo ein neues, aus Haiti stammendes Mädchen im Rahmen eines „geheimen“ nächtlichen Initiationsritus die Geschichte ihres Zombie-Großvaters erzählt. Ein französisches Mädchen nimmt an, dass deren Mutter eine Voodoo-Zauberin ist und nimmt deren Hilfe in Anspruch, um ihren verflossenen Liebhaber an sich binden zu können. 

Der Film ist etwas spröde und eigentümlich. Er kann aus meiner Sicht am ehesten noch mit der manchmal merkwürdigen Musik und einer gewissen „nächtlichen Stimmung“ überzeugen. 

Somnambul ist der Erzählfluss dieses Films, der zwischen den Zeiten und Schauplätzen hin- und hergleitet und seine Geschichten zu einem historischen Bogen verbindet, von der Kolonialherrschaft bis in die französische Gegenwart“, meint die zeit.

Freitag, 23. Oktober 2020

Im Kino: Mein Liebhaber, der Esel & Ich

Die Französin Caroline Vignal hat einen aus meiner Sicht charmant-niedlichen Esel-Wanderfilm gemacht. Die Protagonistin verfolgt hierbei – aus welchem Grund auch immer - ihren Liebhaber, der sich mit seiner Familie für eine Eselstour in die Berge abgesetzt hat. 

Nebenher bringt der Film nicht nur schöne Landschaftsaufnahmen aus den Cevennen, sondern kann auch mit einer durchaus nicht allzu bieder wirkenden Affäre punkten. 

Der Film verweist auf ein 1879 verfasstes Reisetagebuch des Schatzinsel-Autors Robert Louis Stevenson, das auf Deutsch unter dem Titel "Mit dem Esel durch die Cevennen" erschien. Ich kenne es leider nicht.

Der romantische Aspekt hält sich sehr in Grenzen, stattdessen ist der Film aber eine Art Pilgerfahrt“, meint film-rezensionen.

Endlich mal wieder ein Film, der schön ausbalanciert ist und mir gefallen hat.

Donnerstag, 22. Oktober 2020

Wanderung am Petersberg (Siebengebirge)

Am letzten Sonntag machte ich bei trübem Wetter eine Detail-Erkundungstour, die vor allem dem Petersberg galt. 


Dennoch war die Tour etwas länger als erwartet, und es wurde auch früher dunkel als von mir erwartet.

Weitere Ausführungen zu dieser Tour und mehr Bilder gibt es in meinem Blog Unterwegsnahwehfernweh.

Dienstag, 20. Oktober 2020

Im Kino: On The Rocks

Manchmal beschleicht mich der Verdacht, mir die falschen Filme anzugucken, sei es, dass die guten Filme gar nicht im Kino laufen oder Zeit und Ort den konkreten Filmbesuch zu sehr beeinflussen. Euch auch schon passiert? 


Sofia Coppola's Film erzählt von einer eigentlich glücklich verheirateten Frau (Rashida Jones
), die gegenüber ihrem Vater (Bill Murray) den Verdacht äußert, das ihr Mann eventuell eine Affäre mit seiner hübschen Assistentin haben könnte. Der Vater, Schürzenheld und sozusagen Spezialist für gescheiterte Beziehungen, schlägt die Beschattung des Ehemannes vor und bindet die Tochter in die Nachforschungen ein. 

Aus meiner Sicht ist es ein lupenreines „Kann-man-gucken-Feel-Good-Movie“, das bestenfalls in der letzten Viertelstunde zu überzeugen und zu berühren weiß – falls man nicht zuvor endgültig eingeschlafen ist. Ein echt müder Montag heute, vielleicht liegt's auch daran? 

Fluffig-charmante Generationenkomödie, die harmloser wirkt, als die Geschichte, die sie erzählt“, meint epd-film.

Montag, 19. Oktober 2020

Meine Woche (KW 42/20)

Getan: Catania City in Detail-Erkundungen vertieft und Urlaub mit Flug „Catania – Köln“ beendet, gearbeitet, eingekauft, im Kino gewesen, gewandert im Siebengebirge (Bericht folgt). 


>Architektonische Kontraste in Catania, Sizilien<

Gefühlt: überwiegend ganz gut. 

Gesehen: im Kino „Über die Unendlichkeit“, DVD „Wenn die Gondeln Trauer tragen“, im TV manchmal die Tagesschau und einen Tatort. 

Gelesen: in Robert Jackson Bennett's Roman „Die Stadt der träumenden Kinder“; Becky Chamber's Roman „Zwischen zwei Sternen“ zu Ende gelesen, im Kölner Stadtanzeiger. 

Gedacht: toll, dass Hin- und Rückflug – wie gebucht – geklappt haben; das hätte auch anders laufen können. 

Gehört: Musik von Andrea Schroeder, Baaba Kulka, Madrugada und Magma.

Gegessen: Gulaschsuppe und Linsensuppe in Köln, gebackene Sardinen in Catania waren die Highlights. 

Getrunken: Kaffee, Grapefruit- und Orangensaft, Bier, Bitter Lemon, Pfefferminztee. 

Gekauft: nichts > 20 €. 

Fazit: eine gute Woche, in der der Sizilien-Urlaub endete und die Arbeit wieder aufgenommen wurde. Das Kölner Wetter lässt mich jedoch frieren.

Im Kino: Über die Unendlichkeit


Roy Andersson's Film wirkt wie Szenen aus belebten Stillleben. Meist passiert nichts bis wenig, die Leute sitzen oder stehen herum, bis mal jemand Initiative zeigt. Typisch skandinavisch, denkt man. 

Eine Geschichte erzählt dieser Film auch nicht. Es gibt zwar auch zusammenhängende Passagen, aber manche Szenen erzählen irgendetwas Anderes, das örtlich und/oder zeitlich ganz woanders geschieht. 

Minimalismus, Eigentümlichkeit, Komik, Melancholie zeichnen den Film aus. Dennoch hat mich bisher noch kein Andersson-Film insgesamt überzeugen können. In diesem jüngstem Film fehlt jedenfalls der erzählerische „rote Faden“. 

Anderssons Blick auf das menschliche Treiben, die Lächerlichkeit und die Größe unserer Existenz, ist melancholisch und liebevoll, so abgründig wie heiter, letztlich eine große Liebeserklärung an all das, was man zusammengenommen Leben nennt“, meint epd-film.

Sonntag, 18. Oktober 2020

Filmkonserven: Nicolas Roeg „Wenn die Gondeln Trauer tragen“


Dieser Film aus dem Jahr 1973 war das Meisterwerk des britischen, inzwischen verstorbenen Regisseurs. Ich sah ihn schon Mitte der 70er Jahre im Kino und nun nach 13/14 Jahren mal wieder. Grund dafür ist auch, dass der Film in Venedig spielt. Ich war zwar jetzt nur auf Sizilien, wollte mir aber anschauen, ob Venedig im Film genauso attraktiv vergammelt daher kommt wie weite Bereiche sizilianischer Altstädte. Tut es! 

Der Film erzählt von einem Ehepaar, dass mit dem Tod der Tochter einen Schicksalsschlag hinnehmen muss und später nach Venedig geht, wo unter der Leitung des Mannes (Donald Sutherland) eine alte Kirche restauriert wird. In einem Restaurant macht die Frau (Julie Christie) Bekanntschaft mit einer älteren blinden Frau, die als Medium Kontakt zu den Toten aufbauen kann. Diese erzählt ihr, die tote Tochter glücklich zwischen ihnen am Restaurant-Tisch gesehen zu haben. Seitdem kommt es zu Irritationen der Ehepartner, da der Mann alles für Humbug hält (doch das Medium wusste reichlich viel für eine Zufallsbekanntschaft), die Frau jedoch weiterhin Kontakt sucht. 

Gleichzeitig, während sie so in der Stadt leben und sich auch manchmal in den winkligen Gassen verirren, beobachten sie, wie an dem einen oder anderen Tag die Opfer eines Serienkillers aus den Kanälen gezogen werden. 

Später fliegt die Frau nach England, da der Sohn einen kleineren Unfall im Internat hatte. Der Mann glaubt jedoch wenig später, seine Frau zusammen mit dem Medium und deren Schwester auf einem Boot gesehen zu haben und rennt suchend durch die Stadt, um deren Wohnung zu finden. Schattenhaft huscht gleichzeitig eine kleine Gestalt in rotem Mantel durch die Gassen, die er wohl für seine tote Tochter hält. Er nimmt die Verfolgung auf, die böse endet. 

Ja, ich halte diesen Film immer noch für ein Meisterwerk sinistrer Filmkunst und mit seiner latent bedrohlich wirkenden Atmosphäre auch für ziemlich unheimlich. Einsame mitternächtliche Spaziergänge durch die Gassen Venedigs bei Vollmond oder Nebel mögen atmosphärisch ansprechend sein, aber in Erinnerung an diesen Film bestimmt auch eine Herausforderung für das Nervenkostüm. 

Wie man bei wikipedia nachlesen kann, waren „besonders die Stadträte damals besorgt, dass der Film die Touristen abschreckt. Venedig kann einem Angst einjagen, wenn man allein ist und Geräusche hört“. In den Gassen soll es eine spezielle Akustik geben, die Geräusche verstärkt und deren Ortung erschwert. 

Ich selbst war 1981 mal in Venedig, dort aber nicht im Dunkeln unterwegs, da ich damals kein Zimmer in der Stadt hatte, sondern im Schlafsack am Strand der Lagune nächtigte.

Samstag, 17. Oktober 2020

Bücherwelten: Becky Chambers' Roman „Zwischen zwei Sternen“


In ihrem Roman (orig.: „A Closed and Common Orbit“, 2016) setzt die junge kalifornische Autorin ihren multikulturellen Wayfarer-Romanzyklus fort, der mit dem Roman „Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten“ begann. Ihr geht es im Wesentlichen um die friedliche, konstruktive Koexistenz und Gleichberechtigung zwischen Individuen, egal ober innerhalb einer Gruppe oder zwischen unterschiedlichen Rassen, Völkern und Künstlichen Intelligenzen (KI'n). 

Der Roman spielt einerseits auf einer Schrottrecycling-Insel, in der ein gezüchtetes Mädchen, einer Zerlegefabrik entkommt und zwischen den Schrotthalden ein ausrangiertes Klein-Raumschiff findet, das von einer KI „bewohnt“ wird; andererseits spielt der Roman auf einen anderen Planeten, auf dem zwei Typen leben (Mann, Frau), die einer Raumschiff-KI ermöglicht haben, in einen künstlichen Körper umzuziehen – mit entsprechenden motorisch-psychischen Problemen für die KI. Es sind zeitversetzte Handlungsstränge, da die Frau früher das Mädchen auf der Schrottinsel war. 

Auch wenn der Roman dem Stil des Debut-Werks treu bleibt, kann er aus meiner Sicht insgesamt nur bedingt an den Charme des ersten Romans anknüpfen. Beispielsweise empfand ich es nicht als besonders glücklich, wenn in kurzen Kapitel immer zwischen den beiden Schauplätzen hin- und her gesprungen wird – es stört den Lesefluss. Auch wirkte die Schrottinsel-Geschichte auf mich als Survival-Story inhaltlich insgesamt interessanter. 

Bei der Leserschaft hat das Buch wohl einen überwiegend positiven Eindruck hinterlassen, siehe z.B. bei lovelybooks.

Im Kino: Tenet


Christopher Nolan's Film habe ich schon vor meinem Urlaub gesehen, bin aber nicht mehr dazu gekommen, hier etwas dazu zu schreiben. 

 In diesem Action-lastigen Agenten-Film gerät das Zeitgefüge durcheinander, da man in der Zukunft die Erfindung macht, in die Vergangenheit reisen zu können und den Zeitfluss umkehren kann. Dasselbe gilt für Objekte, die sich gegen den Zeitfluss bewegen. Das ist alles wird auch gezeigt. 

Ob man noch durchblicken kann oder die Geschichte einen tieferen Sinn ergibt, lasse ich hier mal offen. Mir selbst hat sich der Sinn des Spektakels nicht so wirklich erschlossen und schauspielerisch fand ich den Plot eher mau. 

Eine neue Form cineastischer Trance - wenn man nicht über Logik nachdenkt“, meint die sueddeutsche.